Prolog
Holmes: „So, Mr. Watson – und wieder blicken wir zurück auf einen erfolgreichen Tag, nicht wahr? Zwei Mörder überführt, einen verrückten Hund dressiert und sogar einen gemeingefährlichen Falschparker enttarnt: Scotland Yard wird zufrieden sein, wird er nicht?“
Watson: „Nun, vielleicht nicht ganz, Sir. Sie haben diesen Fall hier vergessen.“
Holmes: „Was zur Hölle … ?“
Watson: „Ein junger Lord namens Roger Ackroyd. Er ist vor einigen Tagen verschwunden.“
Holmes: „Wohlan denn. Dann lösen wir den Fall eben jetzt.“
Watson: „Aber Chef – ich habe seit fünf Minuten frei!“
Holmes: „Mein lieber Watson, ich verspreche Ihnen, dass wir die Lösung in weniger als zwei Stunden haben. Packen Sie die erweiterte Ausrüstung ein und holen Sie schon mal den Wagen.“ (Schwarzlicht, Laserpointer)
Erste Spur
Holmes: „Nun, haben Sie eine Idee, Watson?“
Watson: „Aaalso ... Wenn er mit einem Fahrrad unterwegs war, wird er hier wohl abgestiegen sein.“
Holmes (verblüfft): „Woher wissen Sie das …“
Watson: „Es wird auf diesem Schild von ihm verlangt, Sir.“
Holmes: „OK. Gut. Nicht schlecht. Aber das gilt für die Gegenrichtung.“
Watson: „Lord Ackroyd war nicht sehr helle.“
Holmes: „Wenn schon: hilft uns das weiter?“
Watson: „Nein, Holmes. Aber ich glaube, dass wir von nun an sehr helle sein müssen.“
Holmes: „Und einen Blick haben für die kleinen Dinge am Wegesrand, Watson! Ich habe das Gefühl, dass uns das ein gehöriges Stück voranbringen wird.“
Schauen Sie genau hin, Watson
Watson: „Was macht Sie so sicher, dass er hier langgekommen ist, Sir?“
Holmes: „Es ist die einzige Möglichkeit. Wir wissen, dass er ein Fahrrad geschoben hat. Als stilbewusster Mann wird er große Straßen daher gemieden haben. Also kommt nur dieser Weg in Frage.“
Watson: „Aber der führt geradewegs ins Dickicht.“
Holmes: „Mein lieber Watson, Sie müssen lernen, Fakten zu ignorieren, wenn sie nicht zu Ihrer These passen. Außerdem habe ich hier etwas entdeckt.“
Watson: „Das hier? Aber das ist doch nur …“
Holmes: „… ein leuchtendes Beispiel für Ihre Kurzsichtigkeit, Watson. Reichen Sie mir bitte die Lesebrille.“
Der Beweis
Watson: „Das ist der Beweis.“
Holmes: „Beweis wofür, Watson?“
Watson: „Dass wir es mit Mord zu tun haben. Murder!"
Holmes: „Woraus schließen Sie das?“
Watson: „Das steht hier. Allerdings …“
Holmes: „Reichen Sie mir die Fackel, Watson.“
Watson: „Die alleine wird Ihnen diesmal nicht weiterhelfen, Holmes.“
Holmes: „Ich meine die Spezialfackel. Sie wissen schon.“
Watson: „Hier.“
Holmes: „Danke. Hmm. Aha! Sehen Sie? Aber seltsam … irgendwie ergibt das für mich keinen Sinn … Das sind keine Koordinaten. Was ist das nur für ein eigenartiger Code?“
Watson: „Aber … Holmes! Erinnern Sie sich an den Fall mit dem Seite 13-Mörder aus dem Jahr 2005? Mit diesem portugiesischen Seefahrer?“
Holmes: „Elementary, my dear fellow! Sie sind ein Teufelskerl!“
Watson: „Danke, Sir. Aber irgendetwas an diesem Objekt irritiert mich … Wenn ich nur wüsste, was?“
Der Grabhügel
Watson: „Durch diese hohle Gasse muss er gekommen sein.“
Holmes: „Sie erstaunen mich erneut, Watson. Aber Ihre Belesenheit wird Ihnen in diesem Fall nicht weiterhelfen.“
Watson: „Holmes, Sie unterschätzen mich schon wieder. Ich sage Ihnen: Wir müssen den Pfad der Tugend finden, sonst wird uns niemals ein Licht aufgehen.“
Holmes: „Watson, Sie sind mir ein Rätsel. Aber sch*** drauf. Nehmen wir nun den linken oder den rechten Hohlweg um diesen Grabhügel herum?“
Watson: „Sehen Sie denn wirklich nicht das Licht am Ende des Tunnels, Holmes?“
Der Fingerzeig
Holmes: „Aha! Jetzt fängt der Fall an, interessant zu werden!“
Watson: „Sie meinen …“
Holmes: „Ja. Wir haben jetzt ein mögliches Motiv. Ackroyd war ganz offensichtlich bei weitem nicht der feine Lord, der zu sein er vorgegeben hat.“
Watson: „Ich verstehe nicht …“
Holmes: „Nun, Watson, welcher Herr von Welt trägt derart mondäne Ringe und legt roten Nagellack auf, bevor er sich auf sein Fahrrad setzt, um in der Nacht zu verschwinden?“
Watson: „Äh …“ (steckt seine Hände in die Hosentaschen) „Aber wofür ein Motiv? Wir haben noch nicht mal eine Leiche.“
Holmes: „Sie müssen zugeben, dass diese Aussage zumindest auf etwa 0,5 Prozent Lord Ackroyds nicht mehr zutrifft.“
Watson: „Und jetzt? Sollen wir einen Abdruck nehmen?“
Holmes: „Watson: Sie verstehen schon wieder nicht. Wir haben hier weit mehr als einen Fingerzeig!“
Mordwaffe
Watson: „Ist das aber ein niedlicher …“
Holmes: „Vorsicht!“
Watson: „Was denn …“
Holmes: „Ich habe Grund zu der Annahme … Watson, geben Sie mir das Amphibien-Bestimmungsbuch. Das große, zehnbändige. Es ist in Ihrem Rucksack.“
Watson: „Hier.“
Holmes: „Aha! Dachte ich‘s mir doch. Das ist ein Exemplar der Gattung Phyllobates terribilis. Jede Berührung ist tödlich. Sie verdanken mir Ihr Leben, Watson.“
Watson: „Ein Pfeilgiftfrosch? Die Tatwaffe? “
Holmes: „Mehr als das. Ein Teil der Lösung.“
Watson (murmelnd): „Seltsam …“
Schusskanal
Holmes: „Watson, ich korrigiere mich. Der Frosch war gar nicht tödlich.“
Watson: „Wie kommen Sie darauf?“
Holmes: „Weil Lord Ackroyd erschossen wurde. Der Schütze hat hier im Gras gelegen. Und hier muss er die Flinte abgestützt haben.“
Watson: „Oder man hat einen vergifteten Mann erschossen, um uns in die Irre zu führen.“
Holmes: „Was im Ergebnis auf dasselbe hinausliefe, Watson. Ich bin nicht vom CSI. Mir ist egal, ob Ackroyd vergiftet, erschossen, erhängt oder schockgefroren wurde. Ich soll ihn nur finden.“
Watson: „Sie meinen – wenn wir wissen, wohin der Schütze gezielt hat, finden wir das Opfer?“
Holmes: „Norden oder Süden, Watson? Was sagen Sie?“
Lord Ackroyd
Watson: „Passen Sie auf Holmes! Wer zu hoch steigt, der kann tief fallen. Oh – wir sind also zu spät gekommen.“
Holmes: „Was um alles in der Welt veranlasst Sie zu dieser Annahme, Watson?“
Watson: „Ganz einfach: Die Würmer haben ihr Werk schon verrichtet. Es ist fast nichts mehr da.“
Holmes: „Da haben Sie wohl recht. Viel ist nicht mehr übrig von diesem armen Kerl. Aber vergessen Sie niemals, dass auch die Toten noch zu uns zu reden vermögen. Wir müssen ihnen nur zuzuhören wissen.“
Watson: „Sie meinen, dass ... oh mein Gott, das ist so ekelhaft …“
Holmes: „Sehen Sie: Ich glaube, wir sind noch nicht am Ende dieses Falles angelangt, Watson. Jetzt haben wir auch das wahre Motiv: Der Schatz von Tombstone House! Lord Ackroyd muss ihn dabei gehabt haben, um ihn seiner Cousine Gräfin de Winter zu überreichen, mit der ihn eine geheime Affäre …“
Watson: „Und der Nagellack …“
Holmes: „Genau, Watson. Das war gar nicht Lord Ackroyds Finger.“
Watson: „Wieso hat er uns dann hierhin geführt?“
Holmes: „Ackroyd ist derselben Spur gefolgt wie wir, Watson. Ich fürchte, wir haben eine zweite Leiche zu gewärtigen.“
Der Schatz
Watson: „Und nun, Holmes? Diese Ruine ist ja riesig. Wo sollen wir suchen?“
Holmes: „Wir müssen die Zeichen richtig deuten und darauf achten, dass uns niemand ein X für ein U vormacht. Irgendwo hier muss der Mörder Lord Ackroyds Lady de Winter vergraben und den Schatz deponiert haben.“
Watson: „Aber warum?“
Holmes: „Ich verstehe es auch nicht. Suchen wir einfach weiter.“
Epilog
Watson: „Holmes …“
Holmes: „Ja, Watson?“
Watson: „Ich weiß jetzt, was mich vorhin so irritiert hat.“
Holmes: „Schießen Sie los, mein treuer Freund.“
Watson: „Die Geschichte von Roger Ackroyd wurde von Agatha Christie geschrieben.“
Holmes: „Und?“
Watson: „Wir sind von Doyle, Sir. Sir Arthur Conan Doyle.“
Holmes: „Wollen Sie damit sagen … dass wir in dieser Geschichte gar nicht vorkommen? Dass wir uns die ganze Mühe hätten sparen können? Und ich mein Tweed-Jacket nicht hätte einsauen müssen, um … Verdammt! Das erklärt das Pfeilgift! Das wäre niemals Doyles Stil gewesen!“
Watson: „Da kommt jemand!“
Hercule Poirot: „Immerhin haben Sie Wort gehalten, Sir. Genau zwei Stunden. Darf ich Sie bitten, den Tatort nicht zu verlassen …“
Watson: „Wer sind Sie denn?“
Holmes: „Ich habe es geahnt. Sie haben uns eine Falle gestellt …“
Poirot: „Nein, das war Klaus Kinski. Ich habe lediglich …“
Watson: „Da kommt schon wieder jemand!“
Poirot: „Merde! Schatzsucher. Hier kommen in letzter Zeit ständig welche vorbei …“
Holmes: „Verstecken wir uns!“