Es ist in Vergessenheit geraten, dass sich in Friedenau, im Bereich des heutigen Wagnerviertels, um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein Sportpark befand, der weit über die Grenzen der kleinen Landgemeinde hinaus von großer Bekanntheit und Bedeutung war.
Ursprünglich war geplant, eine Gasanstalt auf dem noch unbebauten Gelände zwischen Kaiserallee (heute: Bundesallee), Handjery- und Bismarckstraße (die heutige Sarrazinstraße) sowie den Gleisen der Ringbahn im Nordwesten Friedenaus zu errichten. Die Friedenauer Bevölkerung wehrte sich vehement gegen diese Pläne und schließlich wurde die Gasanstalt in Schöneberg auf der Roten Insel gebaut. Der Gasometer steht noch heute dort.
Stattdessen wurde auf dem Brachland innerhalb nur weniger Monate ein Sportpark errichtet. Die Sportanlage wurde zu Beginn des Jahres 1896 angelegt und konnte schon im Sommer des gleichen Jahres in Betrieb genommen werden.
Eine Radrennbahn mit einem 500-Meter-Oval war die Hauptattraktion. Sie war eine der ersten ihrer Art in Berlin und Umgebung. International beachtete Radrennen wie "Der große Preis von Deutschland" oder das "Goldene Rad von Friedenau" wurden regelmäßig im Sommer veranstaltet. Im Jahr 1901 fanden hier die Bahnradweltmeisterschaften statt.
In den Wintermonaten wurde das innere Oval der Rennbahn zur Eisbahn umfunktioniert.
Anfang des 20. Jahrhunderts trug der Berliner SV 1892, damals der bedeutenste Berliner Fußballverein, zwei Jahre hintereinander seine Vorrundenspiele um die deutsche Fußballmeisterschaft auf dem Fußballplatz des Sportparks aus. Beide gingen verloren.
Von den Holztribünen des sehr populären Sportparks aus beobachteten Tausende begeisterter Berliner und Berlinerinnen Ballonstarts und 1904 sogar einen der ersten öffentlichen Laufwettkämpfe von Frauen, deren Nachnamen zu veröffentlichen eine Zeitung sich weigerte mit dem Hinweis, daß dies "ihren Familien unmöglich angenehm sein könne…„
Im selben Jahr wurde hier einer der ersten Stummfilme mit dem Titel „Auf der Radrennbahn in Friedenau“ gedreht.
Gastronomie, sowie Schießstände, Tennis- und Turnplätze und eine Fechthalle komplettierten das Angebot für die Freizeitsportler und Besucher.
Obwohl in der Bevölkerung durchaus beliebt und gut angenommen, kam schon 1905, nach nur 10 Jahren, das Aus für den Sportpark.
Die rasante Bevölkerungsentwicklung Berlins und seiner umliegenden Gemeinden führte dazu, dass sich die Baugesellschaften und Grundstücksspekulanten um das Gelände bemühten. Die Angebote waren zu gut, als dass die Gemeinde sie ignorieren konnte und so wechselte das Terrain im Jahre 1904 für annähernd 3 Millionen Mark in den Besitz des „Baulöwen“ Georg Haberland und seiner "Berlinischen Bodengesellschaft".
Das Gelände wurde parzelliert und die Bauordnung vom Gemeinderat den Bedürfnissen der Bauherren großzügig angepasst, so dass man hier nun vierstöckige Wohnhäuser errichten konnte, die Zeiten der Vorortvillen waren endgültig vorbei.
Die neu angelegten Straßen wurden nach Frauengestalten aus den Werken von Richard Wagner benannt. Der Wagnerplatz (heute: Cosimaplatz) bildete den Mittelpunkt des Viertels.
Zum Cache:
Der Cache ist nun ein Nano. 1 Meter vom ursprünglichen Versteck entfernt, die Koordinaten bleiben. DIE GRÜANLAGE MUSS NICHT BETRETEN WERDEN. Sollte die Anwohnerinitiative sich diesbezüglich noch einmal bei mir beschweren, werde ich den Cache archivieren.
Weitere Caches zum Kulturleben in Friedenau:
Friedenauer Literaten
Friedenauer Künstler
Friedenauer Künstlerfriedhof
Kolonialausstellung in Friedenau
Friedenauer Brücke