Der Weihnachtszug
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Jongel ging den Gang langsam entlang und suchte nach dem Wegweiser den ihm Santa genannt hatte. Ihm kam es vor, als ob er schon ewig durch den Gang wanderte obwohl es erst wenige Minuten waren. Endlich entdeckte er den ersehnten Hinweis. Ein großes gehämmertes Schild auf dem in der Zwergen Sprache stand wie man zur Zwergen Stadt kommt. Da Weihnachtselfen jede Sprache der Welt verstehen und lesen können, hatte Jongel kein Problem das Schild zu lesen. Mit neuem Elan machte er sich auf den Weg zur Zwergen Stadt. Dort, so wusste er, würde er den ersten Teil seiner Aufgabe erfüllen können. Die Zwerge hielten viel von Santa und halfen ihm gerne wenn sie konnten.
In Gedanken nur bei seinem Auftrag bemerkte er die Stadtwachen erst, als erfasst in sie hineingelaufen wäre. Belustigt blickten sie ihn an und fragten was er in der Stadt wollte. Jongel nannte wie schon zuvor dem Eisberg und dem Baumwächter das für diesen Fall passende Losungswort und wurde daraufhin zum Zwergen König gebracht. Auf dem Weg dorthin konnte er die Stadt bewundern. Wo am Nordpol vieles aus Holz und Eis gemacht war, war hier alles aus Metall gearbeitet. Doch obwohl alles aus dem gleichen Rohstoff gemacht war, sah kein Haus wie das andere aus. Es gab so viele verschiedene Häuser wie es Zwerge gab. Das größte und schönste Gebäude war aber der Palast des Königs. Er war ganz aus Gold, Silber und Edelsteinen gemacht. War das eine Pracht! Jongel war tief beeindruckt. Nicht vom Wert des Palastes, sondern von der Fertigkeit des Baumeisters. Jongel wusste großartige Handwerkskunst zu schätzen. Schließlich waren ja auch die Elfen hervorragende Handwerker. Wenn auch nicht mit Metallen, so doch mit allen anderen Werkstoffen. Jongel insbesondere mit Holz. Er war ein ausgezeichneter Schnitzer. Santa hielt viel von seinen geschnitzten Spielsachen.
Als Jongel nun in den Thronsaal geführt wurde, wurde er von vielen misstrauisch blickenden Zwergen erwartet. Es war schon sehr lange her, dass außer Santa jemand zu ihnen gekommen war. Und wenn sonst jemand zu den Zwergen kam, dann war es meist wegen der unermesslich wertvollen Metalle und Edelsteine die von Ihnen mit unvergleichlicher Kunstfertigkeit verarbeitet wurden. Doch Jongel hatte kein Interesse an all ihren Reichtümern. Das sah man ihm auch an. Als er nun vor dem König stand, verneigte er sich und begrüßte ihn so, wie es ihm Santa geraten hatte. Zwerge mögen es nicht wenn man ihnen schmeichelt. Diesen Fehler dürft ihr nie machen! Jongel machte diesen Fehler nicht. Er brachte stattdessen seine Bewunderung für die Fertigkeiten der Zwerge zum Ausdruck in dem er sich auch vor den ebenfalls im Thronsaal befindlichen Werkzeugen des Zwergenkönigs verneigte. Nachdem er dies getan hatte, ging ein zufriedenes Raunen durch den riesigen Saal. Jongel kannte also ihre Sitten und Bräuche.
Erfreut über diese Ehrenbezeugung sprach nun der König der Zwerge zu Jongel und bat ihn den Grund für sein Kommen zu nennen. Also erzählte Jongel von Santas Problem und wie sie vergebens versucht hatten die Lokomotiven zu bauen. Schienen und Waggons konnte man ja aus Holz bauen, aber Dampfloks mit Heizöfen eben nicht. Als er mit seiner Geschichte zu Ende war, bar er nun in Santas Namen um die Hilfe der Zwerge. Zwar kann man die Idee zur Dampflok im Ideenland finden, sofern man auserwählt ist, aber bauen kann man sie deshalb noch lange nicht. Dafür sind erfahrene und hervorragende Schmiede erforderlich. Diese gibt es eben nur bei den Zwergen. Deshalb bat Santa die Zwergenschmiede um ihre Hilfe, sofern es Jongel gelingen sollte die Idee zu finden.
Gerne stimmten die Zwerge zu und waren sehr stolz, dass Santa sie um Hilfe gebeten hatte. Da es ein sehr langer und anstrengender Tag für Jongel gewesen war, nahm er die ihm angebotene Gastfreundschaft für diese Nacht gerne an. Müde und erschöpft schlief er in dem ihm angebotenen Bett ein. Er war froh, dass auf seiner Reise bisher alles gut gegangen war. Vor allem aber, dass er so schnell schon so weit gekommen war. Er hatte damit gerechnet, dass er für die Zusage der Zwerge mehr Zeit bräuchte. Was Jongel nicht wusste, die Zwerge kannten ihn und seine große Schnitzkunst und achteten ihn dafür sehr. Einem anderen hätten sie ihre Hilfe nicht so ohne weiteres zugesagt. Santa hatte ihnen bei seinen Besuchen öfter von seinen Schnitzmeistern erzählt. Natürlich auch von Jongel. Beim letzten Mal hatte er dem König eine Miniatur vom Nordpol geschenkt, die Jongel´s Werk war.
In dieser Nacht träumte Jongel vom Nordpol und wie alle dort verzweifelt auf seine Rückkehr hofften. Zwar waren die Rentiere seit diesem unglücklichen Jahr nicht mehr krank geworden, sie waren aber auch nicht unendlich belastbar und es war sehr anstrengend für die armen Tiere. So erwachte Jongel mit dem Willen so schnell wie nur irgend möglich zurück zu kommen.
Mit neuem Tatendrang verabschiedete er sich von den Zwergen und bedankte sich höflich für die ihm erwiesene Gastlichkeit. Auf für den Proviant dankte er artig.
Nach einer weiteren endlos erscheinenden Reise durch die unterirdischen Wege der Zwerge kam er bei Sonnenuntergang aus einem durch eine dichte Hecke verborgenen Eingang zurück an die Erdoberfläche. Nach einigen prüfenden Blicken hatte sich Jongel an das jetzt ungewohnte Licht gewöhnt und so fiel es ihm auch nicht mehr schwer den nächsten Orientierungspunkt zu finden. Er hatte nun eine große weite Wiese voller Christrosen und Weihnachtssterne vor sich, so dass er überall nur rote und zart rosa Blüten sah. Diese verströmten einen herrlichen Duft der ihn an zuhause erinnerte. Seine Mutter trug ein Parfüm, welches genauso duftete. Sehnsüchtig dachte er an ihre leckeren Brote und Kuchen. Bei diesem Gedanken lief ihm das Wasser im Munde zusammen und er merkte erst wie hungrig er doch war. Also setzte er sich zwischen die Blüten und labte sich an dem deftigen Käse und Brot das er von den Zwergen bekommen hatte. Dabei dachte er daran, wie es jetzt wohl seinen lieben zuhause gehen mochte. Bestimmt machten sich alle Sorgen, ob er es schaffen würde und wenn ja, wie weit er schon gekommen war. Nachdem er sein Mahl hastig hinuntergeschlungen hatte, machte er sich wieder auf den Weg.
Dabei achtete er sorgfältig darauf, sich nicht zu sehr von dem Duft der Blumen ablenken zu lassen. Dennoch hätte er Santas nächsten Orientierungspunkt fast übersehen. Langsam näherte sich ein Tor das auf beiden Seiten von riesigen Girlanden aus Stechpalmenzweigen umrahmt wurde. Als Jongel direkt davor stand sah er, dass die Torflügel aus geflochtenen Misteln bestanden. Jongel ging genau auf die Mitte des Tores zu und strich ganz sacht mit der Hand darüber. Unter seiner Berührung begann das Tor sich lautlos zu öffnen und gab den Weg in die Menschenwelt frei. Jongel war sehr aufgeregt, weil er endlich die Erdenwelt betrat. Doch erst mal sah er nichts weiter als eine öde felsige Ebene auf der weit und breit kein Lebewesen zu sehen war. Santa hatte ihm gesagt, dass er ab diesem Ort auf sich gestellt sei. Also setzte sich Jongel auf einen Stein und überlegte sich, wie sich nun die weitere Suche gestallten sollte. Auf die Hilfe der Menschen konnte er nicht zählen, denn die waren ja noch sehr weit von einer fortschrittlichen Entwicklung entfernt. Es war ja schließlich auch die Zeit des frühen Mittelalters.
Auch die Tiere würden ihm nicht helfen können, da diese sich von ihren Instinkten leiten ließen und dazu keine Ideen brauchten. Schließlich kam er zu dem Entschluss einfach drauf los zu gehen und sich von seinen Ideen und Gefühlen leiten zu lassen. So wanderte Jongel viele Tage und Nächte doch die Länder der Erde. Dabei mied er die Menschensiedlungen und wunderte sich immer mehr, wie es nur sein konnte, dass die Kinder trotz all der Schrecken an Santa glauben konnten. Aber wahrscheinlich war dies das einzig schöne und wunderbare für die Kinder. Umso mehr war Jongel bemüht das Ideenland endlich zu finden. Doch so sehr er es auch suchte, er fand es einfach nicht.
Dafür erfuhr er immer mehr wie es bei den Menschen zuging. Hunger, Armut, Seuchen und Misstrauen waren an der Tagesordnung. Aber egal wie schlimm das Leben für die Menschen war, die Kinder glaubten unerschütterlich an den Weihnachtsmann. Einige Kinder klammerten sich so sehr an diesen Glauben, dass es ihnen sogar möglich war einen kurzen Blick auf Jongel zu werfen. Dies gelingt nur äußerst selten jemand. Jene Kinder, die ihn gesehen hatten verloren nie mehr ihren Glauben an Santa und konnten daher ein hoffnungsfrohes Leben führen. Jongel war traurig, dass er nicht mehr tun konnte und bemühte sich von so vielen Kindern wie nur irgend möglich gesehen zu werden. Zumindest etwas Hoffnung konnte er so geben.
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Quelle: https://www.fanfiktion.de/s/58edb7c1000659b0bf5bc59/1/Der-Weihnachtszug-ganze-Geschichte