Dies ist die Geschichte von einem Geist, der schon seit
vielen Jahren glücklich in einem um 1748 erbauten schönen, nicht
allzu großen, aber durchaus ansehnlichen Schloss lebte. Er kam
damals eher zufällig hierher, da es im Süden von Berlin ein
stattliches Schloss gab, welches genau den gleichen Namen trug wie
das kleine Schloss, in dem er nun lebte. Als er damals an der
Haustür schellte, wunderten sich die Herrschaften zwar über seine
Ankunft – fragten aber nicht weiter und da auch nichts
dagegen sprach, dass in ihrem schönen neuen Heim auch ein Geist
leben wollte, wurde er eingelassen, bald von allen geliebt und
immer gern gesehen.
Doch dann eines Tages wurde das hübsche kleine Schloss
verkauft. Er wollte sich mit den neuen Eigentümern anfreunden, aber
die neuen Herren wollten ihr Domizil mit dem alten Geist nicht
teilen und wollten ihn so schnell als möglich loswerden.
Beim ersten großen Empfang wurde natürlich die
Anwesenheit des Geistes erwähnt und die Gäste wurden neugierig. Zu fortgeschrittener Stunde - es
war schon viel Wein geflossen - machten sich einige auf, um den
Geist zu suchen.
Kunow, so hieß der etwas klobig wirkende, aber überaus
liebenswürdige, gemütliche Geist, war zu Lebtagen schon immer auf
sein leibliches Wohl bedacht und so hielt er sich auch heute noch
gern in der Küche auf und träumte von vergangenen Tagen.
Als die tosenden Gäste ihn nun hier vor dem Kaminofen,
auf dem noch ein Teekesselchen vor sich hin dampfte, fanden,
eröffneten sie sogleich die Hatz. Es sollte Kunows letzter Abend in
seinem Schloss gewesen sein.
Kunow sprang auf, sauste aus dem Fenster, ließ das
Schloss hinter sich und flüchtete in den Schlossgarten. Die
Verfolger waren ihm dicht auf den fransigen Versen – er war
eben nicht mehr der Jüngste. Eine kleine Brücke führte vom Garten
in den Schlosspark und als er keuchend auf ihr kurz innehielt sah
er, wie das Wasser geheimnisvoll im Boden verschwand. Er hatte nun
schon sein geliebtes Heim verloren, die Verfolger waren nah und so
dachte er nicht mehr nach, blickte in den Strudel und sprang. Er
wusste nicht warum, aber er hatte ein gutes Gefühl.
Es galten für Kunow schon lange nur noch wenige
physikalische Gesetze und so wunderte er sich nicht, dass er
unterirdisch gegen den Strom in völliger Leichtigkeit
dahinschwebte. Nach ungefähr 290 Metern in südlicher Richtung wurde
er von dem geheimnisvollen Strom durch eine kleine Quelle wieder
freigegeben.
Hier saß er nun, verweilte kurz, lauschte in die Nacht
und stellte fest, dass seine Verfolger nicht mehr zu hören waren
und die Suche vermutlich aufgegeben hatten.
Wo sollte er jetzt nur hin? Er seufzte und da kam ihm
der alte Pavillon seiner geliebten alten Herrschaften in den Sinn.
Hier hatte sein Herr und seine Herrin viele Nachmittage gesessen
und romantische Stunden verbracht. Dort würde er hin gehen, dort
würde ihn niemand finden.
Nun kam ihm aber in den Sinn, wie einsam sein
Leben werden würde und er beschloss
eine Botschaft zu hinterlassen, die nur
Wesen erreichen würde, die reinen Herzens sind und ihm keinen
Schaden zufügen oder sein Versteck verraten würden. Und so geschah
es dann auch.
Er blicke ein letztes Mal zurück, sah schwach die
Lichter des Schlosses durch die Bäume blinzeln und machte sich
wehmütig auf zum Pavillon.
Hier würde er nun leben und hoffte, zuweilen von dem
Einen oder Anderen vielleicht auch von Dir aufgesucht zu werden, um
ein wenig über die alten Zeiten zu plaudern.
Bevor Ihr mich besuchen könnt, müsst Ihr erst mal
herausfinden wo sich mein Schloss befindet.
Sucht dann den beschriebenen Ort. Ihr braucht die
Nachricht nicht zu suchen – sie wird
Euch finden!