Vor fast 2100 Jahren suchte ein römisches
Handelsschiff nahe der Insel Antikythera vergeblich Schutz vor den
tückischen Winden der Ägäis. Das 50 Meter lange Schiff sank, den
Laderaum voller Luxusartikel: kostbarer Schmuck, bronzene
Frauenkörper, Amphoren mit raren Weinen, reichlich Bargeld sowie
ein Mechanismus höchster Komplexität. Zwei Jahrtausende später,
kurz vor Ostern 1900, haben Schwammtaucher (nach anderen Quellen
waren es Räuber, die zu jener Zeit die Ägäis unsicher machten) das
Wrack entdeckt und eine vermoderte Holzschachtel mit einem
verkrusteten bronzenen Klumpen geborgen. Durch eine glückliche
Fügung ist dieser Fund ins Athener Nationalmuseum gelangt, wo der
Archäologe Spyridon Stais die Teile zwei Jahre später sorgfältig
reinigte und Spuren von Zahnrädern entdeckte. Zu jener Zeit rief
diese Entdeckung in der Fachwelt allerdings kein großes Interesse
hervor.
Die tatsächliche Bedeutung des archäologischen Fundes
blieb daher zunächst unerkannt. Der etwa schuhschachtelgroße
Mechanismus war ohnehin nur noch bruchstückhaft erhalten und stark
korrodiert. Erst 1951 begann der britische Wissenschaftshistoriker
Derek John de Solla Price damit, die übrig gebliebenen Fragmente
systematisch zu untersuchen. Zwanzig Jahre später kam er zu dem
Ergebnis, dass es sich um die Überreste eines astronomischen
Computers handeln müsse. Der erste Analogrechner der
Menschheitsgeschichte habe dazu gedient, die Bewegung des Mondes
und der Sonne um die Erde zu berechnen und darzustellen. Die von de
Solla Price vorgestellte Rekonstruktion der Apparatur blieb
allerdings unter Archäologen umstritten.
Schon der Augenschein verriet den ersten wissenschaftlichen
Begutachtern der Apparatur, dass sie es hier mit einer für ihre
Zeit ungewöhnlichen Konstruktion zu tun hatten. Doch erst eine
Röntgenuntersuchung im Jahre 1971 machte weitere erstaunliche
Details sichtbar. Für die jüngsten Untersuchungen (Nature 2008, 454, S. 614) wurde sogar ein
Computertomograph im Archäologischen Nationalmuseum von Athen
aufgebaut. Auf diese Weise konnte ein internationales
Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Mike Edmunds und Tony
Freeth von der Cardiff University in Wales die Grundthese von de
Solla Price bestätigen. Sie zeigten aber auch, dass das aus
mindestens 30 Zahnrädern bestehende Rechenwerk noch viel
raffinierter und ausgeklügelter war, als es ursprünglich vermutet
wurde. So entdeckten die Forscher ein Differentialgetriebe, eine Erfindung, die bisher dem
Universalgenie Leonardo da Vinci zugeschrieben wurde und erst 1832
in England zum Patent angemeldet wurde. Die Untersuchungsergebnisse
revolutionieren damit unsere Vorstellungen von den feinmechanischen
Fähigkeiten und Kenntnissen der hellenischen Welt. Zahnräder waren
zwar in der Antike bekannt, doch bei weitem nicht in der hier
entdeckten Feinheit und Komplexität.
Bei den tomographischen Untersuchungen sind nicht nur
weitere Funktionen des antiken Planetariums, sondern auch neue
Schriftzeichen aufgetaucht, die unter der Patina verborgen waren.
Den neuen Ergebnissen zufolge besaß der Mechanismus einen Zeiger,
der dem Zeitraum der olympischen Spiele folgte. In einer anderen
Anzeige identifizierten die Wissenschaftler einen sogenannten
metonischen Kalenderzyklus. Dieser komplizierte
Kalender basiert auf einer Abfolge von 235 Monaten in 19 Jahren.
Auch der Ursprung des Geräts konnte nun näher eingegrenzt werden:
Der Mechanismus stammt wohl aus dem nordwestlichen Griechenland
oder aus Sizilien, statt wie bislang angenommen aus Rhodos. Für
weitere Informationen verweise ich auf die Homepage des
internationalen Wissenschaftlerteams: The
Antikythera Mechanism Research Project. Außerdem gibt es bei
Nature ein interessantes Video zu bewundern, das natürlich nur in englischer
Sprache verfügbar ist.
Eine zentrale Frage besteht nun darin, ob noch
andere ähnliche Apparaturen aus jener Zeit erhalten sind. Vor 2000
Jahren beherrschten die Römer den ganzen Mittelmeerraum und hatten
ihr Reich im Norden bis an den Rhein und die Donau ausgedehnt. Nach
dem Sieg der Römer über Philipp V. bei Kynoskephalai im 2.
Makedonischen Krieg hatte Griechenland seine politische Bedeutung
vollständig verloren. Die hellenische Kultur lebte jedoch mit
unverminderter Kraft fort, so dass Literatur, Philosophie, Kunst,
Architektur und Wissenschaft der Griechen von den Römern in die
Welt getragen wurden. Unter der Regierung des Kaisers Augustus
entstand der Plan, die Grenze bis an die Elbe vorzuverlegen und
einen großen Teil Germaniens unter römische Herrschaft zu bringen.
Nach dem römischen Historiker Velleius Paterculus sollen sogar Kastelle an Weser und
Elbe entstanden sein. Es ist also durchaus möglich, dass römische
Handelsschiffe mit griechischen Waren an Bord auf der Elbe fuhren.
Und tatsächlich habe ich einige Dinge in den Besenhorster
Sandbergen (früheres Überschwemmungsgebiet der Elbe) entdeckt, die
eindeutig hellenischen Ursprungs sind. Folge meinen Spuren durch
diese beeindruckende Landschaft und begib dich auf die Suche nach
den Resten der griechischen Kultur an der Elbe. Vielleicht wirst du
ja sogar etwas finden, was mit dem Antikythera-Mechanismus
vergleichbar ist.
Der Cache liegt im Naturschutzgebiet der
Besenhorster Sandberge, so dass du besondere Rücksicht auf Flora
und Fauna nehmen solltest. Du kannst sämtliche Stationen auf
geeigneten Wegen und Pfaden erreichen. Lediglich die letzten Meter
befinden sich etwas abseits. Schmutzunempfindliche Kleidung,
robustes Schuhwerk und die übliche Ausrüstung sind eine
Grundvoraussetzung. Der Cache sollte möglichst nicht in größeren
Gruppen angegangen werden, da einige Stationen für die kollektive
Suche ungeeignet sind. Außerdem möchte ich darum bitten, mit den
Hinweisen und Konstruktionen pfleglich umzugehen, damit sich der
Wartungsaufwand in Grenzen hält. An keiner Stelle muss Gewalt
angewandt werden, um an den Hinweis zu gelangen! Es soll
natürlich nicht zu einfach werden, so dass du zuvor ein kleines
astronomisches Rätsel lösen musst, um dich für die Suche nach den
griechischen Schätzen zu qualifizieren. Es handelt sich um eine
typische Aufgabe für ein Planetarium, also auch für den
Antikythera-Mechanismus.
Berechne den maximalen Höhenwinkel h, den die Sonne (Zentrum der
Sonnenscheibe) am Fundort des Antikythera-Wracks im Jahr 2010
erreicht. Dabei sollen Sekundäreffekte wie die Abweichung des
Geoids von der Kugelgestalt oder die Brechung des Lichtes durch die
Erdatmosphäre vernachlässigt werden. Da du als Geocacher virtuos
mit Koordinaten umgehen kannst, wirst du zur Beantwortung nicht
extra in die Ägäis reisen müssen. Aus dem Ergebnis h = xx,yyy°
kannst du nun die Position des Startpunktes ermitteln. Er befindet
sich yyy m in Richtung xx° TN vom Referenzpunkt (obige Koordinaten)
entfernt.
Der Mystery-Cache ist als Multi realisiert und
besteht aus 9 Stationen plus Final. Dabei sind die meisten
Stationen mehrstufig angelegt, so dass du zwei oder auch drei
Objekte suchen musst. Du solltest eine Reihe von Hilfsmitteln dabei
haben, die entweder notwendig sind oder aber die Suche erheblich
vereinfachen: Fernglas, Wasser (ca. 0,2 l), Draht (ca. 50 cm),
grobmaschiges Küchensieb, kleiner Spiegel, Pinzette, Lineal oder
Zentimetermaß, 6 Mignonzellen (AA). Das D/T-Rating bezieht sich auf
einen Einzelcacher und berücksichtigt die schwierigen Bedingungen
in den Sommermonaten. Das Eingangsrätsel wäre lediglich mit 2 bis 3
D-Sternchen zu bewerten. Dir sollte also bewusst sein, dass du vor
Ort mit gewissen Schwierigkeiten (d.h. Rätseln) rechnen musst. An
den ersten 8 Stationen wirst du Ziffern finden, die für die Suche
des Finals von Bedeutung sind. Wenn eine Wegpunktprojektion
erforderlich ist, dann muss die Position des Hinweises als
Ausgangspunkt gewählt werden.
Für den Erstfinder gibt es eine Urkunde, eine
antike Bronzemünze aus Makedonien sowie einen Meteoriten (Sikhote-Alin-Schrapnell). Auch Zweit- und Drittfinder
gehen nicht leer aus und erhalten neben einer Urkunde ebenfalls
eine alte griechische Münze. Insgesamt habe ich versucht, den Cache
mit attraktiven Tauschutensilien auszustatten (siehe Foto). Mehrere
Geocoins gehören ebenfalls zum Startinhalt. Viel Spaß bei der
Suche!
Anmerkung: Dieser Multi wurde nicht konzipiert, damit er allen
Geocachern gefällt. Für die Kritik oder Ablehnung durch gewisse
Leute bin ich sogar dankbar, denn dadurch zeigt sich, dass der
Cache nicht den Mainstream bedient. Ich möchte nochmals betonen,
dass man bei den einzelnen Stationen gewisse Aufgaben bzw. Rätsel
zu bewältigen hat, die über eine einfache Suche hinausgehen. Es
kann also durchaus sein, dass der eine oder andere Geocacher einen
zweiten Anlauf benötigt oder vor Ort eine Web-Recherche durchführen
muss. Außerdem steht ja nirgends geschrieben, dass jeder Cacher
gezwungen wird, jeden Cache zu suchen - nicht wahr,
D-Buddi?