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Vergessene Mühlsteine (Part 1): Der Earthcache EarthCache

Hidden : 3/14/2024
Difficulty:
3 out of 5
Terrain:
3 out of 5

Size: Size:   other (other)

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Geocache Description:


PROLOG


Dieser kurze, aber spannende Earthcache wird euch zu einem versteckt und abseits der Wege liegenden Relikt vergangener Industriekultur führen — einem im 19. Jahrhundert aufgegebenen Mühlsteinrohling aus Buntsandstein.
Ihr werdet erfahren, warum sich gerade im Gebiet rund um den Königsstuhl etliche noch teils rohe, teils nahezu fertiggestellte Mühlsteinentwürfe finden lassen. Und vielleicht kann dieser Cache ja auch eure Fantasie anregen, sich vorzustellen, unter welch harten Bedingungen hier im Wald vor knapp 150 Jahren geklopft, gehauen und gemeißelt wurde?

Seid ihr nach dem Besuch dieses Steins auf den Geschmack gekommen und wollt noch weitere Mühlsteine sehen, könnt ihr nahtlos mit dem Multi "Vergessene Mühlsteine (Part 2): Der Multi" (GCAN55R) weitermachen, der in nur knapp 100 Meter Entfernung startet. Dort werdet ihr auf verschiedene Mühlsteine in unterschiedlichen Ausarbeitungsgeraden stoßen und Einiges zu entdecken und zu bestaunen haben.

DIE MÜHLSTEINE


Jahrtausendelang waren Mühlen die wichtigsten Maschinen der Menschheit. Sie gehörten zu den ältesten technischen Errungenschaften der Menschheit, und es war eine bahnbrechende Kulturleistung des Menschen, Muskelkraft durch natürliche Energien zu ersetzen: nämlich durch Wasser- und Windkraft.

Es gab dabei nicht nur Mahlmühlen für Getreide, welche die Mörser und Handreibesteine ersetzten, mit denen zuvor mühselig das Getreide zu Mehl zerstoßen bzw. zerrieben werden musste, sondern auch Ölmühlen (für Nüsse, Walnüsse, Haselnüsse, Bucheckern, Leinsamen, Mohnsamen und Raps), Pulvermühlen (für Holzkohle), Lohmühlen (für Gerbrinde), Papiermühlen, Knochenmühlen und Hanfreiben.
Der Betrieb von Mühlen war nicht nur von immenser wirtschaftlicher sondern auch militärischer und politischer Bedeutung: in Ziegelhausen z. B. wurden im Mittelalter für die Kurfürsten auf dem Schloss mehrere Pulvermühlen betrieben, denn der Besitz von Schwarzpulver war zur damaligen Zeit für die Kurfürsten essentiell zur Machtausübung.

Fun fact: diese Anwendungsvielfalt hat in der englischen Sprache ihren Niederschlag gefunden, in der mit dem Begriff „mill“ nicht einfach die „Mühle“, sondern eine „Fabrik“ schlechthin gemeint ist.

Übrigens, die erste Mühle in unserem Raum wird im Lorscher Kodex aus dem Jahr 783 genannt: dem Kloster Lorsch wurde damals eine Mühle mitsamt Land und Knecht geschenkt. Doch eine Mühle kann nur so gut und effektiv sein wie ihre Mühlsteine – und einige der besten und gefragtesten wurden zu großen Teilen hier in Heidelberg gefertigt.
Um 1850-1875 lebten laut den Adressbüchern dieser Zeit Dutzende Steinhauer, Steinbrecher und Mühlsteinmacher in Heidelberg (besonders in den Stadtteilen Schlierbach und Rohrbach), welche im Stadtwald ihren Arbeitsplatz und ihr Einkommen hatten.

Weiterhin gibt es Belege dafür, dass mit den Heidelberger Mühlsteinen auch Handel getrieben wurde: auf alten Zeichnungen und Stichen erkennt man, wie fertige Steine am Neckar als Frachtgut gelagert bzw. auf Schiffe geladen und dann flussauf- oder abwärts abtransportiert wurden, u. a. ins Elsenztal bis Sinsheim.

Mühlsteine aus dem Heidelberger Buntsandstein wurden sogar noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts im Stadtwald hergestellt und in den meisten Mühlen verwendet.

Doch um zirka 1880 – 1900 hatte sich aber die Mühlentechnik für Getreide grundlegend geändert: nach und nach entstanden Großmühlen mit besserer Technik unter Einsatz von härteren und länger haltbaren Steinen aus Basaltlava, Porphyr und Granit. Mit diesen neuen Mahlverfahren wurden Qualität und Quantität des Mahlgutes gegenüber den Kleinmühlen erheblich gesteigert. Immer mehr Kleinmühlen mussten durch diese Konkurrenz aufgeben, so dass die auf Vorrat im Wald bearbeiteten Steine aus Buntsandstein nicht mehr benötigt wurden. Damit war das Ende des Handwerks im Heidelberger Wald endgültig besiegelt ...

Relikte dieser längst vergessenen Hochzeit der Mühlsteinherstellung finden sich bis heute – gut versteckt – zum Beispiel noch zwischen Königstuhl und Auerhahnenkopf. Zahlreich lagern dort und in der Nähe etliche abgeschrotete Reststücke von abtransportierten Mühlsteinen, ebenso Steine in unterschiedlichen Bearbeitungsstadien, vom Rohling bis zum fast fertigen Mahlstein. In gewisser Weise ist der Königstuhlgipfel also ein riesiger Freiluft-Lost-Place, wo sich bis heute noch bisher unentdeckte Relikte einer längst vergessenen Industrie finden lassen.

Warum aber war Heidelberg ein so ausgeprägtes Zentrum der Mühlsteinherstellung, dass nach jetzigem Kenntnisstand noch die einzigartige Menge von knapp 150 unfertigen Mahlsteinen teilweise verborgen im Wald lagert?

DIE GEOLOGIE


Das Bild der Stadt Heidelberg und des Schlosses wird geprägt vom Buntsandstein des Odenwalds.
Der Buntsandstein ist ein meist schön strukturiertes Ablagerungsgestein (Sedimentgestein) des frühtriassischen Alters, welches unter tropischen Klimabedingungen vor etwa vor 253 bis vor 243 Millionen Jahren entstand. Die oft rötliche Färbung ist auf die intensive Verwitterung von Eisenverbindungen zurückzuführen.

Nachdem sich das bis zu dieser Zeit in Mitteleuropa vorherrschende Zechsteinmeer zurückgezogen hatte, war der Ablagerungsraum des Buntsandsteins eine großenteils wüstenhafte Schwemmebene, in der sich die Flussrinnen nur gelegentlich nach Unwetterereignissen mit Wasser füllten.

In Folge dieser steten Abwechslung von Überflutungen (Anschwemmung) und arid-trockenem Klima (Eintrocknung und Ablagerung), lagerte sich schichtweise fluviatiles, also von Fließgewässern mitgeführtes und zerkleinertes, Gestein ab: überwiegend mittel- bis feinkörnige Sandsteine mit einzelnen grobkörnigen bis konglomeratischen Lagen.

Für die Mühlsteinproduktion war selbstverständlich nicht jeder beliebige Sandstein geeignet; brauchbare Rohlinge fanden sich überwiegend nur am Nordhang des Königstuhls – in Richtung Schlierbach –, in geringerer Anzahl auch oberhalb von Rohrbach, hauptsächlich aber erst in einer Höhe zwischen 350 und 450 Metern ü.NN. 
Diese Höhenlage deckt sich laut geologischer Spezialkarte 1:25 000 des Großherzogtums Baden Blatt 23 und 32 Ausgabe 1902 mit Nachträgen bis 1907, nach oben mit der Verbreitung des oberen Geröllhorizont des Mittleren Buntsandsteins.

Dieser ca. 5 bis 30 Meter mächtige Obere Geröllhorizont schließt die Gipfellagen des Königstuhls ab. Anders als der Untere und Mittlere Buntsandstein, der meist ein toniges Bindemittel besitzt, ist der Obere Bundsandstein hier stark verkieselt; deutliche Schnüre von auffallend vielen kleine milchigen Quarzgeröllen sind sein Hauptcharakteristikum.

Ausschließlich in der Gipfelregion des Königstuhlmassivs findet sich ein derart grobkörniger, ausgesprochen harter und kieseliger Sandstein mit vielen eingelagerten gerundeten Milchquarzen bis zu 1 cm.
→ Abbildung rechts: close-Up Aufnahme eines verkieselten Buntsandsteins 

Über Jahrhunderte hinweg waren daher Mühlsteine aus diesem Oberen Geröllhorizont wegen ihrer Härte als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Mühl-, Reibe- und Schleifsteinen sehr gefragt und nahezu alternativlos – aber auch fast alle Brunnen (siehe z. B. diese 5-lappige Schale), Viehtröge und Schalen der Region wurden aus diesem Material gefertigt.

Bei der in Kaltzeiten verstärkt angegriffenen Frostverwitterung gefror in Gesteinsfugen eingedrungenes Wasser und bildete Klufteis. Durch die Volumenzunahme von etwa 9-10 Prozent entstand enormer Druck, so dass der feste und kompakte Buntsandstein-Horizont in grobe scharfkantige Blöcke gespalten wurde („Blockschutt“), die auch heute noch das Königstuhlgebiet prägen – man schaue nur aufs „Felsenmeer“. Anders nämlich als weichere Sandsteine, die bei Frosteinwirkung eher zerbröseln, ist der hart verkieselte Buntsandstein für Frostsprengungsprozesse sehr viel anfälliger.

Die ganz überwiegende Zahl der Mahlsteine konnte folglich an Ort und Stelle aus zerstreut und meist frei an der Oberfläche liegenden Gesteinsblöcken herausgearbeitet werden. Dieses Material war bereits von der Natur erprobt, wetterbeständig, sehr hart, aus diesem Grund jedoch keineswegs leicht oder zuverlässig zu bearbeiten. Denn durch die Verkieselung stieg auch das Risiko von Einschlüssen, Rissen oder versteckten Lagerfugen. Auch beim sog. „Abschroten“, also der Trennung des Steins vom Unterteil durch wiederholte Schläge in eine Rille, konnte es schnell falsche Absprünge geben.

DIE AUFGABEN


  • 1. Was ist für die besondere Härte des Buntsandsteins in den Höhen über ca. 350 m verantwortlich?

  • 2. Welchen „geologischen Vorteil“ hatte die Königstuhlregion für die Steinmetze gegenüber einem herkömmlichen Steinbruch? Was war wohl der Nachteil?

  • Die Fragen 1) und 2) lassen sich aus dem Listing beantworten

  • 3. Besucht die Listing-Koordinaten!

    Der imposante Mühlstein, den Ihr findet, ist erkennbar noch nicht von seinem Sockel abgetrennt. Gut zu erkennen aber die ca. 2 cm tiefe Rundung an seiner Oberfläche.

    • a) Wie würdet Ihr die Oberfläche des Mühlsteins beschreiben in Bezug auf Körnung und Struktur?

    • b) Könnt Ihr Kieseleinschlüsse erkennen?

    • c) Macht bitte ein Foto von euch oder Eurem Namensschild zusammen mit dem gut sichtbaren Mühlstein. Ein Foto vom Mühlstein allein reicht nicht! Dies ist Teil der Logbedingung.

    • d) Auf dem Stein stehend schaut euch um! Im Radius von 5m gibt es zwei weitere äußerst rätselhafte und bisher undokumentierte Steinhauerarbeiten (eine große und eine kleine, nicht aber das "Quadrat"), vermutlich aus der Zeit um 1870.

      WICHTIG: Von diesen beiden Steinmetzarbeiten bitte keine Fotos posten!

      Beschreibt mir diese und vergleicht die Steinoberfläche beider mit der des Mühlsteins: ist deren Gestein jeweils das gleiche wie das des Mühlsteins? Begründet Eure Antwort.

      Optional: schickt mir eure Gedanken, was es mit diesen beiden spannenen Steinmetzarbeiten auf sich haben könnte. Ihr dürft Eurer Fantasie freien Lauf lassen... 😊

      Bitte kratzt kein Moos von den Steinen, um diese ehrwürdigen Zeitzeugen unberührt zu lassen!!

Bitte schickt mir Eure Antworten und das Foto über mein Profil, Ihr bekommt dann schnellstmöglich Antwort. Das Foto bitte anschließend auch unbedingt dem Log anhängen. Fake-Logs werden gelöscht.


Quellen:
Prof. Horst Eichler – "Heidelberg - Lernlandschaft Südliche Gaisbergscholle“
Gerd Klumb – „Mühlsteinhauer - Kunst vergangener Jahrhunderte“



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