Anna Thurow lebte lange vor unserer Zeit. Leider ist aus ihrem Leben nur sehr wenig überliefert worden, so dass es schwerfällt, mit Sicherheit sagen zu können, aus welchem Ort sie stammt. Man weiß nur, dass Anna keine eigenen Kinder hatte und sich daher liebevoll um die kleinen Schafhirten und Gänsemägde des Dorfes kümmerte, indem sie sie Schreiben und Rechnen lehrte. Einer ihrer Lieblingssprüche war: "Sei lieb, nebenbei lies." Oder: "Sei fein, nie fies." Stets war sie liebevoll und zuvorkommend. Nie fragt sie: "Ist gefegt?" Sie ist gar fein. Auch so manche Küchenweisheit soll von ihr stammen: "Nie leg Raps neben Spargel ein." Oder: "Reib' nie ein Bier."
Im Alter wurde Anna immer wunderlicher. Ein agiler Hit reizt sie. Geist?! Biertrunk nur treibt sie. Geist ziert ihre Liga nie! Manchmal redete sie unvermittelt seltsame Dinge: "Dreh Magiezettel um, Amulette zeig am Herd!" Obwohl niemand außer ihr im Raum war, sagte sie: "Rettender Retter, red' netter." Doch die Kinder belauschten sie gern, lachten dann immer und liefen weg. Da sprach sie verwundert zu sich selbst: "Trug Tim eine so helle Hose nie mit Gurt?"
Natürlich war Anna auch verheiratet. Ein Eheleben stets, Nebelehe nie!
Nachdem ihr Mann, der Freibier-Fred, gestorben war, lebte sie mit einem zugelaufenen Hund noch viele Jahre.
Und nu?
Findet Annas letzte Ruhestätte und tragt euch in das Kondolenzbuch ein, dass vor kurzem wiederentdeckt wurde. Anna wollte wie ihr Mann weder auf einem Friedhof, noch auf See bestattet werden. Auch nicht auf einem Feld oder mitten im Wald. Sie bevorzugten dort zu ruhen, wo sie gelebt haben. Später wurde auf ihren Gräbern ein Baum gepflanzt und daneben ein zweiter. Der Grabstein war nicht mehr aufzufinden, aber eben jenes Buch, das euch nun vielleicht an sie erinnern wird.
