Professor Dr. Dr. Ecallaw-Ris, sitzt in seinem Forschungslabor und beschäftigt sich mit seiner Lebensaufgabe: Der Suche nach dem ultimativen Filmerlebnis; dem Zeitfilm. Dadurch sollen die Menschen vergangenen Begebenheiten und historischen Ereignissen quasi simultan beiwohnen können. Seine jahrelange Arbeit ist vollendet und soll heute mit einem ersten Versuchslauf gekrönt werden.
Es ist heiß, in diesem mit Großrechenanlagen vollgestopften Raum. Zittrig umfasst der Professor den Hauptschalter, verharrt in stillem Gedenken an die mühevollen Jahre mit entbehrungsreicher Arbeit und dreht dann den Knauf in die zweite Raststellung – KLICK!
Der Countdown startet bei 4000 Sekunden. Nervös betrachtet der Professor die sich verringernde Anzeige: 505 Sekunden, … , 200 Sekunden. ALARM! Im Schaltschrank mit der doppelten Transformationsstufe blinkt ein rotes Warnsignal! Der Professor stoppt das Programm und startet eine Prüf- und Fehlerkorrekturroutine: Der Computer schlägt eine Verringerung der Countdown-Zeit auf 600 Sekunden vor, damit die Prozessoren nicht zu lange im Hochlastbereich gefahren werden müssen. Nach wenigen Einstellungen beginnt der zweite Versuch: Diesmal scheint alles reibungslos zu funktionieren. 500 Sekunden vor dem Start ist das System stabil und zählt weiter abwärts.
Der Professor wird nervös, immer wieder guckt er auf die Anzeige, noch 176 Sekunden …
START: Ein etwas schummriges Gefühl überkommt ihn kurze Zeit. Doch dies hält nur wenige Gedankengänge an. Tosender Applaus und ein Kreischen, Brüllen und Raunen von Menschen erfüllen seine Trommelfelle. Blinzelnd öffnen sich seine Augen und erblicken abertausende Menschen die nur ihn anzustarren scheinen. Sein Puls rast mit 120 Schlägen pro Minute. Er registriert, dass er sich in einem Stadion befindet und sein geschultes, wissenschaftliches Gehirn stellt ihm sofort die richtige Analyse: Das ist der Zirkus Maximus in Rom! „Passt!“ jubelt er innerlich, denn er hatte in der Programmierung das Jahr 520 eingestellt. Er ist überwältigt, das Herz scheint vor Freude außer Takt zu geraten und gierig saugt er das Geschehen und die Komplexität der Szenerie in sich auf. Er kann alles wahrnehmen: Die vom Himmel brennende Sonne, die tosende Menge, den vibrierenden, staubigen Boden und eine Vielzahl an Gerüchen sowie einen eigentümlichen Gestank.
Langsam dreht er sich um seine Achse und ein haariges, großes, mit zwei jadegrünen Augen besetztes Gesicht schaut ihn direkt an: „Der Löwe scheint zu grinsen“, denkt er noch, und dann – KLICK!