Ehemaliger Westenfriedhof
In der ehemaligen
„Westenvorstadt“ Eichstätts liegt der im 19.
Jahrhundert aufgelassene Westenfriedhof. Nur wenige Gehminuten vom
Zentrum entfernt ist er eine Oase der Ruhe.
Der Westenfriedhof wurde 1536 errichtet, ein Jahr später die
Michaelskapelle gebaut. Nach der Erweiterung des Ostenfriedhofs im
Jahre 1851 wurde er als Begräbnisstätte aufgelassen. Die großen
Linden sind teilweise bis zur Krone mit Efeu bewachsen. Im Frühling
ziert den Rasen ein Meer von Blausternen, Narzissen, Tulpen und
Zwerghyazinthen. Rund um die barocke Kreuzigungsgruppe sind noch
viele historische Grabsteine zu finden.
Wer sich daran macht, die alten Inschriften zu entziffern,
findet nicht nur Informationen über die hier zur letzten Ruhe
gebetteten Eichstätter und ihre Handwerksberufe. Der Grabstein der
Johanna Köttner offenbart eine fast schon unglaubliche Geschichte.
Die "Köttnerin" diente von 1738 bis 1752 als Mann verkleidet bei
der österreichischen Armee und brachte es sogar bis zum Feldwebel.
Erst eine Verwundung brachte ihre wahre Identität zum
Vorschein.
Bis etwa zum Jahre 1535 fanden die in Eichstätt Verstorbenenen
ihre letzte Ruhestätte auf dem Platz an der Nordseite des Doms, dem
"Domfreithof". War es ja auch sonst überall Gepflogenheit die Toten
in den die Pfarrkirchen umgebenden "Gottesäckern" zu bestatten.
Wiederholt ist man bei Grabungsarbeiten am Domplatz auf Gebeine
gestoßen.
Mit dem Anwachsen der Bevölkerungszahlen sah man sich jedoch
mehr und mehr gezwungen, die Friedhöfe vor den Toren der Städte
anzulegen. Dieses Problem wurde auch in Eichstätt mehr und mehr
brennend. Schon 1511 begannen die Beratungen darüber und die
Verhandlungen zwischen Domkapitel und Stadtmagistrat. Es dauerte
aber noch 23 Jahre, bis nach vielem Hin und Her der Entschluß
gereift war, den alten Domfreithof durch vorstädtische Friedhöfe zu
ersetzen. Ursprünglich war je einer für die Dom-, Walburgi- und
Spitalpfarrei geplant, doch verzichtete man schließlich auf den
letztgenannten.
Die Bürgerschaft war zunächst gar nicht für diese Neuregelung zu
haben; besonders scheute man die weiten ungepflasterten Wege vor
dem Osten- und dem Westentor.
Der Westenfriedhof wurde 1535 angelegt und im folgenden Jahre
ummauert. Der ansteigende Hang, auf dem er gelegen ist, hieß im
Volksmund "Fuchsbühel". Ein Felsen im Boden,für dessen Beseitigung
ein Gulden extra bezahlt werden mußte, erschwerte die Anlage. 1538
wurde dann auch die Michaelskapelle erbaut.So hatte nun auch der
westliche Stadtteil seinen eigenen Friedhof.
Als 1627 im Gefolge des Krieges eine pestartige Seuche auch in
Eichstätt wütete, fanden die von ihr Dahingerafften dort ihr
Massengrab, die "Pestgrube". Es soll sich unter
derKreuzigungsgruppe befinden, die später, wohl im 18. Jahrhundert,
dort aufgestellt wurde. Ihr Schöpfer und die genaue Zeit ihrer
Errichtung konnte bis jetzt nicht festgestellt werden; die
Inschrift ist verwittert. Die dramatische Bewegtheit der Gestalten
verrät eine begabte Künstlerhand.
Hier mal ein Übersichtsplan des
Westenfriedhof:
Wer mehr über die Rolle des
Westenfriedhofs wissen möchte z.Bsp. im
Schwedenkrieg,
oder ausführliche Informationen über
die Grabsteininschriften sucht, wird hier
fündig:
Viel Spaß beim Suchen und genießt die
Abgeschiedenheit und Ruhe abseits der Hektik des Alltags!
Happy hunting
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