Die angegeben Koordinaten sind
nicht die des Caches.
Schallstädter Frieden
Es hatte alles so harmlos angefangen. Am 1. Januar 2000 begann
das neue Millenium (jedenfalls für alle, die nicht richtig
zählen können), am 1. Mai 2000 kündigte Bill Clinton
an, die Selective Availability abzuschalten, am 2. Mai 2000
machte er das wahr, am 3. Mai 2000 versteckte Dave Ulmer den ersten
Cache, am 4. Mai wurde dieser gefunden ... und dann entwickelte
sich daraus ein sympathischer Hightech-Outdoor-Sport für die
gesamte Familie.
Bis die entsetzte Geocaching-Öffentlichkeit vom
Cache-Krieg in Schallstadt erfuhr. Aus einer harmlosen
Outdoor-Aktivität war ein verbissener Krieg geworden.
Sinnloses Cache-Legen hob an und Hautklemmermagneten
gefährdeten Finger und unzählige EC-Karten. Aber allen
aufmerksamen Geocachern war schnell klar, an welcher Stelle der
kriegsentscheidene, erste Cache zu platzieren ist. Danach schien
der Krieg praktisch entschieden zu sein. Aber die Gegenseite gab
sich nicht kampflos geschlagen. Sie kündigte einen Gegenschlag
an, der zur präventiven
Eskalation führte.
Wie soll es jetzt weiter gehen? Kann dieser Wahnsinn noch
gestoppt werden? Oder müssen wir bald in einem Dorf leben, bei
dem man unter jeder Bank eine Filmbüchse, unter jeder
Brücke eine Tupperdose, an allen metallischen
Gegenständen einen Magneten und auf jeder Erderhöhung
einen Earthcache vermuten muss? Unter der Vermittlung der United
Geocachers kamen die Kontrahenten zusammen und einigten sich
auf ein Cache-Moratorium. Das Gebiet sollte fair aufgeteilt werden,
ohne dass weitere Caches für Unruhe sorgen.
Aber was heißt schon fair? Eigentlich hatte derjenige, der
den Krieg angezettelt hatte, den Krieg gewonnen. Auf der anderen
Seite, wäre der Krieg nur zum Preis der totalen Vercachung von
Schallstadt zu gewinnen. Das heißt, letztendlich stehen die
beiden Kontrahenten auf gleicher Augenhöhe. Welcher Ausgang
ist in einem solchen Fall zu erwarten?
Die Spieltheorie sagt in diesem Fall die so genannte
Nash-Lösung voraus, bei der das Produkt der Nutzenwerte
beider Parteien maximiert wird. Wenn wir mal annehmen, dass der
Nutzenwert proportional zur Fläche ist, soll dann also das
Produkt der Flächeninhalte maximiert werden. Dafür gibt
es im Schallstädter Cache-Krieg ersteinmal unendlich viele
Möglichkeiten. Als zusätzliche Einschränkungen
einigte man sich darauf, dass die Grenze durch eine Gerade
beschrieben werden soll, die durch den während der Eskalation
gelegten
Präventiv-Cache gehen soll. Damit ergibt sich dann
für die Aufteilung der Gebiete eine eindeutige
Lösung.
Die Beendigung eines Cache-Kriegs muss man natürlich durch
einen neuen Cache feiern. Man einigte sich darauf, dass der Cache
in der Tradition der Schallstädter Kriegs-Caches ein
Drive-in sein soll, dass er an einem Ort liegen soll, von
dem aus man das gesamte ehemalige Kriegsgebiet überschauen
kann, und dass er 666 Meter von der neu gezogenen Grenze entfernt
liegen soll. Außerdem wurde beschlossen, dass seine
Entfernung vom
erst platzierten Kriegs-Cache identisch mit seinem Abstand vom
Präventiv-Cache sein soll.
Nachdem der fragile Cache-Frieden zweimal gebrochen wurde, sah
man sich gezwungen, die Friedensurkunde an einen sicheren Ort zu
verbringen. Man findet diese jetzt ca. 50 Meter vom errechneten
Punkt.