Fast unglaublich, dass es die römischen Ingenieure bereits
verstanden, die Talenge bei Pontlatz zu überbrücken. Die Urgewalt
des Inns bei Hochwasser und die Tatsache, dass die Brücke den Fluss
wegen der Felswände zu beiden Seiten diagonal queren musste, machen
den Bau noch beeindruckender. Pontlatz - pons latus - lange Brücke
- schon der Name zeigt, dass die Länge der Brücke etwas Besonderes
war.
Die Pontlatzbrücke in ihrer heutigen
Form.
Die römische Brückenbaukunst war
hoch entwickelt. Sie reichte von ein- und zweibogigen
Steinbogenbrücken über kleinere Flüsse bis zu Steinpfeilerbrücken
zur Überquerung der größten Ströme - wie die berühmte 400 Meter
lange Rheinbrücke bei Neuwied. An der ursprünglichen Pontlatzbrücke
querte bereits die römische Via Claudia den Inn. Die jetzige Brücke
bildete bis 1978 die offizielle Grenze zwischen dem damaligen
Gerichtsbezirk Ried im Oberinntal und dem Gerichtsbezirk Landeck.
Der Landstrich, der dem Gericht Ried unterstellt war, nennt man
heute noch Oberes Gericht.
Links: "Kampf an der
Pontlatzbrücke" nach C. Jordan, Kupferstich (Druck).
Rechts: Bronzeadler nahe der Pontlatzbrücke.
Die Nachfolger der Pontlatzbrücke spielten übrigens in der
späteren Tiroler Geschichte mehrmals eine Rolle. Während des
spanischen Erbfolgekrieges (1703) hinderte man 500 Grenadiere und
Dragoner mit dem Abbau der Brücke und Steinlawinen am Passieren der
Talenge. Während der Tiroler Freiheitskämpfe 1809 konnten die
Franzosen die Pontlatzbrücke passieren, wurden aber durch das
Abtragen einer Brücke bei Prutz gestoppt und mussten sich am
Tullenfeld ergeben, weil ihnen der Rückweg bei Pontlatz versperrt
war. An die Ereignisse bei Pontlaz erinnert der 1904 errichtete
Bronzeadler, der - zum Fangstoß bereit - auf die Brücke späht.