Die Meindorfer
Kapelle
Nach langem Bemühen hatten die Meindorfer Bewohner im Jahre 1882 es
geschafft, eine eigene Schule zu erhalten um ihren
Kindern den langen Schulweg nach Menden zu ersparen. Nunmehr
wünschte man sich auch ein neues Gotteshaus. Am 19. Januar
1905 wurde beschlossen einen Kapellenbauverein zu gründen, um
das Projekt eines eigenen Gotteshauses zu verwirklichen.
Dank der Opferbereitschaft der Meindorfer, unterstützt von den
außerordnendlichen Zuwendungen und Bemühungen der örtlichen
Vereine waren bereits nach 5 Jahren, Ende 1910 die gesammelten
Baugelder auf 12.000 Reichmark angewachsen, eine Leistung, die
uns heute noch Bewunderung abverlangen muss. Der damalige
Ortsvorsteher und Vorsitzender des Kapellenbauvereins, Johann
Wilhelm Brauweiler, stellte das Baugrundstück kostenlos zu
Verfügung. Im Jahr 1911 legt der Siegburger Architekt
Schopp unter Anweisung des Diözesanbaumeisters Vincenz Statz
den Plan für einen gotischen Kirchenbau vor. Die Baukosten
wurden unter Berücksichtigung von Eigenleistungen auf 17.000
Reichsmark beziffert. Die Baugenehmigung wurde erteilt und am
13. Juni 1911 fand der erste
Spatenstich statt.
Die Bauarbeiten gingen so zügig voran, dass der Vorstand sich
bereits im November 1911 mit der Inneneinrichtung der Kapelle
befassen konnte. Die Lieferung der Altarmensa wurde dem Steinmetz
Henrich aus Siegburg übertragen, er schenkte aus diesem Anlass der
Kapelle zwei, heute noch vorhandene Weihwasserbecken. Den
Meindorfer Junggesellen verdankt die Kapelle zwei Glocken, der
Architekt Schopp und der Vorstand des Vereins stifteten die
Verglasung je eines der Rundfenster.
Am 28. April 1912 weihte Dechant Commes aus Königswinter die
Kapelle feierlich ein und übergab sie dem Gottesdienst. Die
Kapelle wurde auf den Titel Maria Rosenkranzkönigin geweiht. Die
feierliche Konsekration, bei der in den Altar Reliquien der hl.
Märtyrer Aureus und Eusebius eingelegt wurden, fand erst neun Jahre
später am 2. Mai 1921 durch den
Steyler Missionsbischof Franz Wolff statt.
Die Kapelle auf dem Gelände des ehemaligen Abtshofes hatte samt
Innenausstattung rund 27.000 Reichsmark gekostet. Dank dem
Opfersinn und Gemeinschaftsgeist des kleines Ortes konnte bis zum
Jahr 1919 auch die verbleibende Darlehnsschuld abgetragen
werden.
Manch einer mag distanziert zur Institution Kirche stehen,
solange er sich aber Meindorf nähert –gleich aus welcher Richtung-
und den einem Zeigefinger gleich steil aufragenden Dachreiter der
stattlichen Kapelle sieht, fühlt er, dass er hier Heimat findet.
Dieses Vermächtnis hat der Kapellenbauverein, von dessen
Gründergeneration keiner mehr lebt, bisher bewahrt, und auch die
neue Generation des Vorstandes wird dies auch weiterhin
tun.
Quelle:
Paul Henseler, Auszug aus der Festschrift des
Kapellenbauvereins Meindorf 2005