Kellergröppe
Ein mittelalterlicher Erdstall
Entlang eines Hohlweges am nordwestlichen Ortsrand von Raab sind
26 Keller eingetieft. Diese Kellergasse ist für Oberösterreich eine
sehr ungewöhnliche Besonderheit und einmalige Anlage. Bis 1620
zurück lässt sich die Existenz der "Kellergasse" zurückverfolgen,
die von den Einheimischen "Kellergröppe" genannt wird. Schon damals
waren in den Sandstein von Hand tiefe Schächte eingegraben worden,
die als Lagerräume in erster Linie für Bier, Most und Obst dienten.
Geht man diesen Hohlweg entlang, fühlt man sich in die Kellergassen
bekannter Weinorte in Niederösterreich versetzt. Jedoch nicht Wein,
sondern Bier wurde hier seit dem Mittelalter bei konstanten acht
Grad Celsius gelagert.
Der eigentliche Ursprung der Keller dürfte ein mittelalterlicher
Erdstall gewesen sein. Jedenfalls sind an einigen Stellen typische
Erdstallgänge angeschnitten (im Keller 4 und vor Keller 20). Auch
der Hohlweg, an dem die Keller angelegt sind, dürfte ein
mittelalterlicher Altweg sein. Die Wände einiger Keller sind mit
einer sehr, sehr alten Patina überzogen (Keller 1, 4, 7 und 12).
Andere wiederum zeigen ein deutlich jüngeres Gepräge. Die auf dem
Türsturz von Keller 15 und 16 angebrachte Jahreszahl von 1863 bzw.
1865 dürfte die Errichtungszeit dieser beiden Anlagen belegen.
Durch die mächtigen Verstürze in Keller 2 und 4 ist es nicht mehr
möglich, die Keller in ihrer ursprünglichen Gesamtausdehnung zu
beurteilen. Die vorhandenen Reste und die Analogie mit den
Nachbarkellern zeigen aber, dass auch diese beiden Keller einst
größere Ausdehnungen besaßen.
Heute sind die Verbindungen der einzelnen Keller abgemauert, am
Vermessungsplan lassen sich aber klar die einzelnen Großkeller
erkennen. Ursprünglich miteinander in Verbindung stand: Keller 3
mit 4, Keller 5 mit 6, Keller 8 mit 9 und Keller 18 mit 19. Jetzt
noch miteinander verbunden ist Keller 20 mit dem Keller 21. Die
Keller 2, 3 mit 4, 5 mit 6, 8 mit 9, 20 mit 21 und 22 weisen
wesentliche typologische Gemeinsamkeiten auf. Sie haben auch
annähernd die gleiche Hauptrichtung. Diese sechs Großkeller dürften
zur gleichen Zeit errichtet worden sein. Als Besonderheit gibt es
in dieser Kellergasse die 8 Gewölbegurten und den Brunnenschacht im
Keller 9, den großen Seitenraum im Keller 22, den gewaltigen
Großkeller 20 - 21, den Erdstallgang im Keller 4 und die
ausgesprochen schönen, sehr alten Kleinkeller 1 und 7.
Volkskundlich durchaus interessant sind auch die zahlreichen
Ritzungen, Zeichnungen und Inschriften, die es an den Wänden fast
aller Keller gibt. Bemerkenswert ist diese Anlage wegen ihrer
zahlreichen interessanten Details und natürlich auch wegen ihres
gesamten Erscheinungsbildes. Die Einmaligkeit dieser Kellergasse in
Oberösterreich und ihre bis ins Mittelalter zurückreichende
Vergangenheit weist dieses Ensemble als besonders schützenswert
aus.
Im Jahre 1992 wurde beim Bundesdenkmalamt ein Verfahren
eingeleitet, die Kellergröppe unter Denkmalschutz zu stellen, damit
dieses Ensemble in seiner gesamten Schönheit der Nachwelt in ihrem
Urzustand erhalten bleibt. Auch der Gemeinderat der Marktgemeinde
Raab hat am 30.06.1994 einen diesbezüglichen Beschluss gefasst.
Etwa drei Viertel der Keller sind aber heute noch in Verwendung.
Most und Obst sind hier gelagert. Auch die Baumschulen nutzen die
gleichbleibende Temperatur für die Lagerung ihrer Pflanzen. Jedes
zweite Jahr veranstaltet die Feuerwehr Raab das traditionelle
"Kellerfest" in den Sandkellern.