Der Kobold in der voigtshainer Mühle
Vor vielen Jahren ging es in der Windmühle zu Voigtshain mitunter nicht mit rechten Dingen zu. Es rumorte und qiekte, als tummelten sich ein ganzes Regiment Kobolde. Die Müllerknechte berichteten von merkwürdigen Erlebnissen. Manchmal fielen Mehlsäcke einfach um, Getreidesäcke platzten. Den Mägden wurden die schürzenbänder aufgezogen. Mitunter wurden die Pferde mit schrillen Pfiffen davongejagt.
Oben, unter dem Dach der Mühle, in den Löchern, sah man gelegentlich die Gesichter der Kobolde, wie sie den Knechten üble Grimassen schnitten.
Allerdings konnten sie auch recht hilfreich sein.Bei Windstille schoben sie mitunter mal die Ruten der Mühle und achteten auf das Mahlwerk, wenn der Knecht schlief. Das konnte dem Müller nur recht sein. Einmal haben sie einen Bauern sehr erschreckt. Er hatte gerade Getreide in die Mühle gebracht und abgeladen, da sah er im Gebälk einen großen Vogel. Das ist der Kobold, dachte er. Er sprang auf, wollte schnell weglaufen, fiel aber die Treppe herunter und brach sich ein Bein. Seitdem war es jedem klar, dass es in der Voigtshainer Mühle nicht mit rechten Dingen zuginge.
Meistens haben die Kobolde ja nur Schabernack getrieben mit den Leuten. Dabei passierte nichts.
Eines Tages jedoch wollte einer der Müllerknechte diese kecken Gesellen ärgern. Das hatten sie aber gar nicht gerne und rächten sich.
Sie legten in der alten Bockwindmühle Feuer. Lichterloh brannte sie. Die Kobolde waren weitergezogen.
In der neuen Holländermühle ward nichts wieder von ihnen bemerkt.
Auszug aus:
"Aus der Geschichte unserer Heimat: Chroniken, Bräuche und Sagen von Falkenhain, Voigtshain und Thammenhain. Jubiläumsschrift zur 800-Jahrfeier"
Autor: Heinz Martin