Entstehung
Die Mausefalle wurde ursprünglich nicht als Theaterstück,
sondern als Radiohörspiel konzipiert. Die damalige Queen Mother
Mary, bekannt als Queen Mary, wurde 1947 in einem Interview
gefragt, was sie sich zum Geburtstag wünschen würde, wenn sie frei
wählen dürfte. Die Queen antwortete darauf: „A play of Agatha
Christie.“ (deutsch „Ein Stück von Agatha
Christie“). Agatha Christie verfasste daraufhin das Hörspiel
Three blind mice (deutsch Drei blinde Mäuse) zu ihren Ehren.[1] Das
zwanzigminütige Hörspiel wurde am 26. Mai 1947, dem 80. Geburtstag
von Queen Mary, von der BBC gesendet. Der Titel bezieht sich auf
einen bekannten englischen Kinderreim, der im Stück vom Mörder
gesungen wird.
Agatha Christie arbeitete das Hörspiel später zunächst in einen
Kurzkrimi und dann in ein Bühnenstück mit zwei Akten um. Nach
Abschluss der Arbeit stellte sie fest, dass es ein Theaterstück mit
dem Titel Three blind mice bereits gab. Der neue Name The Mousetrap
ist eine Anleihe an Shakespeare und stammt aus dem dritten Akt von
Hamlet, in dem eine Theatergruppe ein „Stück im Stück“
vorführt. Hamlet antwortet auf die Frage von Claudius, welches
Stück gespielt werde, „The mouse-trap“. Tatsächlich
heißt das Stück The Murder of Gonzago; Hamlet spielt mit seinen
Worten auf die Falle an, die er Claudius stellt, indem er ihn durch
die Vorstellung mit seinen Taten konfrontiert. Die Idee, dieses
Zitat als Titel zu verwenden, kam Christies Schwiegersohn Anthony
Hicks, dem zweiten Ehemann ihrer Tochter Rosalind.
Die Rechte an der Mausefalle schenkte sie ihrem damals sieben
Jahre alten Enkel Mathew Prichard zum Geburtstag, der sie bis heute
innehat. Alle Einnahmen aus dem Stück fielen schon zu ihren
Lebzeiten ihrem Enkel zu.
Uraufführung
Agatha Christie wählte Peter Saunders als Produzenten, der
gerade ihr Stück The Hollow (dt. Das Eulenhaus) erfolgreich auf die
Bühne gebracht hatte. Saunders wurde in der Folge zu einem engen
Freund, und er zeichnete nicht nur für den Erfolg der Mausefalle,
sondern zukünftig auch vieler weiterer Christie-Aufführungen
verantwortlich. Für seine Autobiografie The Mousetrap Man verfasste
Agatha Christie später das Vorwort.
Saunders gelang es, Richard Attenborough für die Rolle des
Sergeant Trotter und dessen Frau Sheila Sim als Mollie Ralston zu
gewinnen. Die Regie übernahm der renommierte Theaterregisseur Peter
Cotes. Die Uraufführung fand im Oktober 1952 in Nottingham statt,
sie war ein achtbarer, aber kein außergewöhnlicher Erfolg. Agatha
Christie überarbeitete das Skript anschließend noch einmal und
reduzierte die Komik zugunsten der Spannung. Sie ging davon aus,
dass die Mausefalle gute Chancen hatte, acht Monate lang zu
laufen.[2]
Die Premiere im Londoner West End fand am 25. November im New
Ambassadors Theatre statt, und bekam überwiegend gute Kritiken. In
den ersten drei Monaten war das Theater ausverkauft.
Handlung
Die Handlung folgt dem Muster eines klassischen Whodunit. Mollie
Ralston hat das alte Haus Monkswell Manor geerbt und eröffnet
gemeinsam mit ihrem Ehemann Giles eine Pension. Bei den
Vorbereitungen hören sie im Radio vom Mord an Maureen Lyon, der in
London geschehen ist, und die Beschreibung des Täters, der am
Tatort gesehen wurde. Zur Eröffnung haben sich vier Gäste angesagt,
der junge, etwas sonderbare Architekturstudent Christopher Wren,
die gestrenge altjüngferliche Mrs. Boyle, die distanzierte Miss
Casewell und der pensionierte Offizier Major Metcalf. Mr.
Paravicini überschlägt sich in der Nacht mit seinem Auto in einer
Schneewehe und findet ebenfalls in der Pension Unterschlupf. Das
Wetter verschlechtert sich weiter, bald sind die Straßen nicht mehr
befahrbar und das Haus völlig von der Außenwelt abgeschnitten.
Mollie Ralston erhält einen Anruf von Superintendent Hogben, der
ankündigt, dass bald einer seiner Polizisten in der Pension
ankommen wird, ohne zu erklären, warum. Tatsächlich schlägt sich
Sergeant Trotter mit Skiern zu den Eingeschlossenen durch. Kurz
nach seiner Ankunft ist auch die Telefonleitung tot.
Trotter informiert die Eingeschlossenen, dass die Adresse der
Pension im Notizbuch des flüchtigen Mörders von Maureen Lyon
gefunden worden ist. Im Notizbuch hat man außerdem den Hinweis
„Drei blinde Mäuse“ entdeckt und an die Leiche geheftet
einen Zettel mit der Aufschrift „Das war die erste“. Er
vermutet, dass der Mörder sich bereits im Haus aufhält. Außerdem
deckt er die wahre Identität von Maureen Lyon auf: Sie hieß
tatsächlich Maureen Stanning, und war erst kürzlich aus der Haft
entlassen worden, weil sie während des Krieges auf der nahen
Longridge Farm drei ihr anvertraute Kinder, die Geschwister
Corrigan, misshandelt und ein Kind sogar fahrlässig sterben hatte
lassen.
Bald stellt sich heraus, dass Mrs. Boyle als Mitarbeiterin des
Kriegsdienstes damals die drei Kinder der Familie Stanning zuwies.
Kurz darauf wird sie erwürgt in der Bibliothek gefunden. Die Suche
nach dem Täter gestaltet sich schwierig. Die beiden überlebenden
Corrigan-Kinder, ein Junge und ein Mädchen, sind mittlerweile
erwachsen und niemand weiß, wie sie heute heißen und aussehen, auch
ihr Vater ist ein möglicher Täter. Damit geraten alle Gäste
gleichermaßen unter Verdacht, und auch die Ralstons, die beide
unabhängig voneinander am Tag des ersten Mordes heimlich nach
London fuhren. Trotter beschließt, das Verhalten aller Zeugen zum
Zeitpunkt des Mordes mit vertauschten Rollen nachspielen zu lassen,
um einer falschen Aussage auf die Spur zu kommen. Als sich alle auf
ihre Ausgangspositionen begeben haben, findet sich plötzlich einer
von ihnen allein mit dem Mörder in einem Raum wieder
Auflösung
Nach jeder Aufführung wird das Publikum aufgefordert, die Lösung
nicht zu verraten. Auch die Presse hält sich an dieses Abkommen.
Von Winston Churchill ist bekannt, dass er den Täter bereits in der
Pause erriet.[3]
Der Mörder ist Sergeant Trotter. Er war das älteste der drei
misshandelten Corrigan-Kinder und gab nur vor, ein Polizist zu
sein, um in das Haus zu gelangen. Den Anruf hatte er vorgespielt,
die Telefonleitung anschließend selbst gekappt.
Major Metcalf ist tatsächlich ein Undercover-Polizist. Er
verdächtigte Trotter von Beginn an und versteckte dessen Skier,
damit er nicht fliehen konnte. Außerdem bekam er von Miss Casewell
einen Hinweis auf die wahre Identität Trotters.
Miss Casewell ist Trotters Schwester. Sie lebte lange auf
Mallorca, bevor sie nach England zurückkehrte. Sie war auf der
Suche nach ihrem Bruder, hatte aber keine Mordabsichten.
Die Ralstons sind beide unschuldig. Sie unternahmen ihre
heimlichen Ausflüge nach London, um sich gegenseitig Geschenke zum
Hochzeitstag zu kaufen. Als ehemalige Lehrerin der drei Kinder
sollte Mollie das nächste Opfer von Trotter werden. Sie erhielt
damals einen Hilferuf der Kinder, konnte aber wegen einer Krankheit
nicht darauf reagieren.
Christopher Wren versuchte tatsächlich, sich zu verstecken, aber
nicht vor der Polizei, sondern vor der Armee, aus der er vor kurzem
desertiert war. Seinen Namen hatte er falsch angegeben, angelehnt
an den berühmten Architekten Christopher Wren.
Mr. Paravicini ist ein klassischer Roter Hering. Er wich den
Fragen aus, weil er auf dem Schwarzmarkt handelt.
Figuren
* Sergeant Trotter
* Mollie Ralston
* Giles Ralston
* Christopher Wren
* Mrs. Boyle
* Major Metcalf
* Miss Casewell
* Mr. Paravicini
Die Mausefalle ist ein Acht-Personen-Stück, das erste Opfer des
Mörders, Maureen Lyon, taucht nicht im Stück auf. Der Kurzkrimi
unterscheidet sich in einigen Punkten vom Theaterstück: Mollie und
Giles heißen nicht Ralston, sondern Davis mit Nachnamen, Maureen
Lyon heißt bürgerlich Gregg und nicht Stanning. Die Figur der Miss
Casewell kommt gar nicht vor. Außerdem war Mollie Ralston im
Theaterstück selbst die Lehrerin der Kinder, im Krimi war es ihre
ältere Schwester, mit der der Mörder sie verwechselte.
Zahlen und Rekorde
Ein Zählwerk, das alle Aufführungen seit der Uraufführung
zählt.
Mit einer Laufzeit von mittlerweile 56 Jahren (Stand 2008) ist
die Mausefalle das am längsten laufende Theaterstück der Welt. Am
1. Januar 2008 wurde das Stück zum 22957. Mal aufgeführt. Den
britischen Rekord brach sie bereits am 12. April 1958. Der
Schauspieler David Raven stand zwischen dem 22. Juli 1957 und dem
23. November 1968 4.575 Mal in Folge als Major Metcalf auf der
Bühne und steht damit im Guinness-Buch der Rekorde.[4] Seit Ravens
Tod wird die achtköpfige Besetzung auf Anweisung von Peter Saunders
jährlich gewechselt. Bis zum 50. Jubiläum im Jahr 2002 hatten
bereits 350 Schauspieler und 187 Zweitbesetzungen mitgewirkt. Nancy
Seabrooke war 15 Jahre und 6.240 Aufführungen lang Zweitbesetzung
und stellte damit ebenfalls einen Rekord auf, tatsächlich zum
Einsatz kam sie nur 72 Mal.[5]
Für den Erfolg machte Agatha Christie neunzig Prozent Glück und
die Tatsache, dass das Stück etwas von allem habe, verantwortlich.
Sie selbst hielt Witness for the Prosecution (deutsch Zeugin der
Anklage) für ihr bestes Stück. Aber auch Peter Saunders hatte durch
sein Vermarktungsgeschick großen Anteil am Erfolg. So wählte er für
die Aufführungen immer sehr kleine Theater aus, das New Ambassadors
hat lediglich 457 Plätze, das St. Martin’s mit 550 Plätzen
nur unwesentlich mehr. Seit 1958 feierte er alljährlich sogenannte
Mousetrap-Partys; im Londoner Savoy Hotel, um den Geburtstag des
Stückes zu feiern, und hielt es damit konstant in den Schlagzeilen.
Das Aufführungsverbot für den amerikanischen Broadway und
Australien sichert außerdem den Besuch von Touristen aus beiden
Ländern. Bereits Christies Ehemann Max Mallowan stellte in seinen
Memoiren fest, dass die Mausefalle für Touristen ebenso wichtig
geworden ist wie der Buckingham Palast und der Tower
Gehe zur Theaterbühne und suche den versteckten Hinweis für das
Finale.
Pass auf, dass Du nicht in die Falle tapst.