Die Industriebahn Radebeul - Kaditz
...30 Jahre Anlauf für 40 Jahre Betrieb...
Es gibt Bauwerke, die sind für die Ewigkeit. Die Industriebahnstrecke Radebeul-Kaditz mit ihren Anlagen gehört nicht dazu. Wobei 40 Jahre Nutzzeit im Vergleich zu manch neuzeitlicher Steuerverschwendung vielleicht doch gar nicht so übel sind...
Die Anfänge
Im Jahr 1922 erwarb die Dresdner Koch & Sterzel AG ein 30 000 m² großes Grundstück mit einigen Gebäuden des ehemaligen Dresdner Flugplatzes im Gebiet Mickten/Kaditz/Übigau und produzierte dort Leistungs-, Spezial- und Prüftransformatoren. Da diese bis zu 50 Tonnen auf die Waage brachten und entsprechend schwer zu transportieren waren, begann man mit der Stadt Dresden über einen Anschluss des Werks an das Eisenbahnnetz zu verhandeln. Auch der benachbarte Betrieb "Dampfkesselbau Übigau" machte sich für einen Anschluss stark.
Lange Zeit tat sich nichts. Erst 1941 wurde mit dem Bau der Trasse begonnen und hierbei ca. 100 sowjetische Kriegsgefangene eingesetzt, von denen 15 zu Tode kamen. Ein Jahr später wurden die Arbeiten kriegsbedingt wieder eingestellt.
Nach Kriegsende, Enteignung und Überführung des von Kriegsschäden weitgehend verschont gebliebenen Transformatorenwerks in die "VEB Transformatoren- und Röntgenwerk Dresden (TuR) führte man den Bau ab 1950 fort. Am 25.11.1953 schließlich wurde die Einweihung der Werkgleisanlage gefeiert.
Streckenverlauf
Auf einer Länge von 4,5 km führte die Strecke vom Bahnhof Radebeul Ost auf einer Betonbrücke die Forststraße überquerend in östliche Richtung bis zum Autobahndamm. Parallel zur heutigen A 4 wurde zunächst die Rankestraße auf einer weiteren Betonbrücke gekreuzt. Entlang von Kleingärten und Stadtrandsiedlungen ging es in süd-westlicher Richtung weiter bis zur Brücke über die Kötzschenbroder Straße und nach dem Überqueren der Grimmstraße dann mitten durch das heutige "Frühgemüsezentrum Kaditz". Nachfolgend stand das interessanteste Bauwerk der Strecke: eine achtbogige Brücke über die Kaditzer Flutrinne. Im Anschluss setzte sich die Strecke im Industriegebiet bis kurz vor die Flügelwegbrücke fort.
Nutzung
Die Strecke diente dem TuR nicht nur zum Transport von Großtransformatoren. Über die Anschlussbahn gelangten auch Transformatorenblech, Quarzmehl, Gießharz, Transformatorenöl (in Kesselwagen) und Baustahl ins Werk, sowie Rohbraunkohle in das betriebseigene Heizwerk. Jenseits der Scharfenberger Straße nutzte der "VEB Baustoffversorgung" die Gleisanlagen. Neben anderen Baustoffen wurden Zement und Kalk in Silowagen-Halbzügen angeliefert.
Den Betrieb übernahmen in den Anfangsjahren zwei Dampflokomotiven, die später durch modernere dieselbetriebene Loks abgelöst wurden.
Das Ende
Nach der Übernahme des Werkes durch die Siemens AG im Jahr 1992 wurde die Werkbahn entbehrlich: Durch ein neues Erdgas-Heizwerk entfielen die Kohletransporte, der Zementumschlag wurde in den Dresdner Hafen verlegt und für alle übrigen Transporte nutzte man fortan die Straße. Im Oktober 1993 war die V 60-Werklok letztmalig im Einsatz.
Heutiger Zustand
Die Brücke über die Flutrinne erwies sich beim Hochwasser 2002 als Durchflusshindernis und wurde im Herbst 2003 abgerissen. Die drei anderen Brücken sind zwar noch existent, dienten zuletzt aber allenfalls als Werbeträger. Das Gleisbett der Trasse samt Schotter aus dem Plauenschen Grund ist bis zum Frühgemüsezentrum noch weitgehend vorhanden. An einigen wenigen Stellen findet man auch noch Schienen, jedoch wuchert alles mehr und mehr zu. Im Industriegebiet nach der Flutrinne hat man die Trasse renaturiert. Die Brücke über die Kötzschenbroder Straße wurde nun feierlich einer neuen Nutzung - dem sogenannten Geocaching - zugeführt.
Quelle: kaditz.railserve.de (leider nicht mehr online)
achso: LRC = Lost Railway Cache ;-)