| Dieser alte Baum erzählt viele Geschichten!
Gepflanzt, als noch der Kaiser in Berlin, König Ludwig III in München und natürlich Bürgermeister Kollmann in Neu-Ulm regierte. Er erlebte die Zeit der Demokratie in den 20er Jahren, die anschließende Zeit der Dikatur mit dem Neubau der Ludendorff-Kaserne im Norden, den Krieg und schließlich die Eroberung und Besetzung (Neu-)Ulms durch amerikanische Truppen im Jahr 1945. Er erlebte die Errichtung des amerikanischen Gefangenenlagers mit seinem im Nachhinein prominentesten Insassen, des Priesterschülers Joseph Ratzinger. Er erlebte die Zeit des Hungers und der Flüchtlingslager. Er erlebte die Gründung der BRD, die Besiedlung des östlichen Ludwigsfelds durch Vertriebene aus Ostdeutschland. Den Neubau der Memminger Straße, die auf einmal nicht mehr östlich, sondern nun westlich von ihm lag. Seine wichtigste Aufgabe - und zwar in einer Allee Schatten zu spenden, hatte er fortan verloren. Er erlebte die Stationierung der Atomraketen nur ein paar Schritte von ihm entfernt und dann endlich den Abzug der Besatzungstruppen mit samt ihren Waffen im Jahr 1991.
Seit Ende der 90er schaut er nun zu, wie sich östlich von ihm das Wohngebiet Wiley-Süd entwickelt.
Der Baum hört den Lärm auf der Schnellstraße neben ihm. Die aufheulenden Motorräder, die unzähligen lärmenden Krankenwägen tagein tagaus. Aber er genießt umso mehr die Ruhe im Winter, wenn der Schnee den Verkehrslärm schluckt.
Und seit kurzem wird er ab und an sogar von einigen Verrückten mit GPS-Geräten aufgesucht, die ein Döslein in ca. 1,90 m Höhe an ihm suchen. :-)
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