Manch ein Greis erinnert sich vielleicht noch an die alten Geschichten von einem großen Hofgut über dem stillen Hasenbach. Es lag auf einem Hügel und musste im Jahre 1735 dem Schloss Ehrenfels weichen. Doch lange bevor es dieses Hofgut gab, lag an diesem Ort ein uraltes, vergessenes Kloster mit tiefen, in den Fels geschlagenen Kellergängen. Der Legende nach sollen sich dort über Jahrhunderte ebenso geheimnisvolle wie wohlhabende Mönche einen verborgenen Zufluchtsort geschaffen haben, die Keller vollgestopft mit reichen Schätzen.
Am unteren Hang der befestigten Klosteranlage, direkt in einer schattigen Schleife des Hasenbaches, befand sich die Mühle der Mönche. Dieser Ort war lebensnotwendig für das Kloster, denn hier wurde das Korn gemahlen, von dem die Mönche lebten.
Eines Tages suchten zwielichtige Gestalten eine Möglichkeit, im Schutze der Dunkelheit in das Kloster einzudringen und die Schätze der Mönche zu stehlen. Genau an der Mühle, wateten sie durch den Hasenbach und überwanden im Schatten eines riesigen Baumes die Mauer, die das ganze Kloster umgab.
Sie schlichen um die Mühle herum und wollten gerade den Pfad am steilen Hang erklimmen, der durch den Wald hinauf zum Kloster führte. Da trat unvermittelt ein mächtiger Ritter in schimmernder Rüstung aus dem dunklen Wald und versperrte den Halunken mit seinem blitzenden Breitschwert den Weg. Durch den schmalen Sehschlitz seines stählernen Helmes sahen sie seine Augen im Dunkeln funkeln. Die Räuberbande bekam es mit der Angst zu tun und suchte schnell das Weite.
Zum Dank für die Rettung des Klosters boten die Mönche dem übers Land ziehenden Ritter an, sich auf ihrem Grund niederzulassen. Sie wollten ihn versorgen und fürstlich entlohnen, wenn er nur versprach, das Kloster in Zukunft zu beschützen.
Der Ritter, seines Namens Erhardt der Stählerne, willigte ein, für eine Zeit zu bleiben. Da der Schwachpunkt der Klosteranlage eindeutig bei der Mühle am Hasenbach lag, schlug er dort sein Wachzelt auf. Mit der Zeit freundete er sich mit den Mönchen an, die ihn so vortrefflich mit Linsen und Spätzle bekochten. Im Hasenbachtal gefiel es ihm aufs Wunderbarste, was vielleicht auch mit der Tochter des Schäfers zu tun hatte, die in den Auen vor der Mühle ihre Schafe hütete und so beschloss er, für immer zu bleiben. Die Mönche bauten ihm die kleine Mühle nach und nach zu einem steinernen Wachturm aus. Schließlich wurde er im ganzen Land Ritter Erhardt von der Ehrenmühle genannt. Und nie mehr wurden die Mönche überfallen.
Das Kloster verging im Laufe der Zeiten, aber Ritter Erhardt blieb. Seltsamerweise alterte er in all den Jahrhunderten um keinen Tag. Vielleicht lag es an der Zauberkraft des Hasenbachwassers?
Mit jedem Jahr wurde der Ritter aber geiziger. Er steckte keinen einzigen seiner verdienten Goldtaler in die Erneuerung des Turms, sondern hortete alles in einer Schatztruhe. Deshalb ist die kleine Mühle heute in einem bedauerlichen Zustand. Aber noch immer steht Ritter Erhardt von der Ehrenmühle in seiner Rüstung oben auf den Zinnen, hält Ausschau nach Dieben und bewacht seinen Schatz.
Achtung, die Mühlenruine ist in einem Zustand fortgeschrittenen Zerfalls und du musst beim Ersteigen der Zinnen sehr vorsichtig vorgehen, um nicht mit den Steinbrocken abzustürzen. Du musst etwa 2 Meter hoch in brüchigem Mauerwerk klettern. Also sehr vorsichtig sein und jeden Griff / Tritt prüfen. Im Zweifelsfall lieber bleiben lassen!
Der Zugang kann auf verschiedenen Pfaden erfolgen, bergseitig auf der Schlossseite, durch den Bach schwimmend ;-) oder über eine kleine Brücke und angrenzende Wiese. Dort steht manchmal ein "Privatgrund" Schild. Dieses sollte man insbesondere dann beachten, wenn auf der Wiese Schafe weiden. Sind diese nicht da, dürfte das Überqueren der Wiese unproblematisch sein.
* Bevor Historiker noch Schnappatmung bekommen: Abgesehen von der einstigen Existenz eines Klosters an diesem Ort, ist die Geschichte natürlich frei erfunden. Die Reste der ehemaligen Mahl- und später Wasserversorgungsmühle des Hofgutes, das dem Schloss Ehrenfels voranging, sind aber durchaus sehenswert. Ihre Funktion hatte später das benachbarte Pumpenhäuschen mit Turbine übernommen, so dass von ihr nur noch Mauerreste und Überbleibsel eines großen Mühlrades in dieser schattigen Schleife des Hasenbaches zu finden sind.