Dieser Cache der Serie Engineer´s delight ist für diejenigen, denen die Informationen auf den Infotafeln an technischen Bauwerken zu oberflächlich sind. Die folgenden Informationen sind deshalb sehr detailliert und der Text dementsprechend ausführlich. Es ist ratsam, sich zunächst einen Gesamtüberblick über die Kraftwerksgruppe Pfreimd auf der Website des Betreibers Engie zu verschaffen, um danach die Caches sequentiell anzugehen.
Ihr seid hier direkt am Wasserschloss des Eulengrundstollens. Der Eulengrundstollen ist die Verbindungsleitung zwischen dem rund 2,8 km entfernt liegenden Kainzmühlspeicher und der Kraftwerksanlage hier in Tanzmühle. Der Stollen verläuft dabei mit einem sehr geringen, gleichmäßigen Gefälle (Höhenunterschied 27 m). Kurz vorm Krafthaus Tanzmühle durchfährt er das Wasserschloss, vor dem ihr steht. Der Stollen (d= 3,5 m) ist dazu in seiner oberen Hälfte angeschnitten und das Wasserschloss (d= 11 m) auf den Stollenkörper aufbetoniert. Die Höhe des Wasserschlosses beträgt etwa 50 m über Stollenachse. Rund 30 m davon ist der unterirdische Teil. Auf der Luftseite ragt das Wasserschloss zwischen 16 m und 20 m aus dem Gelände. Der Wasserpegel im Wasserschloss entspricht in Ruhelage bzw. im stationären Betrieb dem Wasserpegel im Kainzmühlspeicher (kommunizierende Gefäße). Die Funktion des Wasserschlosses ist es, beim Ausfall der Speicherpumpe die rückströmende Wassersäule aus dem Kraftwerk Tanzmühle mit der zuströmenden Wassersäule vom Kainzmühlspeicher zu vereinen, und somit einen Druckstoß zu vermeiden, welcher den Stollen zerstören würde ("Waterhammer" - Effekt). Die Wassersäule im Wasserschloss kann sich dabei um maximal 28 m aufschwingen. Andererseits sorgt das Wasserschloss für einen weichen Übergang vom Turbinen- zum Pumpbetrieb in Tanzmühle, bei dem die Wassermasse im Stollensystem ihre Bewegung umkehren muss (Turbinenbetrieb: Wasser fließt zum Kainzmühlspeicher, Pumpbetrieb: Wasser fließt zum Hochspeicher). Selbst im kritischsten gerechneten Fall würde das Wasserschloss nicht überlaufen oder leergesogen.
Hinter der Eingangstür verbirgt sich natürlich nicht gleich die Wassersäule, sondern eine Leiter, welche in einem Betonschacht nach oben geführt wird. Hier kann zu Inspektionszwecken nach oben geklettert werden und so von einem Umlauf knapp unter dem Dach das Bauwerk und die eingebaute Sensorik (ständige Überwachung der Wasserstandshöhe) inspiziert werden. Von dort aus kann dann wiederum über eine 50 m lange Steigleiter nach unten in den entleerten Stollen abgestiegen werden.
Bildnachweis:
Friedrich Hautum: Die Pumpspeichergruppe an der Pfreimd. Verlag: Energieversorgung Ostbayern AG, Regensburg