Anfangs war das ja ganz praktisch, einen ehemaligen Ingenieur als Patient zu haben. Der Jürgen hat in der Klinik alles repariert was kaputt war und alles optimiert, was noch nicht kaputt war.
Das einzige worum er sich nicht kümmern wollte waren diese häufigen unerklärlichen Stromausfälle in letzter Zeit. Da hat der Jürgen nur immer so irre gegrinst.
Dann hat er sich die Arbeitsabläufe in der Klinik vorgenommen und ein paar Verbesserungsvorschläge eingereicht. Seit seiner Einlieferung konnten so schon 2 Pfleger, 8 Ärzte und 75 Verwaltungsangestellte eingespart werden. Außerdem ist der Direktor krankgeschrieben, seitdem er auf Jürgens Flur mit einer autonom fahrenden Bettpfanne kollidiert ist.
Die verbliebenen Mitarbeiter fanden das nicht so gut und wollen den Jürgen jetzt gern loswerden. Jürgen findet das auch eine gute Idee, denn das Fernsehprogramm in der Klinik ist immer so eintönig.
Also haben sich die Mitarbeiter zusammengetan und für den Jürgen eine Entlassungsbescheinigung erstellt. Die ist zum Glück gerade noch fertig geworden, bevor die neue fälschungssichere Patienten- und Befundverwaltung aktiviert wurde, die Jürgen mal in der Mittagspause entwickelt hat:
Jürgen hat sich also von seinen Mitpatienten verabschiedet und ist mit dem Schein zum Ausgang gegangen.
Kurz bevor er die Wache erreicht hatte - es war gerade Fünf vor Zwölf, kam dann aber ein großer Greifvogel (eine Weihe) vom Himmel herabgestürzt, hat Jürgen den Zettel aus der Hand gerissen und ist damit in Richtung 110.6° davongeflogen.
Ohne Entlassungsbescheinigung hat die Wache Jürgen natürlich nicht durchgelassen und er mußte wieder zurück auf seine Station. Leider war sein Zimmer schon wieder belegt und er wohnt jetzt seit drei Wochen auf einem Stuhl in Flur 38b.
Wenigstens haben sie ihm einen Rechner mit Internet gegeben. Nachdem sich Jürgen ein paar Tage mit den aktuellen Wetterbedingungen, Luftströmungen, Verkehrsaufkommen, sowie Vogelpsychologie beschäftigt hat, konnte er schließlich den weiteren Weg seines Zettels rekonstruieren:
- Um seine Beute zu sichern, ist der Vogel wahrscheinlich zunächst eine ganze Weile mit einer typischen Geschwindigkeit von 10 m/s schnurgerade geflogen.
- Da solche Vögel nur eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne haben, wird er den Zettel nach 533 Sekunden losgelassen haben.
- Zu diesem Zeitpunkt war es windstill und der Zettel ist wohl senkrecht nach unten gefallen. Dabei muß er nach 20 Sekunden auf einem zu diesem Zeitpunkt dort befindlichen Transportfahrzeug gelandet sein, das mit exakt der dafür zulässigen Geschwindigkeit grob in Richtung Nordwesten gefahren ist.
- Eine telefonische Befragung des Fahrzeugführers ergab, daß dieser den Zettel sofort gefunden hat. Aus einer Laune heraus hat er ihn in eine Kiste gesteckt und um 12:34:07 nach rechts herausgeworfen.
- Die Kiste ist dabei in einem Fließgewässer gelandet und dort 8 Stunden lang mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,94875 km/h fortgetrieben. Dann ist sie an einem Hindernis hängengeblieben.
- Dummerweise war an dem Tag Hochwasser :-)
- Die Dose soll wasserseitig liegen! Bitte entsprechend ablegen!
Würdet ihr Jürgen nochmal helfen und ihm den Schein suchen?
(20m Genauigkeit reicht!)