Ob hier nicht noch Trolle und Feen unterwegs sind? Dieser märchenhafte Kiefernwald im westlichen Teil der „Sahara“ ist etwas ganz Besonderes. Er hat sich auf natürliche Weise über Samenflug entwickelt und ist nicht – wie die meisten Kiefernwälder in Brandenburg – durch Aufforstung entstanden. Diese Bäume stammen zumeist aus der Zeit vor 1900. Sie stehen weit auseinander und nehmen sich den Platz, den sie brauchen. Deshalb weisen diese alten Kiefern sehr charakteristische Formen auf. Der extrem nährstoffarme Boden führt dazu, dass die Bäume klein und „krüppelig“ bleiben. Zudem schlug man früher in solchen Wäldern häufig die dicken Mitteläste der Kiefern direkt über dem Boden ab, so dass die Bäume nicht gerade nach oben strebten, sondern wild und verdreht in alle Richtungen wuchsen. Solche alten Kiefernwälder werden deshalb auch als „Bauernkiefernwälder“ bezeichnet.
Die offenen Sandflächen zwischen den einzelnen Kiefern sind mit Silbergras, Moosen und Flechten bewachsen. Flechten sind Lebensgemeinschaften aus Algen und Pilzen, die voneinander profitieren. Zu ihnen gehört auch das seltene Isländische Moos, selbst wenn sein Name etwas anderes vermuten lässt. Im hohen Norden ist es die Leibspeise der Rentiere. Wir kennen es zumeist als Heilpflanze, die als Lungen- und Bronchialleiden Anwendung findet. Der sogenannte Flechten-Kiefernwald ist auch Lebensraum seltener Tierarten, die warme, trockene und halboffene Landschaften lieben. Hier finden Wiedehopf, Heidelerche und Zauneidechse ideale Lebensbedingungen vor. Der Wiedehopf baut seine Bruthöhlen gerne in alten, ausgefaulten Bäumen, während die Heidelerche ihre Nester am Boden versteckt anlegt. Die Zauneidechse schlüpft aus einem Ei, das das Weibchen im Sandboden vergräbt und von der Sonne „ausbrüten“ lässt. Die erwachsenen Tiere wohnen gern in lückigen Strukturen zum Beispiel Holz- oder Steinhaufen. Hier wärmen sie sich gern auf und können sich schnell verstecken, wenn Gefahr droht.
Bitte bleibt auf den Wegen. Nur so bleiben die Tiere ungestört. Gegenüber des Märchenwaldes seht ihr eine Renaturierungsmaßnahme. Hier soll sich in den nächsten Jahrzehnten ein neuer Märchenwald entwickeln und in den aufgeschichteten Baumstubben finden Zauneidechsen Unterschlupf und Sonnenplätze. An fünf Stellen im Gelände findet ihr Infotafeln, die über die Bugker Sahrara aber auch über die Renaturierungsmaßnahmen informieren.