Die Kapelle an der Steige der alten Straße von Vöhrenbach über
Herzogenweiler nach Villingen, wurde um 1580 zum erstenmal
urkundlich erwähnt. Sie ist eine der bemerkenswertesten
Sehenswürdigkeiten Vöhrenbachs, nicht nur, weil ihre fernen
Ursprünge weitestgehend im Dunkeln liegen, sondern auch durch die
mit dieser Kirche und der Stadt verbundene Legende.
In diese fromme Geschichte spielen wahrscheinlich auch wirkliche
Sachverhalte hinein: Der Überlieferung nach war die Michaelskapelle
anfangs ein Kloster, was aber aus den Urkunden nicht nachzuweisen
ist. Es lässt sich eher vermuten, dass die Kapelle Ort einer der im
Mittelalter häufigen, vorübergehenden Betgemeinschaften frommer
Frauen (Beginen) war. An sie erinnern zum einen die Legende selbst,
in die sicher auch Elemente des Hexenwahns hineinspielen, und zum
anderen die seit 1651 bezeugte Sieben-Frauen-Wallfahrt. In der
Kapelle befindet sich ein Bild aus dem frühem 18. Jh., als die
Wallfahrt noch sehr im Gange war, das die Legende darstellt.
Dort wird auch das von ehemaligen, während des II. Weltkriegs in
Vöhrenbach internierten französischen Kriegsgefangenen gestiftete
Gemälde gezeigt. Die einst in der Fremde Internierten schenkten den
Vöhrenbachern dieses Bild zum Dank für die in der damaligen
finsteren Epoche nicht selbstverständliche gute und anständige
Behandlung, die sie in Vöhrenbach erfahren hatten.
Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg werden im Zusammenhang mit
der Kapelle Waldbrüder erwähnt. Der 1639 erwähnte Name
„Bruderkirchle“ bezeugt die bis etwa 1800 bestehende
Eremitage. Auch heute noch wird die über dem Kirchenschiff liegende
Einsiedlerklause bewohnt, wenn auch nicht mehr von einem
Eremiten.
Das ursprünglich einfache Gebäude wurde Mitte des 18. Jh. wegen
des starken Zulaufs zur Wallfahrt ausgebaut und dabei im Barockstil
umgestaltet. Neben der Kapelle steht ein Bildstock. Das
neugeschaffene Heiligenbild wurde auf einer jetzt kopfüber
aufgestellten, romanischen Säule angebracht. Beim Kapelleneingang
entspringt die mit der Vöhrenbacher Siebenfrauen-Legende verbundene
Quelle.
Legende von den Sieben Frauen von Vöhrenbach
„In vorchristlicher Zeit lebten in Vöhrenbach sieben schon
christlich gewordene Jungfrauen als Missionarinnen des neuen
Glaubens. Das trug ihnen den Hass der Heiden ein, und Schultheiß
Männdlin ließ sie deshalb als Zauberinnen in Vöhrenbach verbrennen.
Vor ihrem Tode auf dem Scheiterhaufen weissagte jede der Frauen zum
Schicksal der Stadt: Die Obstbäume werden keine Frucht mehr bringen
und die Reben verdorren; die Silbergruben werden nichts mehr
abwerfen und Vöhrenbach wird dreimal abbrennen; das Geschlecht der
Männdlin wird aussterben und der beste Mann im Rat wird stets
fehlen; der Heidentempel wird zugrunde gehen. Der siebente Spruch
aber lautete, dass die letzte der Märtyrerinnen vor ihrem Tod einen
Schlüsselbund an den Ort wirft, wo eine Quelle entspringen wird.
Dort taucht alle sieben Jahre in der Karfreitagsnacht ein Fisch mit
den Schlüsseln auf. Den Fisch kann aber nur ein Mensch sehen, der
so rein ist wie ein Auge. Erst, wenn das eintritt, wird der Fluch
über die Stadt Vöhrenbach aufgehoben sein.“
Viel Spass beim suchen
DragonFly_72