Wer auf der Sylter Landkarte den nördlichsten Inselort näher betrachtet, entdeckt am Rande von List eine Grünfläche mit der Bezeichnung Lister Urwald. Ein Urwald? Auf Sylt? Ja, und das schon seit den 1950er Jahren, von der Gemeinde einst als Kurpark zwischen den Straßen Am Brünk, Am Buttgraben und Landwehrdeich mit Spazierwegen und Bänkchen angelegt. Affen, Krokodile und sonstige gefährliche Tiere sucht man in diesem Mischwald vergeblich, dafür findet man tatsächlich zwischen urwüchsigen Erlen, Pappeln, Mehlbeeren und Geißblatt jede Menge Urwaldfeeling. Beim Zugang vom Buttgraben aus stößt man auf einen größeren Schuppen aus Stein, der heute als Lagerraum vom Tourismus-Service genutzt wird. Noch in den 1960er Jahren befand sich hier eine Freilichtbühne mit Zelt, wo unter anderem die Westerländer Speeldeel ihre Auftritte feierte. Nimmt man den Zugang Am Brünk, so stößt man bald auf einen Luftschutzbunker, der heute verschlossen ist, in dem es ein Museum gab: eine meereskundliche Ausstellung mit über 400 Arten und 1.200 Exemplaren, die Werner Mansen senior in den 1960er Jahren selbst aus Fundstücken präparierte und mit seinen Söhnen Werner und Karl-Heinz zu „Mansens Meeresmuseum“ ausbaute. In den Wintermonaten war es schwierig, die Exponate in dem feuchten Mauerwerk schimmelfrei zu halten, und als dann in den 1970er Jahren das Heizöl zu teuer wurde und die Söhne zum Studium auszogen, schloss auch das Museum. Reste der Sammlung sind heute unter anderem im Naturzentrum Braderup zu bestaunen, das Werner Mansen junior 22 Jahre lang leitete. Heute gibt er sein umfangreiches Wissen als zertifizierter Nationalparkwattführer zur Sylter Flora und Fauna im Rahmen von Führungen weiter. Und weil der Urwald auf Sylt steht, kann man zur Stärkung auf dem kleinen Urwald-Spaziergang heimische Brombeeren und Mirabellen naschen. Quelle: Buch /Sina Beerwald , 111 Orte auf Sylt die man gesehen haben muss.