Allgemeines
In Lägerdorf hat die Bezeichnung „Weißes Gold“ eine ganz besondere Bedeutung, denn in dieser Region liegt eines der größten Kreidevorkommen von Schleswig-Holstein. Die Entstehung datiert aus dem Kreidezeitalter vor 145 bis 66 Millionen Jahren, welche dem Erdmittelalter, auch Mesozoikum genannt, zuzuordnen ist. Zu dieser Zeit war Norddeutschland von einem warmen, flachen Kreidemeer bedeckt, das Verbindungen zum Urozean Thetys hatte, der Europa und Afrika trennte. Die im Urozean lebenden mikroskopisch kleinen einzelligen Kalkalgen (Coccolithophoriden) waren es, die für die Entstehung dieser Kreideschichten verantwortlich sind. Sie bildeten zu ihrem Schutz winzige Kalkplättchen aus. Nach dem Absterben sanken die verkalkten Algen dann zu Boden und sedimentierten. Im Laufe der Zeit bildeten sich so Zentimeter für Zentimeter neue Sedimente, wobei auf einem cm3 etwa 800 Millionen Coccolithen gerechnet werden. Die Schichtdicke in Lägerdorf wird auf ca. 400 Meter geschätzt. Da es etwas 1.000 Jahre dauerte, bis sich eine ein bis zwei Zentimeter dicke Kreideschicht bildete, dauerte es gut 20 Millionen Jahre, um die heutige Kreideschicht zu realisieren.
Kreideschicht
Im Allgemeinen bleibt die Kreideschicht aber unter der mächtigen quartären und tertiären Schicht aus Sand, Mergel und Ton verborgen. Ein darunterliegender Salzstock sorgte aber in dieser Region dafür, dass unter der Auflast dieser und späterer Ablagerungen es an einigen Stellen zum Auftrieb der unter der Schreibkreide liegenden Salzschichten kam. Die Kreideschicht wurde dabei gleich mit nach oben aufgeschleppt, sodass man sie heute an einigen Stellen oberflächennah finden kann. Speziell in Lägerdorf beträgt die Abraumschicht über der Schreibkreide drei bis zehn Meter. Die abbauwürdige Fläche beträgt etwa zehn Quadratkilometer. Im übrigen Gebiet unseres Kreises und Landes liegt die Kreide in sehr unterschiedlicher Tiefe. Westlich von Krempe liegt sie zwischen 30 und 40 m tief, bei Büttel 350 m und bei Hamburg sogar über 800 m unter NN. Die nachfolgende Abbildung zeigt einen vereinfachten und schematischen Schnitt durch die Erdschichten in Lägerdorf.
Bestandteile
Doch auch bei den Kreideschichten gibt es noch Unterschiede. Dies ist auch der Grund, warum das Kreidevorkommen „Weißes Gold“ genannt wird. Die Kreide besteht etwa zu 96-98 Prozent aus Calciumcarbonat (CaCO3), wobei in den meisten Kreidegruben auch zentimeterdicke Flintsteine als Bestandteil lagern. Diese aus reiner Kieselsäure (SiO2) bestehenden Ablagerungen haben ebenfalls einen biologischen Ursprung; sie stammen hauptsächlich von Kieselalgen. Verglichen mit anderen Kreidegruben ist das Lägerdorfer Vorkommen vergleichsweise flintsteinarm. Es liefert daher einen besonders hochwertigen Rohstoff für die Zement-, Kalk- und Füllstoffherstellung (Papier, Kunststoffe).
Fossilien
Neben den winzigen Coccolithen kann man vor Ort auch andere bzw. größere Fossilien finden. Nachfolgend eine Auswahl interessanter Arten und Fossilien aus der Kreidegrube Saturn.
1. Crinoidea; 2. Belemnit; 3. Ammonit; 4. Cidaris; 5. Parasmilia; 6. Echinocorys
Seit vielen Jahren werden auf Anfrage Exkursionen durch die Kreidegruben angeboten. Hobby-Geologen und Fossiliensammler können an mehreren Terminen in den beiden Gruben der Holcim (Deutschland) AG ihrem Hobby nachgehen.
Nähere Informationen findet man unter:
https://www.holcim.de/de/werksfuehrung-laegerdorf