Diebische Wichtel
Es hatte laut geknackt. Nicht einmal, wie es ihm vertraut war, das hörte man nachts schon mal, wenn man am Waldrand wohnte. Nein, vielmehr hatte es ein paar mal in schneller Folge geknackt. Seine Eltern waren schon vor einer Weile ins Bett gegangen. Er hatte seinen Wunschzettel fertig geschrieben, ihn noch rasch draußen unter die Fußmatte gelegt und konnte nun nicht einschlafen, weil er darüber nachdachte, ob der Weihnachtsmann ihm wohl alle Wünsche erfüllen möge. Er war kein ängstliches Kind, doch jetzt war noch etwas anderes zu hören, so etwas wie....Trippelschritte? Niklas schlug die Decke zurück, sprang aus dem Bett, und nun wurde draußen eindeutig etwas über die Treppe geschleift. Er klappte die Jalousie ein wenig hoch und starrte hinaus. Da bewegte sich doch was. Er presste seine Nase durch den schmalen Spalt an die Scheibe und traute seinen Augen kaum. Da hüpfte eine Bande kleiner, kichernder Wichtel, bekleidet mit Blättern und Moos über die Stufen, zerrte die Fußmatte herunter und schwenkte seinen Wunschzettel. Ohne weitere Überlegung riss er die Jalousie nach oben, klopfte an die Scheibe und schrie "Finger weg!" Die Wichtel hielten für einen Moment inne, um kurz darauf in wildes Gelächter auszubrechen. Alle fassten nach dem Zettel, Niklas öffnete empört das Fenster und die Männchen stürmten in alle Richtungen davon - dem Wald entgegen - und trugen sechs Papierfetzen mit sich fort.
Fassungslos starrte er ihnen hinterher. Zornestränen mischten sich mit denen der Verzweiflung. Viel zu lange hatte er sich für seinen Wunschzettel Zeit gelassen und Mutter hatte heute abend gesagt, das sei nun die letzte Gelegenheit, später würde der Weihnachtsmann die Liste nicht mehr annehmen. Während er in der Gewissheit, am Heiligen Abend ohne Geschenke dazustehen, vor sich hin schluchzte, knallte es laut, weiße Funken sprühten vom Himmel und jemand klopfte energisch auf seinen großen Zeh. Mit verschleierten Augen schaute er auf den Boden. Vor seinen nackten Füßen schwebte ein kleines Männchen, das ein weißes Röckchen und ein weißes Mützchen trug. "Was, was...?" stotterte er. "Nur keine Aufregung", sagte das Männchen. "Ich bin Cumulus, ein Wolkenwichtel. Wir sind heute schon die ganze Nacht im Einsatz, um die Missetaten dieser verrückt gewordenen Waldwichtel wieder auszumerzen. Sie hatten einen bösen Streit mit ihren Brüdern, den Weihnachtswichteln. Die sollten heute Nacht alle Wunschzettel von euch Kindern einsammeln, aber die Waldbande hat sich aufgemacht, einige davon zu stehlen, um Weihnachten zu sabotieren. Sie finden, dass solche Dienste eines Wichtels unwürdig sind und hoffen nun, dass der Weihnachtsmann zukünftig auf Weihnachtswichtel verzichten wird. So ein Unsinn, als ob das nützen würde. Niemand kann einen Weihnachtswichtel von Weihnchten fern halten. Jetzt müssen wir uns halt die Nacht um die Spitzohren schlagen, so ein verdammter M..., ähm, aber das nur am Rande. Hier!" Der Wolkenwichtel hielt Niklas einen schimmernden Zettel entgegen. "Was, was...?", stotterte dieser erneut. "Das ist ein magischer Wunschzettel, der letzte, um genau zu sein", seufzte Cumulus. "Der fügt bei Berührung alle schon gewünschten Wünsche wieder ein und kommt auf jeden Fall rechtzeitig beim Weihnachtsmann an, wie man an der Wolke oben rechts deutlich erkennen kann." Mit zitternden Fingern nahm Niklas das Blatt Papier entgegen und starrte ehrfürchtig darauf. Nachdem er sich etwas beruhigt und seine Gedanken gesammelt hatte, bemerkte er, dass der Zettel in seiner Hand immer noch leer war. "Aber da tut sich ja gar nix", rief er dem Wolkenwichtel zu, der schon halb wieder aus dem Fenster war. Der hielt inne und rollte mit den Augen. "Ach der verflixte letzte Zettel!" Er schaute hoch zum Himmel und wurde auf einmal sehr geschäftig. "Hör zu, Kleiner", flüsterte er, "es hilft nichts, ich muss jetzt los, Feierabend und so. Eines ist sicher, das Papier ist auf jeden Fall halbmagisch, die weiße Wolke, du weißt ja. Es kommt zu einhundert Prozent pünktlich beim Weihnachtsmann an. Du musst den Zettel nur selbst füllen - natürlich nicht durchs Aufschreiben, das geht nicht. Also dann, viel Glück!" Sprach's und schwebte dem Himmel entgegen. "Ja, aber wie denn sonst, wenn nicht durchs Aufschreiben?", rief Niklas dem Wolkenwichtel hinterher. "Geh in den Wald. Finde die Wichtel und die Wünsche!" schrie Cumulus und war verschwunden. Wieder stiegen Niklas die Tränen in die Augen. Er war doch noch ein Kind. Wie sollte er es denn ganz alleine mit einer wilden Wichtelbande aufnehmen und wo sollte er die Wünsche finden?
Wenn ihr Niklas helfen wollt, geht in den Wald, findet die Wichtel und die Wünsche. Druckt euch dafür den Wunschzettel aus und tragt die gefundenen Wünsche ein. In den Klammern findet ihr die Positionen der jeweiligen Buchstaben, die auf übliche Weise in Zahlen umgewandelt werden sollen. Diese führen euch, in die Finalformel eingesetzt, zu einem Platz, an dem ihr feststellen könnt, ob ihr Erfolg hattet und der Weihnachtsmann Niklas die Geschenke gebracht hat. Drei der Wichtel tragen jeweils eine Zahl. Diese Zahlen müsst ihr ebenfalls notieren - ihr braucht sie am Finale.
Hinweise: Die Wichtel müssen nicht bewegt werden. Es muss nirgendwo gegraben werden, auch wenn es so klingt. Die drei Zahlen an den Wichteln sind mit schwarzer Farbe aufgemalt und in der Dämmerung eventuell schlechter zu sehen. Hier könnte eine Taschenlampe hilfreich sein. Weil es so früh dunkel wird, sind an den Stationen gelbe Reflektoren angebracht. Dieser Cache war Türchen 13 des 3. Donnersberger Adventskalender 2011.