Im Ugental wurde in den
50er Jahren des letzten Jahrhunderts vom damaligen Skiclub
Heidenheim eine Skisprungschanze genutzt.
Ein Zeitungsartikel in der Heidenheimer Zeitung vom 2. Februar 2002
berichtet ausführlich davon.
Hier der Artikel von Michael Brendel, Heidenheimer
Zeitung:
Glücklicherweise
hatte der Warmwettereinbruch dem Winter auf den umliegenden Höhen
noch nicht gänzlich den Garaus gemacht. Bis tief in die Nacht
hinein waren Lastwagen unterwegs, um Schnee aus Zang und
Böhmenkirch heranzukarren. Immerhin stand ein großer Tag in der
Geschichte des Skiclubs Heidenheim bevor: Am 5. März 1950 sollte
die Manfred-Hartmann-Schanze im Ugental im Rahmen der
Ski-Bezirksmeisterschaften eingeweiht werden. So schleppten also
zahlreiche Freiwillige stundenlang Körbe voller Schnee nach oben,
bis Turm und Aufsprunghügel endlich hinreichend präpariert waren.
Und die Mühe lohnte sich. Wenngleich die Anlaufspur anderntags
immer stumpfer und damit langsamer wurde, erlebten nicht weniger
als 2500 Zuschauer, vorwiegend vom gegenüber liegenden
Apothekerberg aus, ein interessantes Springen.
Als Tagesbester durfte sich der bei den
Jungmannen startende Georg Vollmer vom SC Königsbronn feiern
lassen. Seine Sprünge auf 24 und 22 Meter markierten den Neubeginn
einer Mitte der 30er-Jahre unterbrochenen, freilich nur kurzen
Skisprung-Tradition im Hirtentäle.
Begonnen hatte alles im Sommer 1927.
Mitglieder des zuvor als Skiclub bezeichneten Schneeschuhvereins
krempelten unter Federführung ihres Vorsitzenden Manfred
Hartmann seinerzeit zusammen mit der
Schwimmvereinsjugend die Ärmel hoch und begannen mit der Anlage
einer Naturschanze an jenem Nordhang, der sich im Spitz zwischen
der zum Staudamm führenden Straße und dem Schotterweg in Richtung
Reutenen befindet. Der etwa 30 Meter lange Anlauf wies eine Neigung
von rund 21 Grad auf und ging über in einen fünf Meter langen, 170
Zentimeter hohen Schanzentisch aus aufgeschichteten Steinen. Dem
verantwortlichen Ingenieur zu Ehren erhielt das Bauwerk den Namen
Weber-Schanze. Zur offiziellen Inbetriebnahme am 20. Januar 1929
pilgerten um die 3000 Menschen ins Ugental. Mehr als 70 Sprünge gab
es an jenem Nachmittag zu bestaunen, wobei der lokale
Berichterstatter als Bestweite 22,50 Meter für Clemens Grupp aus
Oberkochen notierte.
Eine kalte Nacht, so ist in den Annalen
nachzulesen, hatte den Schnee hart frieren lassen, „so dass
sehr viele der Springer stürzten und
viele andere im Auslauf sich überschlugen, ohne dass einer Schaden
nahm“.
Das Protokoll der letzten
Hauptversammlung datiert vom 10. Oktober 1935, dann wurde es still
um den Schneeschuhverein. Erst am 31. Mai 1947 beschlossen 30
Freunde des Skisports unter Vorsitz von Karl Feuerbacher den
heutigen Skiclub Heidenheim wiederzugründen. Manfred Hartmann hatte
sein Amt bereits 1933 niedergelegt.
Von Michael Brendel
Waren einige passionierte Skispringer
während des Zweiten Weltkrieges über den Bakken einer kleinen
Naturschanze in der Enggaß in Schnaitheim gegangen, so wurde nun
der Wunsch laut, das Skispringen im
Ugental wieder zu ermöglichen. Zwei Jahre lang spuckten knapp zwei
Dutzend Idealisten immer wieder in die Hände, um sich ihren Traum
zu erfüllen. Willi Bäuerle (73), der damals die Vermessungsarbeiten
erledigte, weiß zu berichten, wie beschwerlich die
Erweiterung des Schanzenprofils vonstatten ging. Um den
Aufsprunghügel modellieren zu können, war ein auch heute noch
sichtbarer Einschnitt ins Gelände nötig. Weil damals noch keine
Presslufthämmer zur Verfügung standen, blieb nichts anderes übrig,
als mit bloßer Muskelkraft ans Werk zu gehen. „Ich habe mir
immer eine Schaufel ans Rad gebunden und bin dann zur Baustelle
gefahren“, erinnert sich Bäuerle.
Mit
viel Schweiß war auch die Aufgabe verknüpft, das Holz für den rund
acht Meter hohen Schanzenturm herbeizuschaffen, mussten die dafür
benötigten Baumstämme doch eigenhändig imWald geschlagen
werden. Beim Bau wurde auch auf Kleinigkeiten geachtet: Zur
Verkürzung des Anlaufs ließ sich eine
mit einem Scharnier versehene Luke öffnen. Zur Anlage gehörten
zudem ein Sprungrichterturm auf der Westseite und eine etwas
später errichtete Jugend-Naturschanze. „Zum Training kamen
manchmal ein paar Hundert Leute“, kramt der 82-jährige
Gerhard Elsner in seinen Erinnerungen. Als Mann der ersten Stunde
wagte auch er sich viele Male von der im März 1950 wieder freigegebenen und jetzt nach dem früheren
Schneeschuhvereins-Vorsitzenden Manfred Hartmann benannten Schanze,
die Weiten zwischen 30 und 40 Metern zuließ. Dennoch ging auch
diese Ära Ende der 50er-Jahre zu Ende. Mag sein, dass den Schanzen
in Unterkochen und Königsbronn ein größerer Stellenwert zugemessen
wurde. Vielleicht lag es auch an der Dominanz der vor allem im
Alpinbereich starken Heidenheimer Wintersportler. Die Hartmann-
Schanze verfiel jedenfalls zusehends, und nur wer genau hinsieht,
erkennt heute noch die Vertiefung des Aufsprunghanges.