Konrad im Glück
Der junge Storch Konrad kam nach vielen Wochen aus seinem Winterquartier zurück. Obwohl die Reise lang gewesen war, beschloss er kurz bei seinem Freund Pips, der Blaumeise, vorbeizuschauen. Er hatte schließlich ganz besondere Neuigkeiten. Bei Pips angekommen klopfte er das geheime Zeichen: kurz oben, kurz unten, kurz rechts, kurz links und kurz in der Mitte. Als hätte er nur darauf gewartet, war Pips sofort an der Tür. Vor lauter Freude hüpfte er kurz in die Höhe, drückte Konrad lang rechts und lang links und flog zwei lange Kreise um den Freund herum. Konrad lachte herzhaft über diesen Begrüßungstanz. „ Hallo Pips, mein lieber Kumpel mit den kurzen Beinen, hast du deinen Freund mit den zwei langen Stelzen und dem langen Schnabel in der langen Zeit sehr vermisst?“, sprach er immer noch lachend. „ Lang kann ich heute nicht bleiben. Nach dem langen Flug bin ich kurz davor, im Fliegen einzuschlafen und meine Flügel sind kurz vorm Abbrechen! Aber ich wollte zumindest kurz Bescheid sagen, dass ich heil wieder zurück bin.“ Pips schaute ihn an und nickte kurz:„ Das verstehe ich. Nach einer so langen Flugzeit braucht es auch eine lange Pause. Also flieg heim, mach dich lang im Bett und erhol dich. Morgen erwarte ich dann einen langen Reisebericht.“ Nach einer ausgiebigen Erholungspause trafen sich die beiden Freunde am nächsten Tag an ihrem Lieblingsplatz an der Feuchtwiese. Pips erzählte vom lange sonnigen Herbst, der langen Winterzeit mit langen Spielabenden, kurzen Tagen und nur kurz schneebedeckten Feldern. Weil er aber sehr neugierig auf Konrads Geschichte war, ließ er schon bald seinen Freund erzählen und machte selbst keine langen Worte. Konrad war kurz vor Herbstanfang aufgebrochen. Seine Reise ließ ihn kurz auf Polen, kurz auf die Slowakei und ganz kurz auf Ungarn blicken. Nach diesen 'Blitzüberflugabschnitten' folgte dann ein langer über Rumänien, ein langer über die Türkei und zum Abschluss der ganz lange Teil bis nach Zentralafrika, wo er, wie jedes Jahr, auf Verwandte und Freunde aus aller Welt traf. Natürlich machte er auf der beschwerlichen Reise auch immer wieder Pausen. Ob diese kurz, lang oder sogar ganz lang ausfielen, war immer auch von den Wetterverhältnissen abhängig. Eine besonders lange Pause musste er am Schwarzen Meer einlegen, weil ihn starke Regenfälle zwangen, eine Woche lang in der Nähe von Istanbul zu bleiben. Das war ihm bisher noch nie passiert. Damit ihm das Warten auf gutes Wetter nicht zu lang wurde, erkundete er auf langen Spaziergängen die Gegend. Einmal hörte er ein langgezogenes Wimmern. Langsam und vorsichtig näherte er sich dem Geräusch. In einer Ecke hockte ein junges Storchenweibchen und hielt sich ein lang ausgestrecktes Bein. Als sie den vorsichtig um die Ecke blickenden Konrad bemerkte, zuckte sie kurz zusammen und wagte einen kurzen, halbherzigen Versuch aufzustehen. Es folgte ein kurzer Aufschrei, woraufhin ihr Konrad kurzentschlossen unter die langen Flügel griff. „ Hab keine Angst, ich helfe dir“, beruhigte er die junge Störchin. „ Mein Name ist übrigens Konrad.“ „ Ich bin Luna“, antwortete das Storchenmädchen und schluchzte kurz auf. „ Wegen des Regens habe ich einen Unterschlupf gesucht und kurz nicht aufgepasst. Ich geriet nur kurz zu dicht an einen vorbeifahrenden LKW und verlor die Kontrolle. Ich stürzte ab und schlitterte lang über den Asphalt. Seitdem kann ich mein Bein nicht mehr richtig bewegen. Ich weiß gar nicht, wie lang ich hier schon sitze.“ Konrad tröstete Luna und versprach, ihr zu helfen. Zuerst nahm er sie mit in seinem Unterschlupf. Dort pflegte er sie eine weitere Woche lang, bis Luna ihr Bein langsam wieder benutzen konnte. Lange laufen konnte sie zwar noch nicht und auch beim Starten und Landen musste sie ganz langsam machen, aber zumindest konnten sie die lange Reise gemeinsam fortsetzen. Für beide war es viel angenehmer nicht mehr allein zu sein. Die langen Flugstunden erschienen ihnen mit langen Gesprächen gefüllt plötzlich ganz kurz. Da die Quartiere der Familien nicht ganz beieinander lagen, mussten sie sich kurz vor dem Ziel trennen. Aber die Flugzeit zwischen den Quartieren war nur kurz. Für Konrad war es der schönste Winter seines Lebens! Er hatte Spaß mit seiner Familie, genoss die Wärme Afrikas und fraß Heuschrecken in Hülle und Fülle. Immer wieder stattete er Luna kurze Besuche ab und Luna schaute kurz bei ihm vorbei. Die beiden verstanden sich so gut, dass Konrad am Ende des Winters kurzentschlossen fragte, ob Luna nicht auch den Sommer in Deutschland mit ihm verbringen wollte. Zu seiner großen Freude überlegte sie nicht lang und sagte sofort zu. Die lange Heimreise hatten die beiden auch gemeinsam verbracht und Luna machte nun einen Abstecher zu sich um ihre letzten Sachen zu holen. Bereits in der nächsten Woche wollte sie bei Konrad ankommen. Dieser war überglücklich und auch Pips freute sich über das Glück seines Kumpels. Zu dritt verbrachten sie einen tollen Sommer und trennten sich nur schweren Herzens für den Winter.
Denkt daran, es ist nur ein Spiel.