Neulich ist mir eine Geschichte aus meiner
Jugend eingefallen:
Ich war damals achtzehn und
hatte gerade meinen Führerschein gemacht. Es ereignete sich an
einem Abend in meiner Stammkneipe in Schwerte. "Old Inn" hieß das
Lokal und war eigentlich ein Pub, so etwas zwischen Disco und
Kneipe, aber man tanzte dort nicht. Damals war der Begriff "Pub"
noch nicht so geläufig wie heute.
Ich saß also mit drei Freunden bei leichten Getränken und wir
plauderten, wie fast an jedem Abend, wahrscheinlich über Käfer,
Enten und sonstiges Getier. Vielleicht ging es auch mal wieder um
Additive im Motoröl.
Es war die Zeit der D-Mark,
die später nur noch ca. 51 Eurocent wert war. Und im Osten hatte
man noch die DDR-Mark, Trabant und Wartburg, aber das interessierte
uns damals nun gar nicht. Ich hatte einen Käfer in Diamantblau
(siehe Hintergrundbild) mit schlappen sechsunddreißig
Pferdestärken, der es auf gut 115 km/h brachte, wenn man ihn nicht
quälen wollte. Da war es fast gleich, ob man Landstraße oder
Autobahn befuhr. Aber zurück zur Geschichte.
Im Laufe des Abends fiel
mir dieses nette Mädel am Nachbartisch auf. Hin und wieder linste
ich rüber und ich bemerkte, daß auch sie mir zeitweise einen Blick
gönnte. Sollte sich da eine neue Bekanntschaft (oder so) anbahnen ?
Aber wie sollte ich es anstellen ? Einfach den Tisch wechseln und
den Bagger anwerfen hätte nur meine Freunde amüsiert. Geduld war
gefragt. Gefühlte drei Stunden später löste sich unsere und kurz
danach auch ihre Runde auf. Sie blieb allein am Tisch sitzen. Ich
nahm mein Herz in beide Hände, setzte mich an den Nebentisch zu ihr
und sprach sie an.
Wir redeten über dies und
das, nichts von Belang. Jetzt galt es den Anschluß nicht zu
verlieren und ich lud Sie ein: "Darf ich Dir meine
Briefmarkensammlung zeigen ?". Und sie sagte : "Ja, gern !".
Aufruhr in meinem Körper: Schmetterlinge badeten in Dopamin und
Serotonin mit einem kleinen Schuß Adrenalin. Wir zahlten und fuhren
zu mir nach Haus; natürlich mit meinem diamantblauen Käfer. Daheim
angekommen einigten wir uns sehr schnell auf ein gemeinsames
Getränk. Sekt mußte es sein. Mit einem sanften Plopp löste sich der
Korken aus der Umarmung des Flaschenhalses. Kleine Perlen tanzten
im Glas und räkelten sich nach oben in die Freiheit. Und dann ihre
Frage: "Was ist nun mit der Briefmarkensammlung ?". Damit hatte ich
nicht mehr gerechnet. Aber wenn es jetzt sein muß, dann sollte es
sein. Ich holte das Album aus dem Schrank, klappte es auf und sah
was geschehen war. Mein kleiner Bruder hatte mit den Marken
gebastelt und gemalt. Welch eine Blamage. Sie hat es mir sogleich
verziehen und es wurde dann doch noch ein wunderschöner Abend.
Für Euch habe ich das Album
aufgehoben.
Deine Lösung prüfts Du
hier.
P.S. Ich habe bei der Geschichte vielleicht
etwas geflunkert.