Wenn Brutus vollgefressen war, war alles okay.
Verspürte der Hund, ein reinrassiger Rottweiler erster Güte, jedoch
auch nur die Ahnung eines Anfluges von Hunger, war Schluss mit
lustig. Dann war schnelles Handeln angesagt, denn es hieß: entweder
Dosenfutter oder die Hand des Herrchens - Hauptsache Fleisch.
Leider hatte das Herrchen aber an diesem schönen
Tage, der nicht hätte besser laufen können, vergessen besagtes
Dosenfutter einzukaufen. Da wurde Brutus, verständlicherweise,
etwas sauer und reagierte, wie es sich für einen
Zuchtsieger-Rottweiler gehörte: er gab dem Herrchen einen kurzen
Vorsprung (der Fairness halber) und machte sich dann
schnellstmöglich "auf die Pfoten", um sich die wohlverdiente Hand
(oder ein anderes schmackhaftes Körperteil) des Herrchens zu
holen.
Nur gut, dass das Herrchen geheime Verstecke für
kleine Snacks entlang der täglichen Gassi-Runde eingerichtet hatte.
Wohlweislich, wie sich jetzt herausstellte. Vielleicht würde das
Herrchen Brutus so beruhigen können, oder zumindest eine seiner
beiden Hände vor den Fängen seines Hundes retten können.
In vollem Sprint startete er also los, zur
ersten Station, um sich dort Anweisungen für die weiteren Verstecke
entlang des Weges zu holen.
Brutus war ihm schon dicht auf den Fersen,
Herrchen keuchte dank Raucherlunge schon nach wenigen Metern, war
aber fest entschlossen, seine Gliedmaßen nicht kampflos aufzugeben.
Irgendwo hatte er ein riesiges Steak deponiert, er war sich nur
nicht mehr sicher, wo.
Wenn er das erreichen würde, bevor ihn Brutus zu
fassen bekam, dann wäre der Hund zufrieden, der Haussegen hinge
nicht mehr schief und er würde nie wieder vergessen, Hundefutter
für Brutus einzukaufen.
Damit Brutus nicht selbst während der
Gassi-Runden im Wald an die Leckerchen kam, hatte Herrchen sie
clever und/oder in einiger Höhe versteckt.
Deshalb hatte er sich, kurz bevor er im
Laufschritt das Haus verlassen hatte, schnell noch sein Kletterzeug
gepackt, unter anderem das 50-Meter-Seil und das Equipment für den
Auf- und Abstieg an selbigem. Außerdem hatte er sein Handy dabei,
denn man konnte ja nie wissen.
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