Trotz unseres erfolgreichen Einsatzes bei der letzen Mission und der Aushebung einer Brutstätte der TPOCs waren Scully und ich nicht wirklich siegesgewiss. Es war einfach zu leicht gewesen, die offensichtlich ausserirdischen Wurmparasiten zu finden. Wir waren sicher, dass die Bedrohung durch die Panspermiker und die Parasiten noch nicht gebannt war. Da draußen liefen noch immer Anhänger der Gruppe unter der Kontrolle von Wurmparasiten herum, die uns gefährlich werden konnten. Daher beschlossen wir, die sichergestellte Brut eingehend im Labor zu untersuchen, um mehr über ihre Biologie und potentielle Gefährdungen zu erfahren.
Positiv wirkte sich aus, dass wir einen Exobiologen der Division für die Untersuchung in einem abgetrennten Bereich der Paracelsus Klinik im Ortsteil Henstedt-Rhen gestellt bekamen. Er zeigte sich beeindruckt von unserem Fang und fachsimpelte fasziniert von ihrem einmaligen symbiotischen Metabolismus mit dem sie die Kontrolle über ihre Wirte übernehmen konnten. Wie sich jedoch herausstellte, waren die eingefangenen Exemplare offensichtlich unreife Jungtiere und der Exobiologe fragte uns nervös, ob wir im Nest denn keine Königin vorgefunden haben. Irritiert schauten wir uns an und verneinten. Der Exobiologe wurde bleich: "Verdammt - die Jungtiere hier sind wertlos, wir brachen die Königin!" Wir fragten uns, warum sie nicht im Nest gewesen war und kamen nach einigen Diskussionen auf den beängstigenden Schluss, dass diese Kreaturen einen kollektiven Verstand hatten, der von der Königin gesteuert wird und sie telepathisch kommunizieren können. Vermutlich war die Königin gewarnt worden und geflohen.
Ohne die Königin würden die TPOCs hilflos sein? fragte ich den Exobiologen und er nickte. Damit war klar, dass Scully und ich noch die schwerste Aufgabe vor uns hatten: Die Auslöschung der Königin. Unser Experte konnte noch einige sachdienliche Hinweise zur Lokalisierung geben, insbesondere sollten wir auf UV-reaktive Spuren achten. Aber wo sollten wir mit der Suche anfangen?
Scully und ich nahmen noch einmal die eingesammelten Hinweise aus den vergangenen Fällen vor und beugten uns angestrengt grübelnd über die Karte von Henstedt-Ulzburg. Schnell kam uns eine Idee, wie wir die Suche eingrenzen könnten. "Aber ja, da muss es sein!" rief Scully aus und schlug sich an die Stirn. Schnell markierten wir das Ziel und machten uns auf den Weg.
Chemie und Biologie waren nie mein Lieblingsfächer gewesen, deshalb vertraute ich auf die Empfehlung, eine UV-Lampe einzupacken. Scully und ich machten uns mit voller Ausrüstung für eine Nachtexpedition auf den Weg zu den ermittelten Koordinaten. Da wir jedes Risiko ausschließen wollten, dass unsere Mission entdeckt und die Königin gewarnt werden konnte, waren wir auf uns gestellt und würden uns der Königin in der Dunkelheit zu zweit stellen müssen.
Am Zielort angekommen parkten wir unseren Dienstwagen und schlichen unauffällig durch die Schatten der Nacht. Langsam gewöhnten sich unsere Augen an die Schwärze und wir schauten uns nach Spuren um. "Hier ... schau mal, gib mir mal deine Lampe" rief Scully. Ich wäre ehrlich gesagt nie auf die Idee gekommen an dieser Stelle zu suchen. Im Schein der Lichtstrahlen leuchtete etwas auf. "Hmm .. was sagte noch der Exobiologe, welche Reaktion die Königinnenenzyme im Licht zeigen?" Ich überlegte kurz: "Es ist halt eine 'Prinzessin' - Nun gut, dann lass uns diese Spur hier nehmen!".
Wir machten uns auf den kurzen Weg und näherten uns dem Versteck der TPOC-Königin. Zum Glück hatte ich auch meine ECA für den Feldeinsatz auf den Rücken geschnallt, als Scully mit der Taschenlampe nach oben deutete. "Verdammt, hier muss es sein ... jetzt ahne ich auch auf welchem Wege sie sich in diesem Ort ausbreiten konnten." Scully hielt die Leiter als ich mit der Stirnlampe und einem Elektroschocker bewaffnet die Sprossen vorsichtig empor stieg. Alles war ruhig und unverdächtig. Als ich das Nest öffnete änderte sich das schlagartig. Mit einem lauten Fauchen schoss die Königin wie eine Sprungfeder aus ihrem Versteck und ich fiel fast von der Leiter. Mit einer Hand klammerte ich mich an der Sprosse und mit der anderen löste ich reflexartig den Elektroschocker aus. Gleißend blau Spannungsbögen erhellten die Nacht und das fremdartige Lebewesen stürzte betäubt zu Boden.
Als wir nach diesem erfolgreich Einsatz im Morgengrauen Henstedt-Ulzburg den Rücken kehrten, ahnte niemand, wie knapp wieder einmal die Menschheit vor der eigenen Vernichtung bewahrt worden ist. Unsere Arbeit passiert im Verborgenen. Die meißten Menschen würden unsere Geschichten noch nicht einmal glauben. Aber wir wissen:
Die Wahrheit ist irgendwo da draußen!
-- ENDE