Dieser Cache möchte Euch für das Buswartehäuschen an der B202 in Kaköhl interessieren. Der längsovale Pavillon mit dem allseitig vorkragenden Flachdach wurde in den 50er Jahren errichtet und ist in Schleswig-Holstein eine architektonische Rarität.
In den 50ern waren Stromlinienformen, polygonische Formen und Rundumverglasung modern. Trotzdem waren solche architektonischen Merkmale nicht ganz neu, das Wartehäuschens kombiniert nämlich zwei interessante Architekturstile aus der Zeit zwischen 1910 und dem Zweiten Weltkrieg.
Während die ovale Dachplatte aus gegossenem Beton und die konsequent umgesetzte Rundumsicht eher im sachlich gehaltenen Neuen Bauen (1910er–1930er Jahre) zuhause sein dürften, verweist der eckige Sockel aus dunkelrotem Backstein mit den weißen Sprossenfenstern auf die etwa gleich alte Heimatschutzarchitektur in ihrer norddeutschen/schleswig-holsteinischen Ausprägung.
In der Heimatschutzarchitektur sollten sich damals Wohn- und Zweckbauten auf eine regionaltypische Weise harmonisch in eine Kulturlandschaft einpassen. Deswegen wurden solche Gebäude ganz traditionell mit rotem Klinker und hellen Fugen gemauert – und das Ganze nur sehr sparsam verziert, denn sonst wär's ja Jugendstil gewesen, sozusagen. Diese Heimatschutzarchitektur kann man heute an vielen Bürgerhäusern und Stadtvillen studieren, aber auch an Trafohäuschen aus den 10er und 20er Jahren und an Jugendherbergen, die in der Zwischenkriegszeit errichtet wurden.
Die ovale Bauform, das vorkragende Flachdach und die Rundumverglasung erinnern uns dagegen heute an typische 50er-Jahre-Tankstellen. An einer Bushaltestelle passen diese Merkmale bestens zum Thema Verkehr: „In diesem Ambiente fällt es nicht schwer, sich jetzt schon wie auf einer Busreise zu fühlen“, schreibt Roland Feitenhansl in der Zeitschrift „Denkmal! Schleswig-Holstein 2020“.
Also: Frisch hereinspaziert und Platz nehmen!