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Die alte sizilianische Köchin hatte die Leiche von Graf Farbenfroh in seinem Raucherzimmer entdeckt. Er lag vornüber gesunken auf dem Rauchertisch mit einem Pfeil im Rücken. Gräfin Farbenfroh verständigte sofort die Polizei und saß Arm im Arm mit ihrer schüchternen Tochter Kunigunde auf dem Sofa in der großen gewölbten Halle des Herrenhauses als der Kommissar eintraf. Das Anwesen der Farbenfrohs war ein alter Adelssitz mit einem großen Park, der früher ein Kloster gewesen war. Das heutige Herrenhaus aus der Staufferzeit hatte damals als Refektorium gedient, bevor das Anwesen in den Besitz der Familie übergegangen war. Im Park stand noch die Ruine einer Kapelle, von der sich vor fast 200 Jahren ein unglücklicher Mönch in die Tiefe gestürzt haben soll - der Sage nach soll er durch eine im Garten versteckte Filmdose, die er nicht finden konnte, in den Wahnsinn getrieben worden sein. Heute war die Kapelle halb verfallen und bot im fahlen Licht des Halbmonds eine gespenstische Fassade.
Kommissar Edgar Bemberle, von seinen Kollegen Eddi Kugelblitz genannt, rekapitulierte nochmals alle Details, die er von den Farbenfrohs erfahren und selbst beobachtet hatte. Er wusste dass ihm wie immer nichts entgehen durfte wenn er den gemeinen Verbrecher zur Strecke bringen wollte, aber er war sich sicher die berühmte Stecknadel im Heu zu finden. Zweifellos war der tödliche Pfeil aus der Ruine der Kapelle gekommen. Bemberle hatte die Örtlichkeit mit seiner Maglite taghell ausgeleuchtet und genauestens untersucht. Die Ruine war ganz mit Efeu überwachsen und lag hinter einer im Dreieck gepflanzten Gruppe aus Lindenbäumen versteckt. Dennoch konnte man sie vom Raucherzimmer des Grafen aus erblicken. Wie der unbekannte Bogenschütze von dort, ohne Spuren zu hinterlassen entkommen konnte, war ein Geheimnis für sich. Kommissar Bemberle hielt es nicht für ausgeschlossen, dass eine der großen Steinplatten im Garten, die halb von Narzissen und Brombeeren überwachsen waren, vielleicht den Eingang zu einem unterirdischen Gang verbarg. Er hatte das Bild einer Schlange auf einer dieser Steinplatten gesehen. Was konnte das bedeuten?
Komisssar Bemberle erinnerte sich an die Befragung der völlig aufgelösten Frauen mit gemischten Gefühlen. Gräfin Farbenfroh sagte aus sie habe einen leichten Schlaf und behauptete, dass sie nachts manchmal Orgelspiel höre, obwohl es doch im ganzen Hause keine Orgel gab. Außerdem hatte sie eine dunkle Gestalt im Garten umherschleichen sehen, die sie für den unglücklichen Abt hielt. Nun, die alte Dame war schon etwas wunderlich. Sie sollte sich lieber um ihre Orchidee kümmern und nicht die ganze Nacht aus dem Fenster sehen. Ihre liebreizende Tochter Kunigunde war bildhübsch aber völlig verängstigt. Sofort regte sich das ritterliche Herz von Kommissar Bemberle und er hatte den Wunsch das zarte Mädchen mit den Rehaugen zu beschützen. Möglicherweise war sie das nächste Opfer, denn Graf Farbenfroh hatte sonst keine weiteren Erben außer einer älteren Schwester, die aber als Nonne im Ausland lebte. Der Kreis der Verdächtigen war also sehr klein: Gräfin Farbenfroh, die sizilianische Köchin Violetta und die Tochter Kunigunde, für die er seine Hand ins Feuer legte.
Wer war die Mörderin und wo ist der Cache?
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