Der Cache ist als Erinnerung an die alte TGV Linie Bern - Neuenburg - Paris. Leider fahren die TGV Züge nur noch über Basel nach Paris.
15.12.2013 um 22.17 Uhr springt das Signal vor dem Tunnel nach Gümmenen auf Grün. Unvermittelt zerreisst ein Hornstoss die Stille der Nacht. Einmal, zweimal, dreimal, der sonore Zweiklang kommt immer näher, und dann ist es so weit: Langsam, ja fast feierlich kommt der TGV angefahren.
Vor dem kleinen Haus nahe der Haltestelle Ferenbalm-Gurbrü wird der französische Superzug bereits erwartet. Sicher 25 Leute haben sich am Gleis versammelt, um den grossen Moment nicht zu verpassen. Sie lassen Feuerwerk hochgehen, zünden Wunderkerzen, schwenken Fahnen und winken vor allem, was das Zeug hält. Es ist das letzte Mal, dass sie dies tun können, denn an diesem Samstagabend zieht der TGV von Paris nach Bern das letzte Mal direkt an ihrer Tür vorbei. Am folgenden Morgen wird der Zug nach neuem Fahrplan die Rückreise nicht mehr via Gümmenen und Neuenburg antreten, sondern via Olten und Basel.
Blumenstrauss von den SBB
Mitten in der munteren Schar steht Sonja Schmid und strahlt. Sie wohnt seit 16 Jahren mit ihrer Familie im kleinen Haus und hat in dieser Zeit ihr Ritual gepflegt. Tag für Tag, Zug für Zug trat sie nach draussen und winkte den Lokführern zu. Erst zweimal pro Tag und Richtung, später, als die Bahnen das Angebot aus Rentabilitätsgründen zusammenstrichen, nur noch je einmal.
Deshalb hätte sie eigentlich allen Grund, traurig zu sein, nun, da sie die so lieb gewordene Gewohnheit aufgeben muss. Dass sie am Abend des Abschieds dennoch so guter Laune ist, hat wohl auch mit dem zu tun, was sie tagsüber erlebt hat. Schon am Morgen hatte sie vom Lokführer im zweitletzten TGV einen selbst gebackenen Kuchen aus dem Führerstand erhalten. Später schickten ihr die SBB hochoffiziell einen Blumenstrauss und luden sie mitsamt Familie nach Paris ein.
Lokführer mit von der Partie
Die TGV-Lokführer, zu denen sie heute ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, sind auch beim Feuerwerk mit von der Partie. Gleich zu dritt sind sie nach Ferenbalm-Gurbrü gereist, und sie schwärmen nun nochmals von der Linie, über die sie künftig nicht mehr fahren werden.
Vom Sonnenaufgang auf dem Saaneviadukt bei Gümmenen zum Beispiel und davon, wie stimmungsvoll das Schattenbild von Brücke und Zug tief unten auf den Wiesen am Fluss stets gewesen sei. Oder von der anschliessenden Fahrt durch die Gemüsefelder im Grossen Moos: «Es hat hier immer so gut gerochen», erzählt der eine. «Ich habe hier den ersten Feldhasen meines Lebens gesehen», ergänzt der andere.
Um 22.20 Uhr ist der Spuk vorbei und der TGV bereits auf der Weiterreise in Richtung Gümmenen. Am Tunnel wartet eine zweite Überraschung auf ihn. Nachbarn haben über dem Portal noch ein Feuerwerk aufgebaut, und so entschwindet der Zug durch einen farbigen Lichterregen in die Nacht. (Berner Zeitung)