Die Hasselbachaue ändert sich ständig durch die Bewegung des
Wassers – die Strömung.
Das Gefälle des Hasselbachs bedingt seine
Fließgeschwindigkeit.
Je größer die Strömungsgeschwindigkeit, desto mehr Kraft hat das
Wasser Substrat (Schotter, Kies) mitzureißen – die
Erosion.
Ist die Strömungsgeschwindigkeit geringer, sinkt alles zu Boden:
zuerst die großen Steine, dann der Kies und schließlich der Schlick
– die Sedimentation.
Aufgrund der unterschiedlichen Struktur im Bachbett, wird die
Strömungsrichtung auf das Ufer gelenkt, was dort zur Erosion (die
sogenannte Seitenerosion) führt. Geländeunebenheiten,
Vegetationsbewuchs und Unterschiede im Ufersediment lassen eine
turbulente Strömung mit Verwirbelungen an den Objekten entstehen
und lenken den Wasserstrom aus seiner geraden Bahn ab. Oft reichen
schon geringfügige Störungen aus, um den Stromstrich - die Linie
mit der höchsten Fließgeschwindigkeit innerhalb des Flussbettes,
zum Pendeln zu bringen.
Die Zone höchster Wassergeschwindigkeit - der Stromstrich - liegt
unter physikalisch idealen Bedingungen in einem völlig geraden
Flussbett und ohne Seitenreibung in der Mitte des Fließgewässers.
Die Lage des Stromstriches ist um so stabiler, je stärker das
Talgefälle ist, da die Fließenergie dann groß genug ist, um
Widerstände und Hindernisse, die zur Ablenkung des Stromstriches
führen könnten, zu überwinden. Verringert sich mit abnehmendem
Gefälle die Strömungsenergie, dann verringert sich die Stabilität
des Stromstriches, und eine seitliche Ablenkung ist leicht
möglich.
Der Stromstrich wird nun gegen eine Uferseite gedrängt, wo die
Erosionskraft zunimmt und es bildet sich eine Verlagerung des
Fleißgewässerbettes aus, es entsteht eine Krümmung des
Gewässers.
Das erodierte Material wird vom Wasser mitgeführt und an ruhiger
Stelle wieder abgelagert. So entstehen Prall- und Gleitufer. Am
Steilufer (Prallhang) wird Material weggerissen und das Bachbett
wird vertieft (ausgekolkt). Das gegenüberliegende Gleitufer ist
dagegen seicht. Hier fließt das Wasser ruhiger, das Material landet
an und es bilden sich flache Schlick- und Schotterflächen.
Abbildung 1: Schematisierte
Aufsicht auf den Bach – Prallhang und Gleithang wandern in
der Strömungsrichtung.
Die schematisch darstellte Ausbildung von Prall- und Gleithang und
den damit entstehenden bogenförmig geschwungenen Krümmungen nennt
man Mäander. Sobald die Seitenerosion verstärkt einsetzt, beginnt
das Fließgewässer mit dem Aufbau eines Mäanderbogens, der dann
gleichzeitig auch das Auspendeln des Stromstriches nach der anderen
Seite und damit Bildung weiterer Mäander bewirkt. Unterstützt wird
dieses „in-die-Kurve-legen“ am Prallhang durch die
Zentrifugalkraft (sog. Fliehkraft).
Durch Erosion und Sedimentation entstehen ständig neue Inseln,
Halbinseln, Uferabbrüche, Auskolkungen (Bachbettvertiefungen) und
Furte.
Hier ist der Hasselbach in mehrere Arme aufgezweigt, die sich
teilen, wieder zusammenlaufen und bei jedem Hochwasser ihre Gestalt
ändern. Während die eine Rinne vom fließenden Wasser abgeschnitten
wird, bahnt sich das Wasser daneben einen neuen Weg, bis das
nächste Hochwasser auch diesen wieder vernachlässigt und eine
andere Rinne zum Hauptgerinne erweitert. Dazwischen sind oft
vegetationslose und sich im dauerenden Umbau begriffene
Schotterbänke und Inseln eingestreut.
Bei Niedrigwasser versiegt in einigen Nebengerinnen das
oberflächliche Wasser. An den jetzt im Bachbett sichtbar werdenden
Schotterfeldern ist der Gesteinstransport erkennbar. Auch die in
Längsrichtung wechselnden Wassertiefen, die Seichtstellen (Furt)
und Vertiefungen (Kolk), werden deutlich – wie eine Kette von
Tümpeln im Bachbett.
Neuer Lebensraum entsteht
Im frisch umgelagerten Uferbereich wechseln kleinräumig
Wasserlachen mit Kies- und Geröllflächen, Tothölzern, Genist
(Pflanzen- und Tierreste), feuchten und trockenrissigen
Auelehmbereichen. Licht und Schatten, Feucht und Trocken, Stein und
Lehm. Vom Hochwasser werden neue Schlick- und Schotterflächen
geschaffen – Pionierstandorte. Die neu entstandenen Flächen
werden schnell von speziell angepassten Tieren und Pflanzen
(Pionieren) besiedelt, solange, bis erneut Hochwasser in einigen
Uferbereichen wiederum Pionierstandorte schaffen.
Gerade die „unaufgeräumt“ wirkenden Uferbereiche sind
für die Pionier-Lebensgemeinschaft besonders wichtig, sie sind
sogar darauf angewiesen.