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Baum Mystery Cache

Hidden : 5/17/2013
Difficulty:
4 out of 5
Terrain:
2.5 out of 5

Size: Size:   small (small)

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Geocache Description:

Teil eins der fünfteiligen Cacherwelt-Trilogie
Ein Mystery bei dem weniger Wert auf die Lokation, dafür mehr auf die Geschichte gelegt wird.

Baum hatte schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Nicht das ihn das gestört hätte. Er ist alt geworden. Knorrig. Borkig. Griesgrämig.
Die Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Und so mancher Idiot mit seinem Taschenmesser auch.
„Narben, die man sich hätte sparen können“, dachte er.
So haben sich einige verliebte Gockel in seiner Rinde verewigt. Damals hatte er sich gewünscht, er hätte zuschlagen können, wie seine Tante „Weide“ in H.. Aber das war Wunschdenken. Die Zeit hat die Wunden heilen lassen. Und einige Äste brechen.
In seiner Jugend hat ihn oftmals eine Krähe besucht. Um zu reden. Es war natürlich keine Krähe sondern eine Hexe, die sie sich geborgt hat. Sie saß meist auf dem Hauptast, direkt neben der Teilung am Stamm. Viele Stunden haben sie sich so unterhalten. Über dies und das. Oder das Für und Wider der Zauberei und warum die Hexerei ein Mädchending während die Zauberei eine Jungensache ist.
Esmeralda W., jene Hexe, hatte nämlich ihre Bedenken, was die Zukunft von E. betraf. Auch wenn Missgeschicke passieren können. Dieses Missgeschick hätte jedoch nicht passieren dürfen. Jedenfalls nicht nach Ansicht von Esmeralda.
Wahrscheinlich hatte Gevatter T. wieder einen über den Durst getrunken und auch der Zauberer war damals wohl nicht ganz auf der Höhe, was wahrscheinlich im bevorstehende Ableben begründet war. Dennoch hätte er sich vergewissern müssen, dass E. ein Junge ist. Doch da war es bereits zu spät.
Baum fragte sich, was aus E. letztendlich wurde. Eine Hexe? Eine Zauberöse oder Zaubererin oder wie auch immer der politisch korrekte Ausdruck für einen weiblichen Zauberer sein mag. Vielleicht wurde sie bloß eine Hexe. Dann wären alle weiteren Spekulationen obsolet. Anderenfalls jedoch...
Eine plötzliche Windböe ließ seine Blätter rascheln und Baum konzentrierte sich darauf, nicht zu viele zu verlieren. Immerhin war noch nicht Herbst und wer will schon Mitte Juli mit einem schütteren Blätterdach aufwarten.
„Schlimm genug, dass in meinem Alter einige Äste morsch sind“, dachte er und verlor zeitgleich den gedanklichen Faden.
Der Wind kam aus unterschiedlichen Richtungen und in wechselnder Stärke. So hatte Baum ein Weilchen Beschäftigung. Dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Umgang mit Wind verlor er nur wenige Blätter.
 
So zogen die Jahre dahin. In manchen lauen Nächten kratzten sich die Sauen an seiner rauen Rinde, jedes Jahr bauten Vögel Nester in seiner Zweige luftiger Höhe und auch die Sommergewitter überstand er unbeschadet.
Baum wurde noch älter. Noch borkiger. Noch knorriger. Griesgrämiger. Und als Baum dachte, es könne gar nicht mehr schlimmer kommen, entwurzelte ein Sommersturm eine unweit stehende Fichte. Fichte brach prasselnd durch Baums Geäst, bis sie in der Gabelung des Hauptastes hängenblieb. Glücklicherweise war nichts wichtiges gebrochen, aber er hatte einige Blätter lassen müssen.
 
„Na toll! Nicht nur, dass sie mich entblättert und ich nun fortwährend eine in der Krone habe“, sinnierte Baum, „nein, sie knarzt auch noch im Wind und scheuert mir die Rinde ab. Ganz abgesehen davon, dass sie natürlich fürchterlich nadelt und alles mit Harz einsaut.“ Baum mag seine Nadelkolleginnen nicht wirklich. Und so aufdringlich schon gar nicht. Aber das, was Baum letztendlich wirklich und absolut störte war, dass Esmeraldas Platz nun belegt war. Von Fichte. Nie wieder könnte Baum sich wie früher mit Esmeralda unterhalten. Nicht dass er glaubte, dass sie ihn nochmal besuchen käme. Zu viele Jahre ist es her und er fragte sich, ob sie überhaupt noch wandelte oder flog. Aber er hätte ihren Platz gern freigehalten. Aus Sentimentalität, der alten Zeiten wegen und weil alte Bäume inflexibel sind.
 
Fichte lehnte mit einer Beharrlichkeit an Baum, die ihresgleichen suchte. Weil Baum ihren Fall, wenn auch unfreiwillig, verhindert hatte, blieben noch ausreichend Wurzeln im Boden, so dass Fichte weder verdorrte noch wegbrach. Sehr zum Leidwesen von Baum, der, wie erwähnt, Fichte nicht mochte. Weitere Jahre zogen ins Land und die Gesamtsituation machte Baum nicht ungriesgrämiger. Ganz im Gegenteil. Die fleißigen Nestbauer der letzten Jahrzehnte blieben aus und keine Sau rieb sich mehr an ihm.
Erschwerend kam hinzu, dass Baum und Fichte sich nicht unterhalten konnten. Fichten sind zwar eigentlich Plappermäuler, plappern aber Nadelig, während Laubbäume in der Regel die besseren Zuhörer sind, aber nur Blättrig beherrschen. So auch Baum. Ausserdem empfand er Fichte als viel zu jung und ihr enormer Pollenausstoß im Mai war ihm lästig. Ganz abgesehen von ihrer Harzinkontinenz. Und ihren Zapfen.
 
Baum hatte lange schon die Hoffnung aufgegeben, jemals wieder ein ruhiges Dasein zu führen, als sich eines schönen Tages ein Specht auf seinen Hauptast setzte. Einen schönen Tag beschreibt man am besten als einen herrlichen Julimorgen, wenn die Sonne gerade über dem Horizont aufgegangen ist und das Sonnenlicht sich langnadelig den Weg durch die Wipfel bahnt. Die Luft ist frisch und gesättigt vom Morgentau. Vögel zwitschern und Blätter wiegen sich sanft im lauen Lüftchen... Lange dauern derartige Tage allerdings nicht, denn eher früher als später knarzt Fichte, was für Baum ein ähnlicher Effekt ist, wie für einen Menschen, wenn jemand den Tonarm eines Schallplattenspielers nicht hoch genug hebt und die Nadel auf ihrem Weg über die Rillen nicht den Kontakt zum Vinyl verliert.
 
Der Specht setzte sich quasi die Stelle, wo es sich die Hexe immer bequem gemacht hatte. Doch es war weder Esmeralda noch exakt dieselbe Stelle.
Der Vogel guckte, trippelte dann den Ast entlang; erst vom Stamm weg und wieder zurück. Dann flog er weg. Doch am nächsten Tag kam er wieder.
„Du bist Baum“, meinte der Specht, nachdem er eine Weile auf dem Hauptast gesessen hatte.
„Hmm“, antwortete Baum.
„Bis man Dich mal gefunden hat!“, fuhr der Specht fort. „Ich hab bereits Millionen Bäume vollgequatscht, aber immer Fehlanzeige.“
„Hmm“, antwortete Baum, der nie der Wortgewandteste war und über die Jahre redetechnisch einiges eingebüßt hatte.
„Es war aber auch nicht leicht. Oma W. hat immer was von Buchstaben gemurmelt. Es klang mehr als deliriös.“
„Hmm“, antwortete Baum, der langsam unwillig wurde, weil ihm eine Frage auf der Rinde brannte, er aber den Specht nicht unterbrechen wollte.
„Auch war sie der einstelligen Meinung, mir diesen ganzen verqueren Kram von Summen erklären zu müssen. Als wenn das wichtig gewesen wäre. Und dann dieser W-T-E-Spruch...“
„Hmm“, antwortete Baum, der seine eigene Meinung zu Mathematik hatte, aber noch immer keine Veranlassung sah, den Redefluss des Spechts zu stoppen. Immerhin hatte er gerade Gesellschaft, was in den letzten Jahren ein eher seltenes Ereignis war, wenn man von Fichte absah, die aber nicht wirklich zählte sondern eher eine unliebsame, fremdsprachig plappernde, harzende Nadeltante darstellte.
„...nimm hintereinander der Buchstaben Wort. Schreib’s in einer Reihe fort. Zu der Ziffer wird ein Letter, viele Ziffern eine Zahl. Welche Stellen Du benötigst ist für dich die Qual der Wahl...“
„Hmm“, antwortete Baum, der nur mit halbem Ast zuhörte, weil ihn literarische Ergüsse weniger interessierten und ihm jene Frage mittlerweile so sehr auf der Rinde brannte, dass ihm ganz warm ums Kambium geworden war.
„Eins, dann null, dann zwei, sechs, zehn, dann acht und neun nach Norden gehn. Die Sieben ist die Hexenzahl, bleibt wie sie ist, das merk Dir mal! Nun kommt die elf und dann die dreizehn denn nach Osten musst Du gehn. Was noch fehlt ist eins, fünf, zwei. Es bleiben ein paar Stellen frei. Merk’s dir gut, das ist kein Traum, denn nur so find’st Du den Baum. – Sowas auswendig lernen zu müssen, ist kein Zuckerschlecken. Übrigens“, meinte der Specht nach einer rethorischen Pause, „ich bin E.“
Baum wollte, in Anbetracht dessen, dass seine ungestellte Frage so unerwartet beantwortet wurde, gerade fragen, ob sie nun eine Hexe oder eine Zaubererwasauchimmer geworden ist, als eine plötzliche Windböe seine Blätter rascheln ließ, woraufhin Baum sich darauf konzentrierte, nicht zu viele zu verlieren und seine Frage vergaß.
 
Als der Sturm, der später unter dem Namen „Pumpalottatrina“, wie ihn die Bewohner aus „Blödes Kaff“ nannten, in die Annalen des Waldes eingehen sollte, vorbei war, war E. weg und Fichte lag am Boden...

Was wohl aus ihm geworden ist?

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