Kleinspecht (Dendrocopos
minor)
Weichei
...dem Kleinspecht auf der
Spur
"Dieser niedliche
Specht ist einer der muntersten und gewandtesten seiner Gattung.
Mit großer Leichtigkeit hüpft er an den Baumschäften hinan,
umkreist sie, klettert auch, den Kopf stets nach oben, kleine
Strecken rückwärts und verfolgt Äste selbst bis auf die
fingerstarken Spitzen der Zweige hinaus. Er pickt und hämmert viel
an den Bäumen und ist im Zimmern der Löcher zu Schlafstellen oder
Nestern ebenso geschickt wie die größeren Arten, sucht sich dazu
jedoch immer weiche Stellen aus. Den, der ihn kennt, den hat er zum
Freunde." [Brehms Tierleben, 1922]
Dem obigen Motto folgend,
hat sich die IG Ornithologie Gohlis (IGOG) zum Ziel gesetzt, den
Kleinspecht zu erforschen und zu seiner Vermehrung
beizutragen. Seit 1992 wird durch die Mitglieder der IG jede
Kleinspechtsichtung im Nordraum Leipzigs akribisch erfasst und mit
Datum, Uhrzeit und Bild dokumentiert.
Kleinspechtsichtung an der B2, 14.04.09
10:03
Mit den vorhandenen Daten
wurden Rasterkartierungen vorgenommen, um den Aktionsraum des
Kleinspechtes genauer beschreiben zu können und eine
Bestandsschätzung vornehmen zu können, was sich jedoch als sehr
schwierig herausstellte.
Der Kleinspecht ist auf
Grund seiner geringen Größe und seiner Lebensweise in den
Baumkronen nicht leicht festzustellen, zusätzlich kann die Trommel-
und Rufaktivität individuell sehr verschieden sein, sodass vor
allem Einzelbrüter auch akustisch wenig auffallen. Vergleiche von
Stimmaufnahmen lassen jedoch den nicht sehr erfreulichen Schluß zu,
dass es sich im Leipziger Nordraum lediglich um ein Kleinspechtpaar
handelt.
Weiterhin geht aus den
bislang vorliegenden Untersuchungsergebnissen der IGOG
hervor, daß sich die Aktionsraumgröße des Kleinspechtes im
Jahresverlauf beträchtlich verändt und nahezu einem Idealkreis
entspricht. Insbesondere im Winter und zur Balzzeit
werden große Strecken zurück. So bewegen er sich in
Aktionsräumen von maximal 410 ha im Winter, was ungefähr einer
Fläche von 400 Fußballfeldern entspricht. Während der Balzzeit
verkleinert sich die genutzte Fläche weiter auf 300 ha
und kurz vor der Brut auf 192 ha . In der Brutzeit sammeln die
Kleinspechte die insektenreiche Nahrung für ihre Jungvögel in
durchschnittlich 30 ha großen Gebieten.
Leider gelang es bis heute
keinem Mitglied der IGOG die Nisthöhle eines Kleinspechts ausfindig
zu machen, um die Brutphase und Aufzucht der Jungen zu beobachten
und Beweise für die angebliche Polygynie zu sammeln.
Da Suchen (und Finden) jedem
Geocacher im Blut liegen sollte..... kannst Du der IGOG
helfen?
Der Vorstand der IGOG weist darauf hin, daß für die weitere Arbeit
der IGOG qualitativ hochwertige Nachweise des Nestfundes zwingend
erforderlich sind...am besten per Fotobeweis von Finder und
Nesthöhle.
Sichtung an der Max-Liebermann-Str, 08.04.09
16:40
Um Dich fachlich auf die
Suche vorzubereiten, anbei noch ein Crashkurs in Sachen
Ornithologie - speziell Kleinspecht:
Maße und Körpermasse
Die Länge des
Kleinspechtes variiert zwischen den Unterarten: Die Unterart D.
m. kamtschatkensis ist mit bis zu 16 Zentimetern die größte,
D. m. quadrifasciatus mit knapp 14 Zentimetern die kleinste.
Die Spannweite liegt zwischen 24 und 28 Zentimetern. Das
Gewicht beider Geschlechter schwankt zwischen 20 und 25
Gramm.
Alter
Der älteste Ringvogel in
Mitteleuropa war ein mind. 10-jähriges Weibchen in Schweden. Zudem
wurde in der Schweiz ein 7 Jahre und 3 Monate altes Exemplar
gefunden. Ein im Geburtsjahr beringter Vogel wurde nach etwa sechs
Jahren 60 Kilometer von Beringungsort entfernt
wiedergefunden.
Balz und
Paarbildung
Kleinspechte werden
am Ende ihres ersten Lebensjahres geschlechtsreif. Sie führen eine
Saisonehe, Wiederverpaarungen alter Brutpartner sind auf Grund der
Standorttreue der Art jedoch häufig. Ein loser Partnerkontakt
bleibt häufig auch während der Wintermonate bestehen. Sukzessive
Polyandrie, bei der ein Weibchen seine Eier in die Höhlen von zwei
Männchen legt, scheint nicht selten zu sein. Wie bei
den meisten Spechten sind sexuell motivierte Verhaltensweisen nicht
klar von territorialen und antagonistischen zu trennen. Die
Trommelaktivität und längere Rufreihen beginnen bei mildem
Winterwetter bereits wieder im Dezember, werden in der Folge
intensiver und erreichen im März ihren Höhepunkt. Schon im
Spätwinter können Weibchen darauf mit Annäherung und
Trommelantworten reagieren, worauf die Männchen eindrucksvolle,
gleitend-schwebende Schauflüge zeigen, bei denen in der Gleitphase
der Schwanz oft gestelzt ist. Oft führen diese Balzflüge zu einem
Baum mit einer bereits vorhandenen oder begonnenen Bruthöhle. Diese
wird vom Männchen mit geöffneten Schwingen und demonstrativem
Klopfen angezeigt; das Weibchen kann mit hängenden, zitternden
Flügeln folgen, gelegentlich hackt es auch symbolisch an der
Bruthöhle. Damit ist die Anpaarung vollzogen und es kommt bald
darauf, Ende März und im April, zu Kopulationen in der Nähe der
Bruthöhle.
Niststandort und
Höhlenbau
Der Kleinspecht zimmert
seine Höhlen fast ausschließlich in Bäume, die sich in einer
fortgeschrittenen Zerfallsphase befinden, sehr häufig auch in
abgestorbenen, oft recht dünnen Seitenästen. Als Nistbäume kommen
eine Reie von Baumarten in Frage, häufig sind es Laubbäume mit
weichen Hölzern, wie verschiedene Weidenarten, Pappeln, Erlen oder
Birken aber auch Niststandorte in Eichen sind belegt.
Auf Grund der Hinfälligkeit der jeweiligen Nistbäume wird meist
jedes Jahr eine neue Bruthöhle angelegt. Beide Partner arbeiten an
ihrer Fertigstellung, das Männchen allerdings intensiver als das
Weibchen. Kleinspechthöhlen befinden sich meist in
größerer Höhe von 5–8, nicht selten auch in über 20 Metern Höhe.
Die Höhle selbst ist bei einer Weite von durchschnittlich 10
Zentimetern 12–18 Zentimeter tief; mitunter werden jedoch auch
Nistkästen besiedelt.
Brutbiologie
Mit der Eiablage
beginnen die Kleinspechtweibchen Ende April. Sie legen im
Durchschnitt 5 Eier und beginnen nach dem letzten Ei mit der
Bebrütung. Da Schlupf- und Ausflugerfolg eher gering sind, fliegen
aus einem Nest durchschnittlich nur zwei bis drei Junge aus Noch
bis zu zwei Wochen werden die Jungvögel von jeweils einem
Elternteil geführt, bevor sich die Familien auflösen.
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