Berliner
Wassertürme II
by sponti & murphy_23
Dies ist nun der zweite Cache unserer Serie
die sich den wunderschönen Wassertürmen Berlins widmet.
Dieser Wasserturm auf dem Friedhof Bergstraße hat eine
etwas bizarre Geschichte.
Der erste Wasserturm in Steglitz war der auf dem Fichtenberg, in
dem heute die Meteorologie der FU sitzt. Der gehörte aber nicht
Steglitz, sondern Wilmersdorf, und Steglitz hat von Wilmersdorf das
Wasser gekauft. Das gefiel den Steglitzern nicht, und sie
beschlossen, sich davon unabhängig zu machen. Dazu wurde dieser
Wasserturm auf den „rauhen Bergen“ beginnend 1913
nach Plänen des Regierungsbaumeisters
Hans Heinrich Müller errichtet.
Für das Wasser schloss Steglitz einen Vertrag mit Lichtenberg, nur
wurde die Wasserleitung von Lichtenberg nach Steglitz nicht fertig
bis 1919, als der Turm fertig gebaut war. 1920 kam Steglitz zu
Groß-Berlin und hatte keinen Grund mehr für eine unabhängige
Wasserversorgung. Nun hatte man aber diesen fertigen Wasserturm da
stehen, und was nun? Eine Nutzung als Urnenhalle für den inzwischen
bis dahin ausgeweiteten Friedhof wurde geplant, aber nicht oder nur
kurz verwirklicht. Später sollte der untere Bereich des Turms als
Kriegsheldenruhmeshalle genutzt werden, das fand aber auch nicht so
recht statt.
Die für eine dieser beiden Nutzungen vorgesehenen Nebengebäude
sieht man auf einem Stadtplan von 1943 angedeutet. Sie wurden nach
dem zweiten Weltkrieg wieder abgerissen.
Inzwischen war die Wohnsiedlung Walsroder/Worpsweder/Wilseder
Straße entstanden, die Wilseder Straße dabei so angelegt, dass sie
direkt auf diesen Turm zugeht; entsprechend dazu ist das Ensemble
am Eingang der Straße vom Steglitzer Damm aus zu einem Platz
erweitert.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Plattform des 40m hohen Turms als
Flak-Beobachtungsposten genutzt. Die Alliierten bekamen das mit und
versuchten, den Turm zu zerstören. Sie zerstörten aber nicht den
Turm, sondern "nur" eine Reihe der umliegenden Wohnhäuser; deshalb
stehen zum Beispiel im nördlichen Teil der Wilseder Straße nicht
mehr die ursprünglichen Häuser von ca. 1930, sondern Neubauten aus
den fünfziger oder sechziger Jahren. Das kann man auf dem
"Schlafzimmerbild" sehen.
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es tatsächlich eine kurze Zeit, in
der der Turm wirklich als Wasserturm genutzt wurde. Dann wurde die
Wasserversorgung aber so umgestellt, dass der Wasserdruck durch
Pumpen hergestellt wurde, und der Turm hatte wieder keine Aufgabe
mehr. Er begann zu verfallen und musste schließlich durch Zäune
abgesperrt werden, um keine Gefahr darzustellen.
In den neunziger Jahren fand sich der Verlag A.T.I.
Arzneimittelinformation Berlin GmbH, in Zusammenarbeit mit dem
Bezirk Steglitz den Turm für eine eigene Nutzung zu sanieren und
restaurieren. Das Ergebnis ist außerordentlich gelungen, wie man
sehen kann.
Dieser Cache dürfte
nicht ganz so leicht wie der erste dieser Serie zu finden sein. Der
Wasserturm ist erstens von einer Firma besetzt und zweitens kann
man hier schnell die Augen neugieriger Friedhofbesucher auf sich
ziehen. Daher raten wir den Cache entweder abends oder am
Wochenende zu suchen. Öffnungszeiten konnten auch nach genauerer
Suche nicht ausfindig gemacht werden. Ansonsten müssen wir euch,
denke ich, nicht sagen wie man sich auf einem Friedhof zu verhalten
hat.
Wir möchten euch bitten
beim bergen des Caches vorsichtig zu sein, damit er nicht nach dem
dritten Mal hinüber ist. Außerdem solltet Ihr was zum hebeln
mitbringen.
Also viel Spaß wünschen
sponti & murphy_23