30. Dezember - Die 7. Rauhnacht
Der Rauhnachtspuk
Unheimliche
Geister gehen in den zwölf Rauhnächten um. In den drei
Hauptrauhnächten - vor St. Thomas oder am Heiligen Abend, an
Silvester und vor Heiligdreikönige - haben Hexen und Unholde die
größte Macht. Der Bauer sieht es darum nicht gern, wenn an diesen
Abenden jemand von seinen Leuten außer Haus ist. Aber der
Schuster-Jupp vom Ossenbrucher Hof bei Rosenthal lachte darüber und
ging in der Nacht vor dem Dreikönigsfest nach Birgelen zum
Kartenspielen. Gegen zwölf Uhr nachts machte er sich auf den
Heimweg.
Als er am Hoverberg über den kleinen Steg ging, merkte
er, daß er nicht mehr allein war. Er schielte zurück und sah im
ungewissen Schneelicht einen Geißfuß.
Jetzt wußte er, woran er war. Er schlug ein Kreuzzeichen
nach dem anderen und keuchte die Anhöhe hinauf. Zu Tode erschöpft,
erreichte er die Haustür und fand sie zum Glück offen. Als er noch
zitternd ob der vorausgegangenen Schrecken aus dem Kammerfenster
schaute, fuhr etwas mit greulichem 'Huio' am Fenster vorbei. Er
hörte es noch ein paar Mal um das Haus heulen.
Wäre nicht am Schrot der geweihte Palmbusch gehangen und
hätte man nicht an die Fenster und Türen drei Kreuze gezeichnet
gehabt, so wäre es um den Jupp geschehen gewesen.