3. L
a n g e n h a r d t,
Die
niederen Berge umschanzen den Langenhardt wie eine Festung,
umschaaren ihn wie Unterthanen ihren Herrscher. Die Lahrer dringen
gewöhnlich durch den Ernet oder den Burghardt herauf; bequemer und
trockener geht es auf dem Bombacherweg von dem Schenkenbrünnlein an
den Alleen bis auf den Höhepunkt, dem neubauerschen Hof, dem
höchstgelegene und letzten gegen Seelbach, und mit dem wackerschen
der am meisten besuchte. Hier lagert man unter majestätischen
Eichen; ein wonnigliches Gefühl durchströmt die Brust der
Ankömmlinge. Sie sind überrascht; ihre Erwartung, so gespannt auch
die Flügel der Phantasie waren, wird übertroffen; es ist lauter
Schweizernatur, Schweizerluft, Schweizerwohnung.
Ohngefähr 12 Höfe nebst kleineren
Häusern liegen auf verschiedenen Bergpunkten zerstreut; einige
davon in dem, mit dem Langenhardt zusammenhängenden Hohenberg, und
gewähren Milch und Butter und ein vorzügliches Wasser. Auch floß
ehemals reichlich zur Milch der Honig. Kirschen laden im Sommer,
denn der Langenhardt läßt es an wenig Gutem fehlen; das Korn ist
schwerer als sonst, selbst der Waizen gedeiht trefflich. Auf den
kräuterreichen, gewürzigen Hausmatten weiden Schafe und Rinder. Auf
der Mittagsseite könnte man noch Reben pflanzen und ein Landgut
anlegen. Man könnte hier lange in der Jahreszeit glücklich weilen.
Bis gegen Martini oft scheint die Herbstsonne über dem, im Thal
wallenden oder zerfließenden, Nebelmeer. Zwischen den unteren
Waldungen schauen Lahr und die benachbarten Dörfer
durch.
In der
Ferne wogt der Rhein, und spiegelt sich die Vogesenkette mit dem
Ottilienberge und dem Straßburger Münster. Von dem rothgeziegelten
Schulhäuschen, auf einem Vorsprunge, nahe dem Hohenberg, läßt sich
mit Schauerlust in die Bergklüfte herabschauen. Auf welcher Seite
man sich auch zur Abwechslung zurückwendet; so blüht uns neues
Vergnügen. Auf dem Weg über den Bergrücken geht es durch den
schattigen, bald lichteren bald dichteren Buchenwald, und zuletzt
über den, wenn man das Sanftere will, Birslinsberg, nach Seelbach
geradezu; oder man wendet sich dahin durch das Litschenthal. Hier
in der Wirthsküche selbst sprudelt für den Wassertrinker - denn
diesen, als einen guten Bruder, verliere ich nie aus dem Auge - ein
sehr milder, trefflicher Quell, und hat man dem Wirthe nur kurz
vorher von der Ankunft Kunde gegeben, so wird er zu dem edeln
Getränke, womit er wohl versehen ist, wir meinen zu dem edlen
Getränke aus dem Keller, da Alles seine Zeit hat, auch das
Wassertrinken seine Zeit hat, eben so edle Fische
setzen.
Auch
der Waldpfad über Sulz ist bezaubernd schön. Dieser ebenfalls
weitere Rückzug vom Langenhardt wird reichlich von er Natur
vergütet. Wenn die Mittagsseite uns für Lahr und seine Umgegend
begeistert, so nicht minder die dicht anschmiegende Morgenseite;
zuerst das ....
Originaltext
aus "Die Naturherrlichkeit von Lahr und Umgebung" von Chr. L.
Fecht, Dekan in Lahr 1846
In
diesem 36-seitigen Bändchen stecken zahlreiche naturherrliche
Beschreibungen,
die ich
der pioniergeistigen Aufmerksamkeit der Cacher-Gemeinde in
zweckdienlichem Maße
und in
angemessener Form darzureichen gedenke.
Es wäre dem naturverträumten Dekan Fecht nie in
den Sinn gekommen, dass rund 100 Jahre nach dem Erscheinen seines
Büchleins der Langenhardt zu einem militärischen Übungsgelände
werden würde. Diese Epoche ist inzwischen auch wieder vorüber und
eine martialische "Wagenwaschanlage" schlummert ihrem Zerfall
entgegen.
Bitte behandelt den
Cache mit Sorgfalt und tarnt Ihn wieder mit Gefühl und Verstand, so
dass andere auch ihren Spaß dran haben.