1784:
Schmiedel trieb die Pferde an. Die Sicht war in der frühen Morgenstunde dieses Oktobertages nicht besonders gut, aber er kannte den Weg. Die Hoheiten waren in Eile.
In Pieschen hatte er sich noch gewundert, dass die Schranke war weg. Aber er mochte die Umleitung sowieso nicht. Die anderen Kutschen der Jagdgesellschaft waren ihm ohne Zögern gefolgt. Sie hatten das Dorf beim Fasanenheger schon hinter sich gelassen, als sich plötzlich zwei Bauersfrauen fast vor die Pferde warfen. Schmiedel zerrte an den Zügeln und brachte das Gespann gerade noch rechtzeitig zum Stehen. Man könne hier nicht weiter, meinten die Frauen. Als sie das Wappen auf dem Schlag sahen, versuchten sie einen unbeholfenen Knicks. Es gab ein paar Rückfragen und dann die Order, über die Felder auszuweichen. Die Bauern werden ihre helle Freude daran haben, dachte der Kutscher.
Das Ereignis hatte Folgen. Einen knappen Monat später wurde die mangelhafte Absperrung der alten Poststraße per Verordnung gerügt und die vier Kaditzer Bauern, welche die Schranke in Pieschen entfernt hatten, wurden ermittelt und bestraft. Die beiden Frauen bekamen eine jährliche Leibrente von 25 Talern, denn sie hatten schließlich Schlimmeres verhindert. Aber ihre Namen werden für die Nachwelt keine Erwähnung wert sein. Nach 100 Jahren sind eigentlich nur noch die hohen Herren wichtig und wenn man von den Frauen spricht, dann waren es Weiber. So ist es wohl auch heute, wenn es überhaupt noch jemand weiß.
In unserer Zeit verändert wohl weniger der Fluss die Topologie, sondern mehr der Mensch. Da werden Müll abgeladen und Erde aufgefüllt. Deshalb befindert sich unser Cache nunmehr ein kleines Stück vom ehemaligen Platz des Gedenken entfernt.