Wir schreiben das Jahr 1905, als Jakob Schlenker (1855-1913) begann, seine bürgerlich-städtische Jugendstilvilla direkt neben seiner Firma bauen zu lassen (die Firma existiert immer noch und ihr könnt sie auf der anderen Straßenseite bewundern).
Schwenningen war zu der Zeit noch in der Umbruchphase – das einfache Bauerndorf entwickelte sich zum weltweit bedeutenden Uhrenindustriestandort. Jakob Schlenker wollte mit dem Bau seine gesellschaftliche Wichtigkeit unterstreichen. Die Villa sollte in erster Linie repräsentativ und städtisch sein und der imposante Ziergarten sollte sich von den üblichen Bauerngärten abheben.
Jakob Schlenker, der wegen seiner wirren Locken auch „Grusen“ gerufen wurde, hatte seine Fabrik 1888 gegründet. Da der Name Schlenker in Schwenningen nahezu inflationär verbreitet war, nannte er seine Firma zunächst J.Schlenker-Grusen (auf der westlichen Fassade noch zu sehen), verkürzte den Namen dann zu JSGUS und änderte den Namen später noch einmal (Firmennamen darf leider nicht in dieses Listing).
Der Unternehmer hatte seine Karriere in der Württembergischen Uhrenfabrik der Bürks begonnen, wo er als Werkmeister in der Produktion des weltbekannten Patents der Nachtwächteruhr arbeitete. Als das Patent ablief, baute er die Nachtwächteruhr zunächst nach, entwickelte dann aber eigene Konzepte, die er in seiner Firma umsetzte, z.B. entwickelte er 1896 einen Brieftauben-Constatierapparat, der manipulationssicher die Ankunftszeit von Brieftauben ermittelte. Die Firma ist eine der wenigen im Uhrenstandort Schwenningen, die Rückschläge wie die umfassende Demontage im Rahmen der für den 2. Weltkrieg zu zahlenden Reparationen und den Strukturwandel der Uhrenindustrie überlebten. In den 1960er Jahren arbeiteten hier bis zu 800 Mitarbeiter – die Firma war einer der größten lokalen Arbeitgeber. Heute stellt die Firma softwarebasierende Zeiterfassungssysteme und Zulassungskontrollen her.
Die Villa hatte zunächst nicht so viel Glück. Sie stand nahezu zwei Jahrzehnte leer und verfiel zusehens – als endlich die Restaurierungsarbeiten begannen, war sie bereits vom Hausschwamm befallen – eine Rettung in letzter Sekunde – und eine sehr teure dazu, da die erforderlichen Steinmetzarbeiten (Fenster, Brüstung, Erker) und das schiefergedeckte Dach hohe Ausgaben verursachten. 1993 wurde die fertig restaurierte Villa dann mit dem Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet und sie zählt heute zu den bedeutendsten Jugendstilvillen im süddeutschen Raum.
Ein kurzer Hinweis: In dieser Ecke ist es leider sehr schwer, ein geeignetes urbanes Versteck zu finden und die Schwierigkeit beim Suchen liegt im Stealth Modus. Daher bitte Hint und Spoilerbild beachten, damit der Cache lange erhalten bleibt und ihr unauffällig suchen könnt. Es geht bei diesem Cache darum, euch ein Stück Industriegeschichte zu zeigen, nicht um einen besonders originell versteckten Cache 😊. Ihr sucht einen grünen Plastiknano. Das Privatgrundstück muss zu keiner Zeit betreten werden.