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Renaissancegarten? Proto-Barockgarten! Traditional Geocache

Hidden : 3/15/2021
Difficulty:
1 out of 5
Terrain:
1 out of 5

Size: Size:   regular (regular)

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Geocache Description:


  Renaissancegarten? Proto-Barockgarten!

Dieser kleine Garten hinter einem Haus, das ein Museum und Privatwohnungen beherbergt, ist zwar öffentlich zugänglich, aber kein städtischer Park. Bitte achte auch darauf, keine Pflanzen zu zertreten oder zu pflücken und den Müll erst im nächsten öffentlichen Papierkorb zu entsorgen.  Man braucht die Pflanzungen nicht zu betreten, um den Cache zu finden. Bewohner, Eigentümer und Gärtner wissen von dem Cache.

Am Eingang von der Straße Am Hafen wird der Garten auf einer Tafel als Renaissancegarten bezeichnet. Was könnte damit gemeint sein?

Es ist leicht, grob zu beschreiben, was ein Barockgarten ist: der stilgebende und einer der ersten Barockgärten überhaupt ist der Garten vom Schloß Versailles, vom Sonnenkönig Ludwig XIV in Auftrag gegeben, und spätere Barockgärten orientieren sich an diesem Vorbild. (Den ersten Barockgarten ließ der Finanzminister Ludwigs des XIV in der Provinz anlegen) Um eine mittlere Symmetrieachse arrangierte geometrische Beete sind von niedrigen Buchsbaumhecken eingegrenzt, und die Zierpflanzen oder bodendeckenden Hecken in den Beeten sind zu flachen farbigen Ornamenten zurechtgestutzt. Wasserbecken beherbergen Springbrunnen oder das in ihnen stehende Wasser dient als Spiegelfläche. Skulpturen stellen oft Figuren der  griechischen Mythologie dar.

Was im Zusammenhang mit diesem Garten, angelegt im Jahr 1993, der Begriff Renaissancegarten bedeutet, das ist eine schwierigere Frage. Das Gründungsdatum von Glückstadt ist 1618, der Zeitrahmen der Renaissance ist das 15. und 16. Jahrhundert, zu dieser Zeit lag auf dem heutigen Stadtgebiet ein Überschwemmungsbereich der Elbe und damit offenbar eine Wildnis, wie die alten Ortsnamen Blomsche Wildnis und Engelbrechtsche Wildnis bezeugen.

Immerhin wird der Architekturstil des heute verschwundenen, ca. ab 1629 errichteten Stadtschlosses des Stadtgründers Christian IV als ‚nordische Renaissance‘ bezeichnet. Es brauchte wohl einige Zeit, bis sich der Renaissance-Architekturstil vom Ausgangspunkt in Italien auch in den Norden Europas verbreitete. Mit etwas gutem Willen kann man also argumentieren, dass Glückstadt die Renaissance noch erlebt hat.

Aber Renaissancegärten wurden nicht auf geringer Fläche in der Stadt, hinterm Haus angelegt. Einige sind durch Umgestaltung mittelalterlicher Gärten entstanden, und dies waren meist Kräutergärten von Klöstern. Andere Renaissancegärten wurden beim Neubau eines Lustschlosses im Auftrag von Adligen zu Repräsentationszwecken außerhalb der Stadt auf dessen Vorderseite angelegt. Dabei bemühte man sich, ein fließendes Gewässer zu integrieren oder anzulegen, es konnte dann in der Richtung eines sowieso vorhandenen Gefälles dahinplätschern. Ausgangspunkt waren häufig Parzellen, in denen Nutzpflanzen angebaut wurden. Die einzelnen Parzellen waren wohl rechteckig, aber es kam nicht darauf an, dass gegenüberliegende Beete auch spiegelsymmetrisch bepflanzt wurden.

Der Begriff Renaissance bezieht sich auf das Wiederaufleben klassischer Bildung und Kultur, deshalb gab es in Renaissancegärten Skulpturen, die z.B. römische Götter darstellten, in dem Stil, wie man sich die klassischen Originale vorstellte.

Und hier: Der Garten ist symmetrisch angelegt um einen Weg als Mittelachse. Obwohl buchstäblich auf der anderen Straßenseite des Palais ‚Quasi non possidentes‘ mit dem Hafenbecken ein Zugang zum Wasser besteht, gibt es hier kein Gewässer, weder stehend noch entlang des Gefälles fließend, und im Übrigen hat der Garten gar kein Gefälle. Die Fläche wurde sorgfältig aufgefüllt und eingeebnet; der Weg dahinter verläuft etwa einen Meter tiefer, einen Garten mit Gefälle anzulegen, wäre also möglich gewesen. Es gibt auch keine Skulpturen oder anderen Schmuck, der auf die Klassik verweist.

Die Apfelbäumchen mit den dekorativ dunkelroten Früchten, die sich in Gartenmitte gegenüberstehen, können auch kaum als Nutzgartenkomponente des Renaissancegartens herhalten.

Was für eine rätselhafte Namensgebung.

Schließlich habe ich ein Vorbild für einen solchen hinterm Haus liegenden, nach strengen Gestaltungsregeln angelegten Ziergarten aus der passenden Zeit gefunden:  Vor dem Umzug nach Versailles hielt Ludwig XIV im Stadtschloss in Paris Hof. Um den Hochadel davon abzuhalten, in der fernen Provinz allzu große Unabhängigkeit zu entwickeln oder Komplotte auszuhecken, wurden z.B. Herzöge verpflichtet, sich für eine bestimmte Zeit des Jahres in Paris am Hof aufzuhalten. Um dort standesgemäß zu residieren, legten die Adligen und andere Höflinge in der Stadt ihre eigenen Höfe an. Diese Gebäudekomplexe, die heute hôtels particuliers heißen, umschlossen von drei oder allen vier Seiten einen recht kleinen Garten, in dem der jeweilige Fürst sein Repräsentationsbedürfnis ausleben konnte. Für diese Anlagen galten bereits ähnliche Vorlieben wie später für den Barock. Der Beginn der Epoche des Barocks, zumindest, was den Gartenbau betrifft, ist aber auf die Auslagerung des Hofes nach Versailles im Jahr 1682 datiert. Daher haben die Glückstädter Namensgeber des Renaissancegartens vielleicht einfach die Bezeichnung der dem Barock vorangegangenen Stilepoche gewählt. Das ist etwas unglücklich, denn die Renaissance bezeichnet eine (seinerzeit) fortschrittliche intellektuelle Geisteshaltung, die die konservativen Auftraggeber aus der Provinz eher nicht vertreten. Passender wäre daher vielleicht Barock-Vorläufer-Stil, oder, als Fremdwort: Proto-Barock. 

Kleiner Innenhofgarten, Hôtel Carnavalet Foto Fanny Schertzer https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jardin_du_mus%C3%A9e_Carnavalet_2.jpg

Warum aber wachsen die Buchsbaumbegrenzungen der Beete, die ‚Parterres‘ heißen, was ‚am Boden‘ bedeutet, oberschenkelhoch? So viele Fragen…  

Additional Hints (Decrypt)

[Zugang zum Garten (und Cache) nur über Weg neben Haus Am Hafen 46, Palais 'Quasi non possidentes']

Decryption Key

A|B|C|D|E|F|G|H|I|J|K|L|M
-------------------------
N|O|P|Q|R|S|T|U|V|W|X|Y|Z

(letter above equals below, and vice versa)