Geocaching soll insbesondere Augen öffnen für die Kleinigkeiten am Weg, die nicht jedem auffallen, es aber wert sind sich damit eingehender zu beschäftigen. Es wird daher Zeit, Trier einmal zur Zeit des Nationalsozialismus näher zu beleuchten. "Viel Spaß" kann ich Euch dabei leider nicht wünschen, aber ich hoffe es ist dennoch interessant und lehrreich.
Unbedarfte mögen denken, daß der Trierische Volksfreund aufgrund seines traditionell klingenden Namens ein entsprechend angehauchtes Blatt ist. Doch das Gegenteil ist der Fall, wurde er doch 1938 von den Nationalsozialisten, die auch in Trier Fuß fassten, verboten. Ein erschreckendes Detail der Trierer Stadtgeschichte ist die nicht erfolgte formale Aberkennung von Ehrenbürgertiteln, die an Nazis verliehen wurden, allen voran Adolf Hitler oder Bernhard Rust. Wenig positives gibt es zu berichten, aber es gab sie, die Zivilcourage der Trierer, wie z.B. die von Hans Eiden.
Dieser Cache führt Euch auf einem Weg durch die Trierer Innenstadt vorbei an vielen interessanten Orten direkt hinein in dieses üble Kapitel unserer Geschichte.
Wer hier eine tolle Dose mit viel Tauschkram erwartet wird absichtlich enttäuscht werden. Zum einen würde ich einen tollen Final dem Anlaß nicht als angemessen empfinden. Zum anderen stellt eine größere Dose ein grundsätzliches Sicherheitsproblem dar (auch wenn wir hier in Trier glücklicherweise von solchen Problemen bisher verschont blieben). Somit habe ich mich lediglich auf die Wahl des Versteckortes konzentriert und möchte Euch damit eine sehr interessante, eigentlich gut bekannte Lokation in Trier in diesem Kontext zeigen.
Wir beginnen im Internet, mit einem für den Cache nicht unbedingt notwendigen virtuellen Besuch des Holocaus-Mahnmals in Berlin. Dort vor Ort gibt es u.a. PC-basierte Recherchemöglichkeiten, die zu regionalen Orten des Grauens führen. Ein nahegelegener ist z.B. das ehemalige SS-Sonderlager Hinzert, in dem zahlreiche Gefangene aus der Region, insbesondere aus Luxemburg und Trier, untergebracht waren, meist auf dem Weg in die Konzentrationslager. Die Internetrecherche ist nicht erfoderlich, aber empfehlenswert für weitere Hintergründe zu diesem Cache. Außerdem sollte man wissen, daß eine Internetrecherche der Wegpunkte im Einzelfall zu falschen Ergebnissen führen wird, da dort nämlich nicht alles wie vor Ort wiedergegeben ist.
Neben den Stationen sind auch noch weitere historisch relevante Wegpunkte markiert, an denen jedoch keine Frage beantwortet werden muß. Man kann sie so aber recht gut in die Strecke mit einbauen. Los gehts ...
Station 1: Gestapo
Das große, graue Bahngebäude wirkt durch seine massive Architektur einschüchternd. Vor ein paar Jahren bin ich im "alten Naziflughafen" Berlin Tempelhof gelandet. Die typische Naziarchitektur versuchte besonders dort sehr eindrücklich über die Gewaltigkeit der Gebäude den Menschen einzuschüchtern. 1935 wurde die Gestapo hier stationiert, ein wie ich finde recht typisches Gebäude dieser Art, obwohl es bereits 1922/1925 erbaut wurde (danke an K&K Dynasty für diese Information). Es wurde sicherlich auch aufgrund seiner Lage in Bahnhofsnähe gewählt, von wo aus zahlreiche Gefangene den Weg in diverse Lager antraten.
A = Wertigkeit des fehlenden Buchstabens auf dem Schild (R?D)
Station 2: Sammelgefängnis
Im April 1942 wurde hier ein Sammelgefängnis für jüdische Frauen und Kinder eingerichtet. Über 400 Juden aus Trier wurden deportiert und fanden fast alle in den Konzentrationslagern den Tod.
B = Zweite minus dritte Stelle des Jahres, in dem durch die Stadt Trier die Gedenktafel errichtet wurde?
Station 3: Jüdische Geschäfte
Ab 1.4.1933 wurden die jüdischen Geschäfte boykottiert. Viele ahnten bereits voraus, daß dies noch ganz andere Ausmaße annehmen könnte, aber wer wollte oder konnte schon etwas tun? Und so nahm das Schicksal seinen Lauf und auch Trier war keine Ausnahme.
C = Wann wurde der jüdische Bewohner deportiert (einstellige Quersumme)?
Station 4: Zivilcourage
Als Generalfeldmarschall Göring unverhofft im Gasthaus Waldfrieden erschien grüßten alle bis auf zwei: Pfarrer Johannes Schulz und Dechant Josef Zilliken. Göring prahlte später vor Hitler damit, die beiden ins KZ geschickt zu haben, wo sie nun täglich seine an einem Stock aufgestellte Mütze grüßen müssen.
D = Geburtsjahr von Josef Zilliken (einstellige Quersumme)?
Station 5: Familie Wolff
Es ist für den normalen Verstand nicht zu fassen, wie umfassend hier ein Verbrechen begangen wurde, und läßt uns sprachlos zurück. Am Besten ist dies wohl nachzuempfinden an Einzelschicksalen, wie z.B. dem der Familie Wolff - nur eine Familie unter sehr vielen Opfern ...
E = Anfangsbuchstabe des Vornamens des jüngsten Familienmitglieds (A=1, B=2, ...)?
Station 6: Alte Synagoge
Die Reichskristallnacht machte auch vor Trier nicht halt und so wurde unter anderem die alte Synagoge ein Opfer der Flammen. Heute erinnert nur noch ein unscheinbarer Gedenkstein an den alten Standort.
F = Berechne anhand des Gedenksteins, wieviele Jahre die alte Synagoge hier stand und ziehe vom Ergebnis 70 ab.
Den Final findet Ihr dann bei N 49° 45.EBA E 006° 37.DFC und man sollte schon etwas groesser sein oder jemanden dabei haben. Bitte wieder gut verstecken!!!
Achtung: Cassy1 berichtet im März 2011, daß in der Nähe des Final an einem Baum nun ein Dosimeter befestigt ist. Der Cache ist nicht an einem Baum versteckt, bitte hier nichts öffnen/anfassen. Danke!
Je nach Tageszeit werdet Ihr eventuell etwas Glück mit den Muggels brauchen. Am Final kann es bedingt durch Reflexionen Empfangsprobleme geben. Es müssen selbstverständlich keine Privatgrundstücke betreten oder irgendwelche Richtlinien oder Gesetze verletzt werden. Wie bereits oben geschrieben kann es bei Recherche über das Internet in Einzelfällen unterschiedliche Ergebnisse geben, so daß in jedem Fall ein Besuch vor Ort empfehlenswert ist.
Viel Erfolg!