Die Findelkinder der Eiszeiten
Findlinge sind Gesteinsbrocken, die von den Gletschern aus Skandinavien bis zu uns gebracht wurden. Da der Transport nicht gerade sanft war, zeigen sie viele Kratzer, abgerundete Kanten und sonstige Schleifspuren. Zu finden sind sie in ganz Norddeutschland. Da die Alpen auch mal mit Gletschern bedeckt waren, lassen sich im Süden auch Findlinge finden.
Hier im Norden kann man die Findlinge dazu benutzen, die Bewegungen der Gletscher nachzuvollziehen. Wenn man nach Skandinavien reist und schaut, welche Gesteine dort vorkommen, kann man die „Reiseroute“ der Findlinge nachvollziehen, weil unterwegs immer wieder welche liegen geblieben sind. Meistens handelt es sich bei den Findlingen um Granite und Gneise. Der Spruch „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess' ich nimmer“ ist eine gute Methode, sich die Hauptbestandteile des Granites zu merken. Granit ist aber nicht gleich Granit. Mal ist der Feldspat rot, mal weiß oder auch mal gräulich. Der Glimmer kann auch hell oder dunkel sein. Nur der Quarz sieht überall mehr oder weniger gleich aus.
Gneis entsteht, wenn man zB Granit wieder leicht anschmilzt und der anfängt sich plastisch zu verformen. Das passiert zum Beispiel, wenn das Gestein durch darüber liegendes Material im Untergrund „versenkt“ wird und sich dabei aufheizt. Wenn man genau hinschaut, lassen sich sogar Fließrichtungen erkennen. Es ist im Grunde wieder aufgewärmtes vom Vortag;-).
Kurioses:
Früher konnte sich keiner erklären, wie die Findlinge nach Norddeutschland gekommen sind. Die Menschen haben sich Ideen in der Bibel gesucht und überlegten, dass die große Flut zu Zeiten Noahs die Steine hergespült haben muss. Da einige Findlinge aber dafür ziemlich groß sind, haben sie gesagt, dass sie während der Flut auf Eisschollen zu uns getrieben wurden.
Erst bei einer Tagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft am 3.11.1875 kam die Wahrheit ans Licht. Otto Torell aus Schweden hat die Kratzer am anstehenden Muschelkalk sofort als Schleifspuren der Gletscher erkannt, da sie solche Kratzer in Skandinavien, dem Ursprungsort der Gletscher für die Vereisung hier im Norden, ständig vor der Nase haben. Daraus folgerten sie dann, dass die Gletscher bis nach Norddeutschland gekommen sind. Es hat also bis 1875 gedauert, bis man wusste, dass die Findlinge von den Gletschern bis in die norddeutsche Tiefebene gebracht wurden.