Exzentriker, Revoluzzer, Querkopf, unbequemer Rebell - Paul
Breitner war ein Fußballer, an dem sich die Geister schieden.
Fußballerisch prägte er als großer Stratege entscheidend den
Bayern-Stil der frühen 80er Jahre und war zudem eine der
dominierenden Persönlichkeiten in der Nationalmannschaft.
Mit dem Fußballspielen begann Breitner als Sechsjähriger beim SV
Kolbermoor. Von hier wechselte er 1961 zum ESV Freilassing, wo sein
Vater, ein Verwaltungsangestellter, sein Jugendtrainer war. Schon
im jüngeren Jahrgang schaffte er den Sprung in die von Udo Lattek
trainierte Jugendnationalmannschaft. Dabei lernte er auch seinen
späteren Weggefährten Uli Hoeneß kennen. Als Lattek 1969 Trainer
beim FC Bayern München wurde, nahm er seine beiden Musterschüler
Breitner und Hoeneß mit.
Größte Erfolge in den 70ern
Im Trikot der Bayern sicherte sich Breitner schnell einen
Stammplatz. Hart, energisch, reaktionsschnell, konditionsstark und
schussfreudig trug er als Offensivverteidiger und Mittelfeldspieler
wesentlich zu den Erfolgen seiner Mannschaft bei. Mit den Münchnern
erlebte er Anfang der 70er Jahre seine größten sportlichen Erfolge.
1971 gewann er den DFB-Pokal, 1972-1974 die Deutsche Meisterschaft
und 1974 den Europapokal der Landesmeister.
Bereits als Neunzehnjähriger gab Breitner seinen Einstand in der
Nationalelf. Am 22. Juni 1971 debütierte er neben Berti Vogts als
Verteidiger beim 7:1-Sieg der DFB-Auswahl in Oslo gegen Norwegen.
Im Jahre 1972 folgte dann schon gleich seiner erster
internationaler Erfolg mit dem EM-Titel in Belgien. Bei der
Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland machte er sein Meisterstück.
Im Finale gegen Holland (2:1) schoss er per Elfmeter den wichtigen
1:1 Ausgleich. „Ich war für den Elfmeter nicht vorgesehen,
ich stand aber als nächster am Ball“, bekannte der damalige
Torschütze hinterher.
„Königlicher Schauspieler“
Nach der WM wechselte Breitner zu Real Madrid, wo er zusammen mit
Günter Netzer ein glänzendes Mittelfeld-Gespann bildete. Mit den
Königlichen wurde er 1975 Meister und Pokalsieger, 1976 holte er
dann wiederum die spanische Meisterschaft. „Bei Real habe ich
gesehen, wie wichtig es für einen Spieler ist, als Mensch zu gelten
und geachtet zu werden“, so der Mittelfeldstratege
später.
Während seiner Zeit bei den Madrilenen trat Breitner sogar als
Schauspieler auf. Er mimte in dem mäßig erfolgreichen Film
„Potato-Fritz“ mit Hardy Krüger.
Rückkehr zum FC Bayern
Im Sommer 1977 kehrte er dann wieder zurück in die Bundesliga zu
Eintracht Braunschweig. Bei den Niedersachsen blieb er aber nur
eine Saison und schloss sich 1978 erneut dem FC Bayern an.
In seiner zweiten Zeit beim deutschen Rekordmeister wurde Paul
Breitner zum Wortführer und absoluten Chef der Mannschaft, bald
auch Mannschaftskapitän und neben Karl-Heinz Rummenigge der große
Star. Mit den Münchnern feierte er 1980 und 1981 seine Meistertitel
vier und fünf und wurde 1982 sogar nochmals DFB-Pokalsieger.
Comeback in der Nationalmannschaft
1981 kehrte der Spielführer der Bayern auch zurück in die
Nationalmannschaft. Dort hatte er sich am 11. Oktober 1975 in
Düsseldorf nach dem Spiel gegen Griechenland verabschiedet. Der
Münchner absolvierte nochmals 20 Länderspiele und avancierte zum
großen Mittelfeldregisseur. Bei der Fußball-WM 1982 in Spanien war
Breitner der „Leitwolf“ der deutschen Nationalelf und
erreichte mit seinen Mannschaftskollegen das Finale, wo man sich
mit 1:3 gegen Italien geschlagen geben musste.
Nach einem Foul des Hamburgers Wolfgang Rolff musste er zur
Mitte der Saison 1982/83 seine Laufbahn beenden. Seine letzte große
Begegnung war sein Abschiedsspiel, das eine Weltauswahl mit 3:2
gegen den FC Bayern gewann.