Als Friedenskirche bezeichnet man seit etwa 1900 eine
Kirchengemeinschaft, die sich in besonderer Weise zur
Förderung des Friedens und Nichtteilnahme am
Krieg verpflichtet hat.
Als historische Friedenskirchen gelten jene christlichen
Randgruppen, die im europäischen Mittelalter am Pazifismus des Urchristentums festhielten und
Kriegsdienste verweigerten. Dazu
gehörten seit dem 14. Jahrhundert vor allem die Katharer, die schon 1342 von der
römisch-katholischen Kirche vernichtet wurden, und die
Waldenser, die zum Teil später
in den Hussiten und den Böhmischen
Brüdern aufgingen.
Im Zeitalter der Reformation kamen die in der
Täuferbewegung entstandenen
Hutterer und Mennoniten hinzu.
Auch die im 17. und 18. Jahrhundert entstandenen Church of the
Brethren, Quäker und Shaker
werden den Friedenskirchen zugerechnet.
Im 19. Jahrhundert entstanden im Rahmen der nordamerikanischen
Erweckungsbewegung weitere
pazifistische Kirchengemeinschaften wie die Internationale
Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten,
Reformationsbewegung.
Die Zeugen Jehovas verweigern zwar auch
Kriegs- und Ersatzdienste, aber nicht aus pazifistischen, sondern
theokratischen Motiven. Sie
verbinden damit kein Engagement für einen Frieden auf Erden,
da sie diesen nur vom Reich Gottes selbst erwarten.
Die genannten Kirchengemeinschaften haben zum Teil große
theologische Differenzen. Allen gemein ist die Ablehnung von Gewalt
und die Verweigerung des Kriegsdienstes. Darüber hinaus sind
die Positionen unterschiedlich und reichen von politischer
Zurückhaltung der Zeugen Jehovas bis zu starkem
gesellschaftspolitischen Engagement wie bei den Quäkern, die
auch öffentlichkeitswirksame Lobby- und Kampagnenarbeit
betreiben.
Aufgrund der Ablehnung des Militärdienstes, erfuhr ein
großer Teil von ihnen in den letzten 500 Jahren staatliche
Verfolgung und Repression. Mehrmals mussten beispielsweise Hutterer
und Mennoniten ihre Heimat aufgeben und in neue Länder
umsiedeln.
Auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die theologisch
begründete Ablehnung des Militärdienstes noch in vielen
westlichen Ländern nicht vollends akzeptiert. Ein bekanntes
Beispiel ist das Schicksal zweier junger Hutterer in den
USA während des Ersten
Weltkrieges. Da sie es ablehnten, militärische
Uniformen anzuziehen, wurden sie gezwungen im Winter viele Stunden
nackt im Freien zu verbringen, worauf sie starben. Der
größte Teil der Hutterer verließ daraufhin die USA
und siedelte nach Kanada über. Die Quäker waren zum Teil
wie in den USA vom Wehrdienst befreit. Britische Quäker
leisteten zum Teil in Uniform den Sanitätsdienst oder kamen in
Beugehaft der
Millitärjustiz.
Während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland
verweigerten nur die Zeugen Jehovas geschlossen als
Glaubensgemeinschaft den Wehrdienst. Bei den anderen
Glaubensgemeinschaften wurde es der persönlichen Entscheidung
des Einzelnen überlassen (Siehe auch z. B. Quäker im
Nationalsozialismus).