Denn tausend Jahre sind vor dir wie
Der Tag, der gestern vergangen ist,
und wie eine Nachtwache.
Als der alte Nago den jungen Ailja zum Jagen schickte, war die
Familie in Ihrer Höhle inzwischen am Verhungern. Der lange Winter
ging langsam zu Ende, alle Vorräte waren aufgebraucht. Ailja war
der älteste Sohn Nagos und war im letzten Sommer zum Mann geworden.
Erfolgreich hatte er alle Prüfungen des Stammes gemeistert und sein
Ruf als Bogenschütze war auch bis in die entlegenen Stämme des
Walds vorgedrungen.
Der Schnee lag hoch im Wald, die Bäche waren zugefroren, die
kleinen Seen von einer dicken Eisschicht bedeckt. Früh morgens, die
Sonne war noch nicht aufgegangen, kämpfte sich Ailja über die
verschneite Hochebene. Sein Hund Pago trottete neben ihm her, das
lange Fell war voll Eis, immer wieder versank er tief im Schnee und
musste sich kraftraubend durch einen Sprung aus den Verwehungen
befreien.
Der kalte Wind blies Ailja ins Gesicht, während langsam die
Sonne aufging und die kalte Winternacht den warmen Strahlen der
Sonne wich. Spuren einer Herde Rehe wiesen gen Süden und waren
einige Tage alt. Ailja hoffte, dass sie sich noch in der Talsenke
aufhielten und nahm Ihre Spur auf.
Pago wurde plötzlich unruhig und Ailja hielt inne. Die Schnauze
des Hundes wanderte hektisch umher, es war totenstill im Wald. Ein
plötzliches kurzes dumpfes Schnauben ließ die beiden erschauern.
Verzweifelt gingen Ailja, während er um sein Leben rannte, Bilder
der Umgebung durch den Kopf, panisch auf der Suche nach einer
Möglichkeit, den Pratzen des Höhlenbären zu entkommen. Der Bär
schien siegessicher Abstand haltend die Verfolgung aufzunehmen.
Ailja wies Pago an, den Abstand zu seinem Herren zu vergrößern,
um den schlimmsten Feind des Menschen für Sekunden zu verwirren,
war sich aber sicher, dass der Bär der Menschenfährte folgen
würde.
Das Schnauben des Bären, das dumpfe Auftreten der Tatzen auf den
verschneiten Waldboden, die Angst und die Gewissheit bald ins Reich
seiner Ahnen zu gelangen, machten es Ailja unmöglich, einen klaren
Gedanken zu fassen. Bilder seines 14 jährigen Lebens rauschten
durch sein Gehirn während sein Körper, jede Sehne und jeder Muskel
im Takt funktionierten. Dann ein Fall, ein Rutschen, Ohnmacht.
Stille.